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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Autoren: Jo Thun
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der Post gekommen?
    Da es schon halb 11 war (ich war heute anlässlich des besonderen Tages mal etwas früher aufgestanden), war der Postbote sicher schon da gewesen. Ich zog meinen Morgenmantel über und ging raus in den Garten. Es nieselte, ging auf die 0 Grad zu und das Laub hätte mal wieder gerecht werden müssen. Bis ich beim Briefkasten ankam, waren meine Schlappen pitschnass. Dafür hatte ich dann wirklich drei Briefe im Kasten. Einer davon sah aus wie eine Geburtstagskarte, einer war eine Rechnung, und der dritte war bestimmt Werbung. Gut, mit der Ausbeute konnte ich leben. Ich schlurfte zurück ins warme Haus, schmiss die nassen Schlappen in die Ecke, ließ die Rechnung auf das kleine Tischchen im Flur fallen, lief die Treppe zum Schlafzimmer hoch und kroch unter die Bettdecke. Die Karte hatte keinen Absender. Sah aber privat aus. Ich riss das Kuvert auf und holte den Inhalt raus. Es war tatsächlich ein Geburtstagsgruß – von meinem Steuerberater. Na ja, das war auch das mindeste, wenn man bedenkt, was ich dem jedes Jahr zahlen musste. Immerhin war der Gruß handschriftlich unterschrieben. Gut, ich würde das als persönlichen Glückwunsch werten. Blieb noch die Werbung. Der Umschlag sah ein bisschen wie eine Todesanzeige aus, nur dass der Rand rosa statt schwarz war.
    Ich faltete den Prospekt auseinander und las:
    Lassen Sie es ein letztes Mal richtig krachen! The Lost Paradise, ein Hotel der Luxusklasse, bietet lebensmüden Menschen, die keine Hoffnung mehr sehen, die Möglichkeit, ihrem Lebensabend mit Würde einen passenden Abschluss zu setzen. Genießen Sie Tage voller Luxus und Lebensfreude. Gesellen Sie sich unter Gleichgesinnte. Wenn die Zeit gekommen ist, wird ein Arzt und Psychologe Sie auf den letzten Schritten Ihres Weges begleiten. Sie gehen ohne Schmerzen und Sorgen.
    Unser Hotel finden Sie auf Copa Caba, einer kleinen Insel zwischen St. Lucia und Barbados in der Karibik. Wir sind ein 5-Sterne +++ Hotel mit angeschlossener Klinik. Von Ihrem Hotelzimmer sind es nur wenige Meter zum hauseigenen Strand. Unser Restaurantchef muss keinen Vergleich mit den besten Sternenköchen der Welt fürchten. Wir verfügen über eine Saunalandschaft, einen 1000 qm großen Wellness und Fitnessbereich, Masseure und natürlich auch das entsprechende medizinische Personal. Selbstverständlich haben wir auch Zimmer, die behindertengerecht ausgestattet sind. Kontaktieren Sie uns für ein Angebot, das Ihren besonderen Bedürfnissen angepasst wird.
    Das konnte doch wirklich kein Zufall sein!
     
     

Kapitel 2
    Aber je länger ich die Broschüre hin und her drehte, umso komischer kam mir die Werbung vor. War das legal? Ich schaute mir die Fotos an und las das Kleingedruckte. Auf den ersten Blick hatte man den Eindruck, es gehe hier um einen Luxusurlaub in der Karibik. Auf den Fotos war viel türkisblaues Wasser, Hotelzimmer mit allem Komfort, lächelnde Bedienstete und leckere Speisen zu sehen. Das Restaurant hatte mindestens 12 Tische, das heißt, das Hotel war auf jeden Fall auf 48 Leute eingestellt. Oder war das falsch gerechnet? Vielleicht pflegten Lebensmüde alleine zu dinieren, dann hätten nur 12 Gäste gleichzeitig reingepasst. Die eigentliche Frage war aber doch: Wie würden die Gäste denn am Ende das Zeitliche segnen? Wurde jeden Abend eine Giftampulle im Dessert versteckt, und der glückliche Gewinner sackte sanft vom Stuhl? Gab es ein Erschießungskommando, das die Leute von der Strandpromenade mähte? Oder verabschiedete man sich am letzten Abend höflich von seinen Mitgästen und verschwand im Schlafzimmer, wo der Arzt mit einer Spritze auf einen wartete?
    Nein, die allereigentlichste Frage war doch: Wie kam dieses Hotel dazu, ausgerechnet mir ihre Werbung zu schicken? An meinem 33. Geburtstag noch dazu? Da begriff ich endlich: Das Ganze war ein Scherz. Etwas makaber, aber dafür originell. Nur, wer meiner Freunde, meiner nicht ganz echten Freunde, würde so etwas tun? Moni, nein, die hatte genug mit ihrer Brut zu tun. Fredi? Der hatte das Studium noch vor mir geschmissen, nachdem er für eine drei-seitige Seminararbeit mehr als acht Monate gebraucht hatte - der hätte das nie im Leben hingekriegt. Herr Moosbacher? Lachhaft! Meine Cousine Alberta? Yunus, der Wirt meiner Lieblingskneipe? Tante Agnes?
    Mir fiel beim besten Willen niemand ein, der einen solch schwarzen Humor haben könnte. Wie immer, wenn ich nicht weiter wusste, befragte ich mein Handy. Es lag griffbereit auf dem Nachttisch. „Was ist
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