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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Autoren: Jo Thun
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seit Jahren nicht gesehen. Es gab damals Streit um das Erbe meines Vaters. Er ist ohne Testament gestorben, und so habe ich alles geerbt. Aber ich glaube, er wollte eigentlich, dass seine Schwester die Hälfte bekommt, denn schließlich war das ja mal die Firma ihrer beiden Eltern.“
    „ Ja, so geht das oft, habe ich schon mal gehört.“
    „ Tante Agnes hat aber gar kein Interesse mehr an der Firma. Weißt du, ich habe mir überlegt, dass Alba wahrscheinlich die Firma leiten könnte. Sie hat das richtige studiert und mein jetziger Geschäftsführer ist mir nicht so sympathisch.“
    „ Hast du sie denn schon gefragt?“
    „ Nein, ich will ihr ja nicht die Stelle anbieten, sondern sie als Teilhaber aufnehmen. Dazu wollte ich erst mal meinen Steuerberater fragen, wie das geht.“
    „ Und du selbst willst nicht die Geschäftsführung übernehmen?“
    Ich überlegte lange. Wahrscheinlich wollte Isabelle wissen, ob ich vorhatte, irgendwann mal ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden. Wollte ich das?
    „ Nein, ich glaube nicht. Das ist einfach nicht mein Ding. Jedes Mal, wenn ich einen Blick in die Geschäftsbücher werfe, kriege ich einen Anfall von Heuschnupfen, werde furchtbar müde und muss mich hinlegen. Ich dachte, ich mache vielleicht mal was ganz anderes.“
    „ So, was denn?“
    „ Ich glaube, ich interessiere mich für Psychologie. Aber das ist wahrscheinlich eine blöde Idee.“
    „ Nein, wieso denn. Ich finde das eine tolle Idee.“
    Ja, wirklich, das war eine tolle Idee. Zwar war sie mir gerade jetzt eben erst gekommen, aber so im Nachhinein wurde mir schlagartig klar, dass mich das schon immer interessiert hatte.
    „ Und wie geht es deiner Tante?“
    „ Ach, Tante Agnes, stell dir vor. Sie und Dorothy verstehen sich ganz prächtig! Sie sind jeden Tag zu Cocktails in unsere Strandbar gefahren und Tante Agnes hat Dorothy nach Deutschland eingeladen. Und warte, wen gibt’s noch? Brian und Irene haben sich wieder getrennt. Brian hat jetzt doch entschieden, dass er sein Leben in den Griff kriegen will und nach den Regeln der Anonymen Dingsda sollte man in den ersten Monaten der Ausnüchterung keine frischen Beziehungen eingehen, das lenke nur ab. Irene ist natürlich dementsprechend sauer, aber Michael hat sich ihrer angenommen. Ja, die beiden passen eigentlich auch besser zueinander. Mal sehen, wohin das führen wird. Die Schwester von Devi ist nach zwei Tagen wieder nach Hause gefahren. Ich habe mich nur einmal kurz mit ihr unterhalten. Sie meinte, Devi sei total neurotisch gewesen und sie habe schon immer gewusst, dass sie sich eines Tages umbringen würde.“
    „ War es denn doch Selbstmord?“
    „ Keiner weiß es. Aber so im Nachhinein frage ich mich, wieso sie überhaupt so früh gefunden wurde in ihrem Hotelzimmer. Ist doch komisch, oder?“
    „ Wer hat sie denn gefunden: Das Zimermädchen? Oder etwa Dr. Rosenblatt? Hast du ihn gefragt? Oder glaubst du, er hatte was damit zu tun?“
    „ Nein, ich habe ihn nicht gefragt. Ich glaube, ich will es gar nicht genau wissen.“
    Eine Weile lang schwiegen wir, hingen unseren Gedanken hinterher und schauten aufs Meer.
    „ Und wie ist es dir ergangen in der letzten Woche? Was macht die Arbeit?“
    „ Ja, da ist auch was passiert. Ich hatte doch einen Antrag gestellt auf Rückversetzung nach Berlin. Der ist durch. Im Frühjahr kann ich hier einpacken.“
    „ Mensch, das ist ja fantastisch. Nur noch ein halbes Jahr. Gut, dass du nicht im Winter umziehst, der Winter ist hier doch bestimmt viel schöner.“
    Isabelle nickte. Ich nickte auch. Ich hätte gerne vorgeschlagen, dass ich bis dahin hier wohnen könnte, aber ich wusste ja noch nicht einmal, was für eine Art von Musik Isabelle mochte, und welche Fernsehserien sie guckte.
    Isabelle fragte: „Was machen wir jetzt?“
    Ich seufzte. Es war an der Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen.
    „ Wir könnten ins Radisson fahren und dort an die Bar gehen.“
    „ Wieso das denn?“
    Ich schwieg. Plötzlich lachte Isabelle. „Nee, ne?“
    Schuldbewusst blickte ich zu Boden und nickte.
    „ Sie sind hier? Deine Tante, Alba, Rana?“
    Ich nickte.
    „ Und wer noch? Michael? Irene? Etwa Dorothy?“
    Bei jedem Namen nickte ich.
    „ Moni und die Kinder?“
    Nick, nick.
    „ Henry Silva und Dr. Rosenblatt?“
    Endlich konnte ich den Kopf schütteln. „Nein, sie konnten nicht weg. Aber wir mussten versprechen, nächstes Jahr alle wieder zu kommen.“
    „ Der ganze Club?“
    „ Ja, genau!“
    Isabelle
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