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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Autoren: Jo Thun
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schlecht merken, und Namen eigentlich auch nicht, weswegen es besser ist, wenn ich mit niemandem direkt in Kontakt trete. Nur die Sekretärin von Herrn Moosbacher, die kenne ich auch mit Namen: Frau Büsing. Sie mag mich aber nicht besonders.
    Ich mag sie auch nicht sehr. Es ist doch wohl nicht zu viel verlangt, dass ich in meinem eigenen Laden herumgehen kann, wie ich mag. Aber sie besteht darauf, mich jedes Mal bei Herrn Moosbacher anzumelden. Ich umgehe die Peinlichkeit, in dem ich immer ganz langsam durch ihr Zimmer gehe, so dass ich dann bereits an der Tür bin, wenn sie den Hörer auflegt und sagt: „Herr Moosbacher bittet Sie, herein zu kommen.“
    „ Lieber Herr Mattheus!“ Herr Moosbacher war aufgestanden und ging um den Schreibtisch herum auf mich zu. Wie ich bemerkte, hatte er bereits zwei Sektgläser bereitgestellt. Ins Vorzimmer rief er: „Frau Büsing, wären Sie so nett und holen den Champagner aus dem Kühlschrank?“ Ich tat gerührt: „Ach, das ist doch nicht nötig.“ Dabei war mir schon klar, dass der Champagner von der Firma bezahlt wird, und die Firma bin ich! Schließlich setzten wir uns um den kleinen Tisch herum, der am Fenster stand und prosteten uns zu. Ich wartete darauf, dass Herr Moosbacher das Wort ergreifen würde: Schließlich hatte er um eine Unterredung gebeten. Und sollte er mir nicht auch ein Geschenk geben? Oder wartete er vielleicht darauf, dass ich mich nach den Geschäften erkundigte?
    „ Ja, da bin ich. Was gibt es denn Neues?“ fragte ich schließlich. „Läuft alles reibungslos?“
    „ Doch, doch. Könnte eigentlich nicht besser laufen.“
    „ Ja, dann. Gibt’s was Neues?“
    Herr Moosbacher druckste. Was war denn heute mit ihm los? Er wollte also doch eine Gehaltserhöhung. Ich hätte zu Hause mal nachgucken sollen, wann er die letzte bekommen hatte. Sehr lange war das noch nicht her. Schließlich stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er nahm eine Mappe und brachte sie mir.
    „ Ja, Herr Mattheus. Sehen Sie mal da rein. Ich habe etwas vorbereitet. Wie Sie wissen, läuft die Firma ja als GmbH mit Ihnen als alleinigem Gesellschafter. Die Geschäfte gehen gut und wir machen Profit. Allerdings ist das Geld, das Ihnen jeden Monat ausgezahlt wird, eher rückläufig. Das liegt daran, dass wir im Moment auch hohe Ausgaben haben. Vor allem die Gehaltskosten drücken doch erheblich auf den Gewinn.“
    „ Aha.“ Teilnahmslos blätterte ich in den Papieren, die er mir gereicht hatte. Dabei arbeitete mein Gehirn fieberhaft. Worauf wollte er hinaus? Mit dieser Einleitung konnte er doch unmöglich auf eine Bitte um mehr Gehalt zusteuern.
    „ Ja, also, Herr Mattheus. Ich habe hier einen Vorschlag ausgearbeitet, der Ihnen etwas mehr Geld einbringen würde.“ Herr Moosbacher machte eine Pause. Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass ich bei der Aussicht auf mehr Geld mit hechelnder Zunge aufsitzen würde wie ein Hündchen? „Ich wäre unter Umständen bereit, als Gesellschafter der Firma beizutreten, und dafür eine Reduzierung meiner Bezüge in Kauf zu nehmen. Gleichzeitig würde ich natürlich auch das Risiko mittragen und die Verantwortung für die laufenden Geschäfte weiter in der Hand behalten. Was wir so einsparen, würde dann natürlich als Gewinn weitergegeben.“
    Ja, du schlauer Hund, du als Gesellschafter! Dieser gerissene Herr Moosbacher wollte mich doch echt über den Tisch ziehen. Warum um alles in der Welt sollte ich ihm meine halbe Firma schenken?
    „ Ich habe einiges auf der hohen Kante und würde einen großen Teil davon in die Firma einbringen können. Sehen Sie hier!“ Herr Moosbacher zeigte auf eine Tabelle mit vielen Zahlen. „Mit dieser Finanzspritze könnten wir dann investieren. Haben Sie eigentlich darüber nachgedacht, was ich Ihnen das letzte Mal vorgeschlagen habe?“
    Ich wiegte bedenklich mit dem Kopf, um zu verbergen, dass ich nicht den leisesten Schimmer hatte, was er das letzte Mal vorgeschlagen hatte.
    „ Nun ja, die Schmitz KG hat natürlich im Moment mit Plastik nichts zu tun, aber wenn wir sie kaufen würden, stünden uns die Werkhallen direkt nebenan zur Verfügung und man könnte alles ohne große Umstände für unsere Zwecke umwandeln. Damit ließe sich ganz anders agieren und wir könnten unsere Kapazitäten erheblich hochfahren. Ja, mit dem Geld, das ich der Firma zuführen würde, könnten wir uns das dann auch leisten.“
    Anscheinend hatte Herr Moosbacher jetzt sein Pulver verschossen und schaute mich zuversichtlich
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