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Cocktails und heiße Kuesse

Cocktails und heiße Kuesse

Titel: Cocktails und heiße Kuesse
Autoren: Natalie Anderson
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Hochzeit zu tun hatte. Oder vielleicht doch? Vielleicht war er der Begleiter einer ihrer Cousinen. Einen Sekundenbruchteil empfand sie Enttäuschung. Dann musterte sie ihn noch einmal. Kein Armanianzug – und als Begleiter einer ihrer Cousinen hätte er definitiv in einem Designeranzug gesteckt. Und er würde sich jetzt im Schlepptau seiner Verabredung befinden, nicht alleine in einer Bar.
    Nein, er trug Jeans. Um die Knöchel herum waren die Hosenbeine nass, als sei er durchs Wasser geschlendert. An den Füßen sah sie ein wenig verschlissene Segeltuchschuhe. Ein hellgraues T-Shirt mit langen Ärmeln verbarg seinen Oberkörper. Der angedeutete V-Ausschnitt offenbarte ein sonnengebräuntes Dreieck am Hals. Wie erleichternd, endlich jemand in einem richtigen Freizeitoutfit zu sehen, nicht jemanden, der nur die Höhe seines Bankkontos zur Show stellen wollte!
    Er lächelte. Dann ließ er seinen Blick ungeniert über ihren Körper wandern.
    Plötzlich war ihr unbehaglich zumute. Nicht zum ersten Mal wünschte sie, sie hätte das Gen für Glamour geerbt, auf das ihre restliche Familie sich in puncto Stilsicherheit verlassen konnte. Wohingegen sie von der Arbeit verschwitzt war, Moskitostiche aufwies sowie einen auffälligen Streifen Sonnenbrand, der sich über ihre Schulter zog. Die weit ausgeschnittene Bluse besaß einen leichten Grauschleier, und der feuerwehrrote Saum ihres Rockes löste sich allmählich. Aber so war das nun mal, wenn man Secondhandklamotten trug.
    Dabei gehörte das Ensemble noch zu ihren besseren Stücken.
    Sogar das Hotelbügeleisen hatte sie ausgeliehen – ein echtes Zugeständnis an ihre Familie. Sie schaffte es immer, sich zu verbrennen, sobald sie dem heißen Eisen zu nahe kam. Der heutige Tag bildete keine Ausnahme. Da gab es eine kleine, sehr rote, sehr schmerzhafte Wunde an ihrem Ellenbogen.
    Bellas Blick glitt zu dem markanten Kinn des Fremden. Plötzlich wünschte sie, sie hätte die Mühe auf sich genommen, sich in ihrem Bungalow ein bisschen zurechtzumachen. Heute Morgen hatte sie die Wimpern getuscht, die Lippen mit einem Hauch Gloss geschminkt. Beides hatte sich zweifellos längst verflüchtigt. Und trotzdem hatte der Fremde gerade sie angesprochen?
    Unauffällig schaute sie sich um. Außer ihr befand sich keine andere Frau im Raum. Er machte also nur Small Talk mit der einzigen anwesenden Frau.
    Der Barkeeper näherte sich ihnen, und Bella stellte sich der Herausforderung. Eine Frau von Welt würde das tun. Sie nahm all ihren Mut zusammen, befahl ihren Wangen, nicht zu erröten, und sagte: „Einen Sex on the Beach und einen Screaming Orgasm bitte.“
    Sie schaute den Mann neben sich nicht an, spürte jedoch sein anerkennendes Lächeln – hörte es in seiner Stimme, als er seine Bestellung aufgab.
    „Ich nehme zwei Screaming Orgasms und einen Sex on the Beach .“
    Interessiert beobachtete Bella, wie der Barkeeper fünf kleine Gläser auf der Theke aufbaute. Cocktails in Schnapsgläsern war die Spezialität des Hotels: Kein überflüssiger Schnickschnack, das Alkoholgemisch wurde auf das Wesentliche reduziert.
    Auf keinen Fall wollte sie in die Augen des Fremden schauen, weil sie fürchtete, in ihnen zu ertrinken. Ein Blick aus den Augenwinkeln erwies sich in dieser Situation als hilfreich. Anscheinend bewegungslos den Barkeeper beobachtend, war ihre gesamte Aufmerksamkeit in Wirklichkeit auf den Mann neben sich gerichtet, der gerade einen Barhocker zurechtschob und sich darauf niederließ. Die feine Berührung reichte aus, um Bella eine Ahnung von den Muskeln zu verschaffen, die sich unter der Jeans verbargen.
    Schweigend hob sie ihr erstes Glas. Doch der Fremde legte eine Hand über ihre und zwang sie, das Glas wieder abzustellen. Ob er bemerkt hatte, dass ihre Hände zitterten? Sie erlaubte sich einen Moment, sich zu sammeln, bevor sie ihn mit – wie sie hoffte – dezenter Neugier musterte.
    Etwas funkelte in seinen blauen Augen auf. „Erst den Screaming Orgasm .“
    Sie errötete bis in die Haarspitzen.
    Das Funkeln wurde strahlender. „Schließlich kannst du später immer noch einen zweiten bekommen.“
    Sie starrte ihn an, worauf er ihr das verführerischste Lächeln schenkte, das sie je gesehen hatte. Beinahe ohne zu denken umfasste sie das nächste Glas.
    „Was ist mit dir?“ Warum klang ihre Stimme auf einmal ganz rau?
    „Ein Gentleman lässt einer Dame immer den Vortritt.“
    Also hob sie ihr Glas, überrascht, dass ihre Hände jetzt ganz ruhig waren. In einer
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