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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow
Autoren: Polina Daschkowa
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»geht es viel zu gut. Es wird Zeit, ihr das Vergnügen zu verderben. Der Ehemann geht fremd, und dieser Zimtzicke ist alles egal. Und da hatte sie ihn, ihren Kick. Als sie dann allerdings von Glebs Tod erfahren hat, ist ihr der Kopf etwas klarer geworden, und sie hat panische Angst bekommen.«
    Katja bemerkte, daß sie zur Dmitrowskoje-Chaussee fuhren. Offenbar wollte Margarita alles weiter draußen, vor der Stadt, erledigen. Ihrem weitschweifigen Monolog nach zu urteilen, kam sie doch nicht ohne Theatereffekte aus. Sie brauchte jemanden, der das von ihr inszenierte Spektakel angemessen würdigte, einen Zuschauer, wenigstens einen einzigen, mochte er auch ein Todeskandidat sein. Ohne Beifall konnte sie den Vorhang nicht herunterlassen. Katja mußte versuchen, das Gespräch in die Länge zu ziehen, sie mußte so viel wie möglich reden, Fragen stellen, Einwände machen. Was würde es bringen? Ein paar Minuten Leben mehr? Immerhin besser als gar nichts.
    ***
    Pawel Dubrowin hatte nur einen flüchtigen Blick auf Katjas weißen Ford geworfen und nicht gesehen, daß jemand darin saß. Er hatte es sehr eilig. Er war schon früh losgelaufen, um etwas zum Frühstück zu holen.
    Oben angekommen, entdeckte er, daß die Wohnungstür nicht verschlossen war. Der Schlüssel steckte von innen. Katja war nicht da. Er stürzte ins Schlafzimmer. Das Fenster ging auf den Hof. Er lehnte sich bis fast zum Gürtel hinaus, sah, daß der weiße Ford schon vor der Durchfahrt zur Straße stand und darauf wartete, daß der riesige Wagen der Müllabfuhr den Weg freigab. Und da bemerkte er, daß im Wagen zwei Personen saßen.
    Der Müllwagen fuhr weiter, der Ford bog um die Ecke, und das weiche Sonnenlicht fiel in die Fenster. Es war deutlich zu erkennen, wer im Auto saß.
    Fünf Minuten später verließ Pawels schwarzer Lada den Hof und fuhr in einigem Abstand hinter dem Ford her.
    Sie wird es kaum im Auto tun, dachte Pawel, dann müßte sie die Leiche herauszerren und verstecken. Sie muß eine Pistole bei sich haben, wie hätte sie Katja sonst dazu gebracht, sich auf den Rücksitz zu setzen? Nein, im Auto wird sie nicht schießen. Sie will alles sauber haben und keine Spuren hinterlassen.
    Mehr als alles andere fürchtete er, den weißen Ford aus den Augen zu verlieren, und deshalb konnte er sich nicht entschließen, an einer Telefonzelle zu halten. Er hatte auch Angst, er müsse der Miliz erst lange erklären, worum es ging, und wer weiß, was sie dann für Maßnahmen ergreifen würden und was dabei herauskäme. Die Krestowskaja war jetzt bestimmt sehr nervös. Wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, würde sie womöglich schießen.
    Pawel erinnerte sich an den hageren Major mit dem freundlichen, klugen Gesicht, der ihn vor kurzem befragt hatte. Kusmenko war sein Name. Er war für diesen Fall zuständig.
    Er fuhr an den Straßenrand, stoppte an einem Posten derVerkehrspolizei und ließ sich mit dem Einsatzkommando von Major Kusmenko verbinden. Drei Minuten dauerte es, bis er dem Diensthabenden sein Anliegen erklärt hatte, und danach sprach er noch einmal zwei Minuten direkt mit dem Major. Der weiße Ford war inzwischen weit weg.
    ***
    Sie hatten bereits die Ringstraße erreicht. An den Fenstern zogen die Neubauten der Stadtrandbezirke vorbei. Ab und zu sah man einen Posten der Verkehrspolizei. Aber Margarita fuhr vorschriftsmäßig, und niemand stoppte ihren Wagen – obwohl die Polizei ausländische Wagen gewöhnlich gern und oft anhält.
    Die Reifen der Handschellen schnitten tief in Katjas Handgelenke. Die Finger begannen anzuschwellen. Nicht nur ihre Arme, auch ihre Schultern waren schon ganz taub. Plötzlich fiel ihr ein, daß die Blockierung der rechten hinteren Tür nicht funktionierte. Wenn sie versuchen würde, den Griff mit dem Ellbogen aufzustoßen und im Fahren hinauszuspringen? Nein. Margarita hätte Zeit genug, um zu schießen.
    »So richtig hinderlich bist du mir erst gestern geworden, als ich von dem Casino erfuhr. Und gestern habe ich auch gemerkt, daß du mittlerweile Bescheid weißt. Aber trotzdem, ich konnte dich eigentlich immer ganz gut leiden.«
    »Danke.« Katja lächelte ironisch. »Ich mochte dich auch immer ganz gern.«
    »Na siehst du, es ist doch viel angenehmer, von einem Menschen erschossen zu werden, der einem sympathisch ist.« Margarita lachte nervös auf.
    »Wie gedenkst du denn, das Problem mit Lunjok zu lösen?« fragte Katja.
    »Das wird die Zukunft zeigen. Zunächst löse ich mal das Problem mit
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