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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta
Autoren: Jeremy Robinson
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er: »Ja, Euer Ehren.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Von ihrem Diabetes?«
    »Ja.«
    »Wie Sie schon sagten, sie hat Diabetes Typ eins. Die Krankheit wurde vor drei Jahren diagnostiziert. Im Reservat hat sie sich Insulin gespritzt. Wir haben ihr eine Insulinpumpe besorgt.«
    Die Richterin nickte und machte sich eine Notiz. »Letzte Frage, Mr. Sigler.«
    Er sah zu ihr hoch und war dankbar, dass es fast vorbei war. Gewöhnlich trug er einen Kampfanzug oder T-Shirt und Jeans, und in seinem Anzug – extra für diesen Anlass gekauft – fühlte er sich heiß und unbehaglich. Seine schwarzen Haare waren, im Gegensatz zu ihrem üblichen, leicht zerzausten Zustand, sorgfältig gekämmt. Er hatte sich glatt rasiert. Ohne den leichten Stoppelbart wirkte sein Kinn kantiger, und man sah ein paar kleinere Narben.
    Die Richterin beugte sich vor, sah ihm direkt in die Augen und fragte: »Werden Sie ein guter Vater sein?«
    King erstarrte. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Sein eigener Vater hatte ihn im Stich gelassen, als er sechzehn war, drei Monate, nachdem seine Schwester Julie bei einem Übungsflug als Air-Force-Pilotin ums Leben gekommen war. Und auch davor war Peter Sigler kein Mustervater gewesen. King hatte sich nie vorstellen können, selbst Kinder zu haben, und keinen Gedanken daran verschwendet, wie man sich als guter Vater verhielt. Wenn der Rest des Teams sich nicht gedrückt, wenn jemand anderes Fiona aus der Siletz Reservation gerettet, wenn sie sich nicht so schnell an ihn gewöhnt oder es jemanden gegeben hätte, von dem er glaubte, er könnte sie genauso gut beschützen – er wäre nie in diesem Gerichtssaal gelandet.
    »Ja«, gab er zurück. »Das werde ich.«
    Die Richterin sah ihn noch einen Moment lang an, dann lehnte sie sich zurück. »Also gut. Das Gericht befindet Mr. Sigler als Pflegevater von Fiona Lane für geeignet und erteilt ihm mit sofortiger Wirkung das einstweilige Sorgerecht.«
    »Euer Ehren.« Der Vertreter des Jugendamts erhob sich. »Das Jugendamt beantragt ein Besuchsrecht, damit wir die Entwicklung von Miss Lane verfolgen und eine genauere Einschätzung ihrer Sicherheit innerhalb der Grenzen von Fort Bragg treffen können. Sobald die Verantwortlichen entscheiden, dass es für Fiona ohne den Schutz von Fort Bragg und Mr. Sigler wieder sicher genug ist, würden wir für sie gerne ein dauerhaftes Zuhause in einer stabilen Adoptivfamilie suchen.«
    Die Richterin wandte sich an King. »Ist das für Sie akzeptabel?«
    King nickte. »Ja.«
    Der Hammer der Richterin fiel. »Die Verhandlung ist geschlossen. Sie können gehen, Mr. Sigler.«
    »Erheben Sie sich!«, sagte der Gerichtsdiener laut.
    Da King der Einzige war, der außer dem Schreiber noch saß, stand er auf und blickte der Richterin nach, die mit raschen Schritten hinausging. Dann trat er aus dem Zeugenstand und verließ den Saal, ohne jemanden anzusehen. Andernfalls hätte vielleicht jemand gesehen, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.
    Er hatte unter Eid gelogen.
    Er hatte eine Heidenangst davor, Vater zu sein, denn er wusste, dass das genau der Job war, für den er nicht taugte. Aber hatte er eine Wahl? Fiona musste geschützt werden, Vatergefühle oder nicht, schließlich sie war die einzige Spur bei ihren Ermittlungen zu einem Vorfall, der Tausende von Amerikanern das Leben gekostet hatte. Dieses Problem zu lösen war sein Job, und somit gehörte auch Fiona dazu.
    Fürs Erste , dachte King.
    Nach der Anhörung ließ er ein paar Besprechungen über sich ergehen, dann ging er etwas trinken. Er redete sich ein, dass er nachdenken wollte, aber in Wirklichkeit fürchtete er sich davor, nach Hause zu gehen. Er, der Anführer des absoluten Eliteteams unter den Sondereinsatzkräften der US -Armee, hatte Angst vor einem zwölfjährigen Mädchen. In seinem Kopf überschlugen sich die widersprüchlichsten Gedanken, während er sich fragte, wie er mit dieser neuen und fremden Verantwortung umgehen sollte. War er fähig, ein Kind zu erziehen? Klar, er konnte Fiona beschützen, aber wie stand es mit all den anderen Dingen, die ein Kind brauchte? Anleitung? Zuneigung? Liebe?
    Während er an seinem Sam-Adams-Bier nippte, dachte er, dass er es vielleicht bei der einen Flasche belassen sollte. Um sich abzulenken, sah er zum Fernseher hin. CNN übertrug wieder einmal die Tiraden eines gewissen Senators Lance Marrs aus Utah, der aussah wie ein verknittertes Michelin-Männchen mit pomadigem Haar und zornigen Augen. Seit der
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