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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta
Autoren: Jeremy Robinson
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orangefarbenen Spielzeugwaffen, die er ihr geschenkt hatte, allerdings mit schwarzer Tarnfarbe übermalt.
    Stan Tremblay, Codename Rook, der Schachturm, rief aus dem Wohnzimmer: »Tut mir leid. Konnte sie nicht bremsen. Bin dann mal weg!«
    »Wo ist meine Pistole?«, fragte King.
    »Im Schrank, bei den anderen«, erwiderte Rook.
    »Tschüs, Rook!«, rief Fiona.
    »Bis später, Kleine! Ach, und King, tut mir leid wegen der Küche.« Die Eingangstür wurde geöffnet und klappte einen Moment später wieder zu.
    King wusste, dass es tausend Dinge gab, die er als Vater jetzt hätte sagen sollen. Du hättest dir den Hals brechen können, wenn du von der Tür heruntergefallen wärst. Ich habe mich zu Tode geängstigt. Man zielt nicht mit Waffen auf Menschen. Und es gab genauso viele eher unkonventionelle Anpfiffe: Was, wenn ich bewaffnet gewesen wäre? Ich hätte dich erschießen können. Ich hätte Rook erschießen können.
    Aber er sagte nichts dergleichen. Stattdessen sprach er aus, was er tatsächlich dachte: »Das war ziemlich gut.«
    »Ziemlich gut?« Fionas Stimme klang entrüstet. »Du hast dich gerade von einem kleinen Mädchen umlegen lassen. Noch nicht mal ein Teenager. Ich würde sagen, das war phantastisch.«
    Er erahnte ihr von Stolz erfülltes Lachen hinter der Maske. Es war ansteckend, und dafür war er dankbar, denn so konnte er seine wahren Gefühle unter Kontrolle halten. Er hatte sich gerade von einer Zwölfjährigen überlisten lassen. Dem Mädchen, das zu beschützen er geschworen hatte. Lenkte Fionas Anwesenheit in seinem Leben ihn so sehr ab, dass er nachlässig wurde?
    Sie bemerkte seine Nachdenklichkeit und holte ihn ins Jetzt zurück. »Also, hebst du mich jetzt runter, oder was?«
    »Du bist die Ninjakriegerin«, sagte King. »Sieh selber zu, wie du runterkommst.« Er wandte sich ab, um hinauszugehen.
    »Aber Rook hat mich raufgehoben«, rief sie ihm empört nach.
    King zuckte die Achseln, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Die Zielperson zu erledigen ist nutzlos, wenn man die Flucht nicht geplant hat.« Schon halb durch die Tür, fühlte er einen Griff an seinen Haaren. Dann hing ihm plötzlich eine Last an den Schultern. Fiona hatte sich von der Tür aus auf seinen Rücken fallen lassen. Sie klammerte sich schräg an ihn, einen Arm und ein Bein um seine Schultern geschlungen. Sein Protest ging in ihrem wilden Gelächter unter.
    King packte sie und trat zurück ins Schlafzimmer. Rücklings ließ er sich aufs Bett fallen, achtete dabei aber darauf, dass er Fiona nicht zerquetschte. Er klemmte das kichernde Mädchen fest, bis es sich nicht mehr rühren konnte. »Erweise dem König den gebührenden Respekt«, forderte er.
    »Wem?«, fragte sie zwischen Lachanfällen.
    »Ich bin King. Dem König gebührt Ehrfurcht. Sag es!«
    »Du spinnst wohl, Dad!« Ihr Lachen erstarb. Sie wusste, dass er nicht »Dad« genannt werden wollte, aber manchmal rutschte es ihr doch heraus. Ihre Arme erschlafften, und King setzte sich auf. Er wusste, was sie gleich fragen würde.
    »Also«, drängte sie. »Wie lautet das Urteil?«
    Er wandte sich langsam zu ihr um, und plötzlich fühlte er sich unbehaglich. Er fand keine passenden Worte. Zu seinem Glück war Fiona darin besser als er. »Bist du jetzt mein Pflegevater oder nicht?«
    Er grinste. »Bin ich.«
    Sie saß einen Moment ganz still da, mit feuchten Augen und fest zusammengepressten Lippen. Sie so von Freude und Zuneigung erfüllt zu sehen, so verletzlich, riss eine Lücke in Kings emotionale Abwehrmauer. Er stieß ein leises Lachen aus und streckte ihr die Arme entgegen. Sie warf sich in seine Umarmung und drückte ihn fester an sich, als er es einem Mädchen ihres Alters zugetraut hätte. Er legte den Kopf auf ihre zarte Schulter und wiederholte die Worte, von denen er wusste, dass sie sie hören wollte: »Ja, das bin ich.«
    3 Fort Bragg, North Carolina 2011 – Ein Jahr später
    »Es geht doch nichts über den Duft eines Schießstands an einem sonnigen Tag«, meinte Rook, während er an seiner Desert Eagle vom Kaliber . 50 entlangspähte. Er betätigte den Abzug. Dem lauten Donnern der gewaltigen Pistole folgte ein entferntes Pling , als die abgefeuerte Kugel ihr Ziel traf. Er richtete sich auf, holte tief Luft und ließ sie mit einem genüsslichen »Aaaah« wieder ausströmen.
    Neben ihm rang Fiona nach Atem und hustete. »Stinkt nach Schießpulver.«
    King lachte leise und fuhr ihr mit der Hand durch die verstrubbelten schwarzen Haare.
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