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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Autoren: Jo Thun
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Trauer stellt, dann tut es zwar weh, aber man kann auch wieder Neues erleben.“
    „ Aber Devi ist noch nicht einmal begraben. Ich habe ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Ich wünschte so, sie wäre noch hier. Wir könnten so viel Spaß zusammen haben.“
    „ Spaß? Ich weiß nicht, ob sie wirklich Spaß haben wollte.“
    „ Will nicht jeder Spaß? Will nicht jeder glücklich sein?“
    „ Das ist eine gute Frage. Ich denke, Devi musste für Spaß einen zu hohen Preis zahlen. Ich habe sie ja nur zweimal gesprochen, aber ich kann doch so viel sagen, dass jeder Kontakt mit der Außenwelt ihr sehr viel abverlangte. Ich glaube, ihre Kraft war ziemlich am Ende.“
    Stimmt, so etwas in der Art hatte Devi gesagt. „Hätte sie denn ihre Phobie nicht überwinden können? Es gibt doch Medikamente dagegen, oder?“
    „ Sie nahm ja schon ziemlich viele Medikamente. Wie gesagt, die Unterredungen mit ihr sind noch immer vertraulich. Aber ich erzähle Ihnen mal etwas über mich. Ich muss jeden Tag aufs Neue gegen meine Sucht kämpfen. Klar, ich bin froh, dass ich nicht mehr trinke. Aber deswegen gibt es doch immer so einen kleinen Teufel in mir, der will, dass ich zur Flasche greife. Es gibt keine Heilung, und das kann ein ganz schön erdrückendes Gefühl sein.“
    „ Aber Sie sind doch Therapeut. Sie müssen doch an die Möglichkeit glauben, heilen zu können, was hätte das hier sonst alles für einen Sinn?“
    „ Ich kann helfen, Kräfte zu mobilisieren, und Hindernisse zu beseitigen. Aber die Kämpfe muss jeder selbst ausfechten. Und es kommt vor, dass Menschen beschließen, dass der Kampf es nicht wert ist. Glücklicherweise passiert das nur selten. Meistens ist meine Arbeit sehr befriedigend. So wie die Arbeit mit Ihnen. Ich durfte zusehen, wie Sie mit jedem Tag wacher geworden sind und mehr Anteil an Ihrer Umwelt genommen haben, und ich denke, dass Sie jetzt auf einem guten Weg sind, Ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und es zu leben. „
„Das klingt jetzt aber wirklich sehr nach einem Schlusswort.“
    Dr. Rosenblatt öffnete seine Hände, lächelte vielsagend, und schloss sie wieder.
    Eigentlich hatte ich mit ihm noch über Isabelle und Moni reden wollen, aber ich ahnte schon, dass er mir nicht würde sagen können, was ich wirklich fühlte. Das musste ich vielleicht doch selbst herausfinden.
    „ Kann ich trotzdem wiederkommen?“
    „ Selbstverständlich. Sie wissen ja, ich nehme gerne am Leben meiner Patienten teil.“
    Draußen warteten Tommy und John auf mich. Henry hatte für uns ein Boot gemietet, das uns zum Schnorcheln an ein kleines Riff bringen würde. Ich musste nur noch meine Badesachen holen.
    „ Kommt eure Mutter nicht mit?“
    „ Ne, die hat sich nochmal hingelegt.“
    Irgendwo war ich froh, dass ich die Aussprache mit ihr nochmal rausschieben konnte. Der Ausflug wäre wohl auch nicht der richtige Rahmen dafür gewesen. Unser Bootsführer war niemand anderes als Jesus. Er fuhr mit uns auf eine kleine vorgelagerte Felseninsel, wo so viele bunte Fischschwärme lebten, dass das Wasser schon vom Boot aus in den buntesten Farben schillerte. Da noch keiner von uns geschnorchelt hatte, gab uns Jesus ein paar Tipps, ehe er uns ins Wasser ließ. Dazu gehörte auch, dass wir nicht erschrecken dürften, wenn wir Haie sähen. Die seien klein und ungefährlich, wir Menschen passten nicht in ihr Beuteschema. Wir sollten sie nicht anfassen (als ob ich jemals einen Hai würde anfassen wollen!), und wir dürften auf keinen Fall von zwei verschiedenen Seiten auf sie zuschwimmen, dann könnten sie sich bedroht fühlen.
    Nach dieser Warnung hatte ich überhaupt keine Lust mehr aufs Schnorcheln, aber John und Tommy waren so begeistert, dass ich mich nicht vor ihnen blamieren wollte. Also ließ ich zu Anfang einfach nur meine Beine ins Wasser baumeln, später dann ließ ich mich ins Wasser gleiten und blieb nah beim Boot, und dann erst wagte ich einen Blick nach unten. Durch die Taucherbrille sah man so gut wie in einem 3-D I-Max Film, da schwammen gelbe, rote, blaue Fische, in verschiedenen Größen, und – oh mein Gott – da schwammen Haie. Hinter dem Hai sah ich einen der Jungen, der mir vor Freude zuwinkte. Was hatte Jesus gesagt – den Hai nicht von zwei Seiten einkreisen? Genau das war es aber, was wir taten. Tommy, oder war es John, derjenige mit der blauen Badehose, der fuchtelte so wild im Wasser rum, dass die Haie ganz nervös wurden. Und sich zu mir wandten. Ich erstarrte. Wo verdammt war das
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