Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename - Cobra

Codename - Cobra

Titel: Codename - Cobra
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
zog sichtbar den Kopf ein. »Er ... er ist vierundzwanzig, im Mai ist er vierundzwanzig Jahre alt geworden.«
    »Und warum hat er sich mit seinen Problemen nicht an die Polizei oder euren Vater gewandt?«, bohrte Justus weiter.
    Die erste Träne quoll wieder aus Julias Augenwinkel. »Ich ... ich weiß es doch nicht«, schluckte sie. »Vielleicht, vielleicht weil die immer sagen, dass Teddy, dass Teddy –« Heftig schluchzend brach Julia ab und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen.
    Mit kurzen, schnellen Blicken verständigten sich die drei Detektive untereinander, und jeder von ihnen dachte so ziemlich das Gleiche. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ein Vierundzwanzigjähriger, der seine kleine Schwester zu ihnen schickt, damit sie ihm helfen? Der Schwierigkeiten am Hals hat, die er aus irgendwelchen Gründen vor seiner Schwester verbirgt? Schwierigkeiten, die er der Polizei und seinem Vater nicht anvertraut, weil die über ihn irgendetwas sagen? Dass er lügt vielleicht? Dass er ein hoffnungsloser Fall ist? Oder Schlimmeres? Und dann kann er heute zwar selbst nicht kommen, will aber morgen an einem bestimmten Treffpunkt auftauchen?
    Das hörte sich nicht gerade Vertrauen erweckend an, fanden die drei. Womöglich bekamen sie es hier mit einem Kriminellen zu tun, der die Gutgläubigkeit seiner kleinen Schwester nur ausnützte, um sich mit Hilfe der drei ??? irgendwie aus dem Schlamassel zu ziehen! Oder, noch schlimmer, er zog die drei aus welchen Gründen auch immer mit in seinen Schlamassel hinein? Nein, das hörte sich alles gar nicht gut an, überhaupt nicht.
    Andererseits stand vor ihnen ein Kind, das im Moment geradezu zerfloss und von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Konnte so ein unschuldiges, treuherziges Mädchen überhaupt einen gemeingefährlichen Bruder haben, der irgendwelche krummen Dinger drehte? Das war kaum vorstellbar.
    Bob ging langsam zu Julia hin, klopfte ihr linkisch auf die Schulter und reichte ihr ein halbwegs frisches Taschentuch, das er in seiner Hosentasche gefunden hatte.
    Julia nahm es, piepste ein »Danke«, schnäuzte kräftig hinein und drückte dem verdutzten Bob das feuchte Taschentuch danach wieder in die Hand. Dann hob sie den Kopf und blickte alle drei Jungs aus ihrem tränenüberströmten Gesicht an. »Ihr«, wimmerte sie stockend, »ihr ... ihr helft Teddy doch, nicht wahr? Das tut ihr doch? Oder?«

Flucht ins Jenseits
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht, Leute. Irgendwie hab ich kein gutes Gefühl bei der Sache.« Peter schlang die schwere Sicherheitskette um den Laternenmast, führte sie durch den Rahmen seines Rennrades und schloss ab. Dann wartete er, bis auch Justus und Bob so weit waren.
    »Klar, du hättest ... Julia nach Hause geschickt, so ... Rotz und Wasser heulend, wie sie ... da bei uns in der Zentrale stand«, verteidigte sich Justus schnaufend und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
    Er hasste Radfahren, so wie er überhaupt allem, was mit übertriebener körperlicher Anstrengung verbunden war, äußerst ablehnend gegenüberstand. Aber Peter hatte darauf bestanden, dass sie hierher, an den Stadtrand von Rocky Beach, wo die Applegates wohnten, mit ihren Rädern fuhren. Und da Justus letztlich derjenige gewesen war, der Julia versprochen hatte, dass die drei ??? heute mit ihr zusammen ihren Bruder treffen wollten, musste er zumindest in Sachen Radfahren klein beigeben. Peter und Bob wollten nämlich eigentlich erst noch mit Julias Vater über die ganze Angelegenheit sprechen, aber Julia hatte so inständig darum gefleht, dass sie das bitte nicht tun sollten, dass Justus schließlich ohne jedes Wenn und Aber ihrem Wunsch nachgegeben hatte.
    »Und wir hätten doch erst mit dem Vater telefonieren sollen!« Bob nickte grimmig und verriegelte mit einem monströsen Bügelschloss sein Fahrrad. »Schließlich nehmen wir hier den Auftrag einer Zehnjährigen ohne die Zustimmung ihrer Eltern an.«
    »Sie hat nur noch einen Vater«, erinnerte ihn Justus. »Und vielleicht ist der ja jetzt zu Hause, dann können wir immer noch mit ihm reden, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Außerdem – von einem Auftrag kann überhaupt keine Rede sein. Wir tun dem Mädchen lediglich einen Gefallen, so sehe ich das zumindest.«
    Bob maulte noch ein wenig vor sich hin und trabte dann mürrisch hinter dem Ersten Detektiv drein, der sich nun dem Haus der Applegates zuwandte. Julia hatte ihnen am Abend noch ihre Adresse genannt, wo sie sie heute um elf Uhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher