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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow
Autoren: Polina Daschkowa
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da.«
    Der Kognak wärmte Katja auf, das Zittern ließ nach. Pawel redete von irgendwelchen Bagatellen, sie merkte, wie er sie anblickte, aber ihr war alles egal. Sie wäre eben fast gestorben. Träge, durch die schwere, einer Ohnmacht ähnelnde Müdigkeit, dachte sie: Wenn er mich jetzt anrührt, dann ist er auf keinen Fall der Richtige und begreift überhaupt nichts, und ich will ihn nie mehr wiedersehen.
    »Es ist vier Uhr morgens. Du schläfst ja im Sitzen ein«, sagte Pawel und stand auf. »Ich mache mein Bett für dich fertig und lege mich drüben aufs Sofa.«
    Kaum hatte sie den Kopf aufs Kissen gelegt, war sie auch schon eingeschlafen.

Kapitel 30
    Ein Sonnenstrahl glitt kitzelnd über ihre Wange und flammte in rosigem Feuer unter ihren geschlossenen Lidern auf. Katja öffnete die Augen und wußte im ersten Moment nicht, wo sie sich befand.
    Die Uhr zeigte elf.
    »Mein Gott, ich lebe ja, was für ein Wunder«, flüsterte sie, reckte sich ausgiebig und spürte den eigenen Körper wie neu. »Ich lebe …«
    Es war höchste Zeit. Sie durfte nicht länger faul im Bett liegen, sie mußte zu Lunjok fahren und diesem Spuk ein Ende machen. Sie würde ihm die Schlüssel zur Wohnung geben, ihm erklären, wo die Kassette lag, sollte er jemanden hinschicken, um sie zu holen. Am besten, sie rief ihn vorher noch an, aber da fiel ihr ein, daß sie ihr Notizbuch zu Hause gelassen hatte.
    Sie zog sich an, ging in den Flur und rief leise: »Pawel!«
    Niemand antwortete. In der Wohnung war es still. Wahrscheinlich schlief er noch. Katja ging ins Bad. Auf der Waschmaschine lag ein ordentlich gefaltetes schneeweißes Handtuch. Auf der Ablage über dem Waschbecken entdeckte sie eine neue, noch eingeschweißte Zahnbürste.
    Nach dem Duschen machte Katja sich fertig, kämmte sich und dachte, es wäre nicht übel, erst noch Kaffee zu trinken. Sie mußte ohnehin noch Pawel wecken, um ihm zu danken und sich zu verabschieden.
    Sie öffnete vorsichtig die Tür und schaute in das kleine Zimmer. Dort stand das zum Bett umfunktionierte Sofa, ungemacht. Pawel war nicht da. Wohin konnte er gegangen sein? Vielleicht etwas fürs Frühstück einkaufen? Dann mußte sie sowieso auf ihn warten.
    Sie erblickte einen riesigen antiken Kleiderschrank und trat ins Zimmer, um sich in dem großen Spiegel zu betrachten. Auf dem Fußboden, zwischen Schrank und Sofa, lag ein durchsichtiger Plastiksack, vollgestopft mit irgendwelchen alten Sachen und oben zugebunden. Katja warf einen flüchtigen Blick darauf, und plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie kauerte sich hin, zerrte mit zitternden Händen den Knoten auf und schüttete den Inhalt des Sacks auf den Boden.
    Es waren Frauenkleider – ein schwarzer Seidenrock, einelila Bluse, eine Perücke. Leuchtendrote, lange, in großen Wellen sich ringelnde Haare. Sie sah auf, und ihr Blick fiel auf eine kleine dunkelrote Schachtel, die einsam auf einem zerbrochenen Bettgestell in der Ecke stand. Französisches Parfum, »Madame Jamais«.
    Blitzartig schossen ihr Lunjoks Worte durch den Kopf: Weißt du, wer die Firma kontrolliert, in der dein Dubrowin arbeitet? … Skelett liebt Täuberich wie seinen eigenen Sohn … Wir überprüfen das noch …
    Sie stürzte aus dem Zimmer. Die Hände zitterten ihr so stark, daß sie endlos lange brauchte, um die Wohnungstür aufzuschließen.
    Ich bin von ihm bis zu mir mindestens eine Stunde gefahren, und eigentlich ist es nur ein Weg von einer Viertelstunde. Er kann in der Zwischenzeit ohne weiteres in meiner Wohnung gewesen sein und die Sicherungen herausgedreht haben. Und danach, als ich langsam wieder zu mir kam, ist er in aller Ruhe nach Hause gefahren. Aber dann bin ich ja selber zu ihm gekommen. Da hätte er mich schon zehnmal umbringen können. Nein, hätte er nicht. Es wäre schwierig gewesen, die Leiche aus der eigenen Wohnung zu schaffen … O mein Gott … Ich hätte es merken müssen, er ist nach dem ersten Akt gegangen und hat dann erzählt, er sei umhergeschlendert, habe alten Frauen Blumen geschenkt. Was war ich doch für eine Idiotin, alles habe ich ihm selber anvertraut, von Sweta Petrowa, von Mülleimer-Boris. Aber warum so kompliziert? Zuerst Olga, dann Margarita – wozu? Täuberich wollte das Casino haben. Vielleicht hat Valera sich irgendeinen schlauen Schachzug ausgedacht, um diesen Teil seines Imperiums abzusichern. Mit einer einfachen Schießerei war ihm nicht beizukommen, und da hat Täuberich beschlossen, den Chef auszuwechseln … Mit Pawel
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