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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta
Autoren: Jeremy Robinson
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Wahlniederlage gegen Tom Duncan hatte Marrs sich darauf verlegt, Angstpropaganda zu verbreiten, indem er Präsident Duncan für alles verantwortlich machte, von 9 / 11 bis zur Finanzkrise, die vor zwei Amtszeiten über die Welt hereingebrochen war. Die Kabelsender sogen seine Reden begierig auf, fügten einen dicken Klacks einseitige Berichterstattung hinzu und spuckten sie für die Massen aufbereitet wieder aus. Ich bleibe lieber bei PBS , dachte King, bevor er darum bat, auf einen anderen Kanal umzuschalten.
    Er nuckelte noch eine Stunde an seinem Bier, bis das Gebräu Zimmertemperatur angenommen hatte und er aufgab. Das Glas war noch halb voll, als er sich auf den Heimweg machte. Er wusste, dass Rook, der den Babysitter spielte, ungeduldig darauf wartete, Feierabend machen und das Wochenende einläuten zu können.
    Lebt wohl, ihr Feierabendbiere , dachte King, während er in Fort Bragg vor seinem einfachen Haus im Ranchstil anhielt. Seid gegrüßt, ihr Samstagmorgen-Zeichentrickfilme .
    Er öffnete die Tür. Von drinnen schlug ihm der Geruch von Popcorn und Lackspray entgegen, eine seltsame Mischung, aber sicher nicht unerklärlich. Was ihn irritierte, war, dass nirgendwo ein Licht brannte. Warum hat Rook das Licht ausgeschaltet?
    Rook, der mit vielen Schwestern aufgewachsen war und daher mit Fiona umgehen konnte wie kein anderer, brachte sie meistens um neun ins Bett und wartete dann vor dem Fernseher auf Kings Rückkehr. King warf einen Blick in die amerikanische Küche. Nicht einmal die Uhr der Mikrowelle funktionierte. Er sah über die Schulter und fand seinen Verdacht bestätigt: Die Straßenlaternen brannten. Nur bei ihm war der Strom ausgefallen.
    Er zog leise die Tür hinter sich zu und lauschte. Es war nicht das Geringste zu hören, aber er spürte einen Lufthauch. Im schwachen Schein des von der Straße hereinfallenden Lichts sah er die Hintertür weit offen stehen.
    Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
    Und er war unbewaffnet. Wegen der Anhörung vor Gericht hatte er keine Pistole mitgenommen. Er schob sich leise durchs Wohnzimmer in die Küche. Über dem Kühlschrank lag eine versteckte Sig Sauer. Er zog die Stahlkassette hervor, tippte den Code ein und klappte den Deckel auf. Die Waffe war verschwunden.
    Scheiße , dachte King.
    Eilig wandte er sich in Richtung Schlafzimmer, in dessen Schrank er noch ein ganzes Arsenal aufbewahrte. Vor der Zimmertür blieb er stehen. Sie stand offen. Er steckte den Kopf in den Raum und sah sich um. Alles schien in Ordnung zu sein. Dann bemerkte er einen Haufen auf seinem Bett, der sich vor dem hereinfallenden Licht der Straßenlaternen deutlich abzeichnete.
    Sofort schossen ihm die entsetzlichen Bilder durch den Kopf, die er in der Siletz Reservation gesehen hatte. Er konnte den Leichengestank und den Rauch noch immer riechen. Zerstörte Wohnungen. Lodernde Feuer. Zuckende Hochspannungskabel. Er sah Fionas Großmutter vor sich, niedergetrampelt und zerquetscht. Und überall hatten diese Haufen aus seltsamem grauen Staub herumgelegen, als seien es Visitenkarten. Genau wie der auf seinem Bett.
    Seine Brust zog sich zusammen, und sein Herz hämmerte schmerzhaft. »Fiona«, flüsterte er.
    Er trat ins Zimmer und kauerte sich neben das Bett. Als er die Hand nach dem Haufen ausstreckte, erwartete er, den gleichen körnigen Staub zu fühlen, aber seine Finger fanden nur Stoff. King seufzte erleichtert. Es war bloß seine zerknüllte Bettdecke.
    Da geschah es.
    Das Klicken einer schnellen Dreiersalve.
    Er wurde in den Rücken getroffen. Dann, noch im Herumwirbeln, in den Hals. Das dritte Geschoss erwischte ihn an der Stirn und blieb hängen. Er griff danach und erwartete, einen Betäubungspfeil vorzufinden, doch seine Finger schlossen sich um etwas Weiches, Gummiartiges. Während er noch an dem Saugnapf zerrte, rief eine helle Stimme irgendwo im Raum: »Ich hab ihn erwischt, Rook!«
    Die Lampen flammten auf, und das Haus füllte sich mit dem grellen Licht von Hundertwattbirnen. King zwinkerte und suchte vergeblich nach dem Ursprung der Stimme.
    »Hier oben«, sagte Fiona.
    King wandte sich zur Schlafzimmertür um. Fiona, in einem schwarzen Pyjama und schwarzen Socken, balancierte auf der Oberkante und drückte sich mit dem Rücken in die Ecke des Zimmers. Sie hatte die dunklen Haare zu einem festen Knoten hochgebunden und sich ein schwarzes Tuch über Mund und Nase gezogen. In der Hand hielt sie eine Saugpfeilpistole. King erkannte sie als eine der zwei leuchtend
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