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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow
Autoren: Polina Daschkowa
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ganz ruhig und tu, was ich sage. Und damit du gar nicht erst auf dumme Gedanken kommst, sage ich dir gleich: ich kann jeden Moment schießen. Du hast mich schon eine Menge Nerven gekostet, Katja, deswegen kann es leicht passieren, daß ich die Beherrschung verliere.«
    Die Mündung der Pistole bohrte sich in ihren Nacken. Wann Margarita sich wohl die Waffe beschafft hatte? Aber das waren Fragen, über die sie sich jetzt nicht mehr den Kopf zu zerbrechen brauchte. Dafür war es wirklich zu spät.
    »Worauf wartest du denn, schieß doch gleich. Oder bist du auf melodramatische Effekte aus, wie im Film?« fragte Katja leise.
    »Nein. Effekte will ich nicht. Ich will es so bequem wiemöglich haben. Hier sind zu viele Leute. Wir beide fahren weiter weg, ins Grüne.«
    »Wenn du mich umbringst, bekommt dein Mann die Videokassette«, sagte Katja leise und blickte zum Fenster hinaus.
    Ihr schien, als habe sie auf der anderen Seite des Hofes die Silhouette von Pawel Dubrowin gesehen. Wenn sie schreien würde, könnte er nichts hören, die Fenster waren fest geschlossen. Gleich würde er ins Haus gehen.
    »Aber keineswegs. Niemand wird erfahren, daß ich dich umgebracht habe. Du wirst einfach verschwinden. Während man noch überlegt und rätselt, wo die schöne junge Witwe geblieben sein könnte, habe ich die Kassette längst beseitigt. Aber darüber können wir später noch reden. Jetzt kippst du erst mal den Sitz herunter. Du willst nicht? Auch gut, dann mache ich es selber. Komm aber ja nicht auf falsche Ideen. Ich schieße sofort.«
    Die Pistole drückte immer noch gegen Katjas Nacken. Eine schmale Hand glitt rasch zwischen die Rückenlehnen der Vordersitze. Katja überlegte fieberhaft, was wohl sein würde, wenn sie diese Hand jetzt packte, losschriee und die Türen entriegelte. Vermutlich gar nichts. Nur der dumpfe Knall eines Schusses.
    Die Rückenlehne des Beifahrersitzes kippte nach hinten. Während sie weiter die Pistole an Katjas Kopf gedrückt hielt, legte Margarita ihr mit einer geschickten Bewegung Handschellen an und ließ sie zuklicken.
    »Ein Trick, den ich bei den Dreharbeiten zu meinem letzten Film gelernt habe, ›Das treue Herz einer Hure‹«, erläuterte sie. »Hat doch gut geklappt, oder? Du hast gar nicht so schnell mitbekommen, wie.«
    Mit einem weiteren geschickten Handgriff riß sie Katja nach hinten auf den Rücksitz, setzte sich selbst ans Steuer und stellte die Rückenlehne wieder hoch.
    Sie braucht noch etwas anderes, nicht nur einen ungestörtenOrt. Sie zieht alles in die Länge, weil sie erfahren will, wo die Kassette ist, dachte Katja.
    »Ich warne dich im voraus«, sagte Margarita, »die Tatsache, daß ich mit dem Rücken zu dir sitze und den Wagen steuere, hindert mich nicht daran zu schießen, wenn es nötig ist. Ein Trick, den ich in den ›Blutigen Jungs‹ gelernt habe. Also halt die Klappe und sitz still.«
    Der Ford fuhr langsam vom Hof. Einige Minuten lang wurde ihnen der Weg von einem gewaltigen Müllwagen versperrt.
    »Sag mal, Katja, wie hat dir meine Inszenierung eigentlich gefallen?« fragte Margarita, als sie den Wagen auf den Gartenring lenkte.
    Ich muß sie dazu bringen, die Verkehrsregeln zu übertreten. Dann wird der Wagen von der Polizei gestoppt, dachte Katja, blickte zum Fenster hinaus und spürte, wie ihre auf den Rücken gedrehten Arme allmählich taub wurden. Aber wer garantiert mir, daß sie es nicht schafft, mich vorher zu erschießen?
    »Warum sagst du nichts? Sag mir ein nettes Wort zum Abschied. Wie fandest du meine betrunkene Pennerin?«
    »Bei deiner Pennerin, Margarita, sind dir drei Fehler unterlaufen. Du hättest vorher Wodka trinken und dich mit Urin bespritzen sollen, und du hättest unbedingt das Geld annehmen müssen.«
    »Stimmt.« Margarita lachte. »Sieh mal an, du Schlauberger. Hast du jetzt eigentlich auch keine Angst? Das hier sind keine Späne im Kopfkissen oder Swetas dummes Getuschel am Telefon. Ich bringe dich wirklich um.«
    »Doch, ich habe Angst«, gestand Katja, »aber du hast auch Angst. Jetzt hast du schon drei Menschen auf dem Gewissen – Gleb, Sweta Petrowa, Mülleimer-Boris. Ich werde der vierte sein. Was versprichst du dir überhaupt davon?«
    »Sind dir schon mal die Sohlen deiner einzigen Stiefelabgegangen, im November, wenn der Winter gerade erst angefangen hat, und du hattest keine Kopeke? Hat dir schon mal vor Hunger der Bauch weh getan?«
    »Hör auf, Margarita, du weißt selber, das ist nicht der Grund. Du hast Gleb getötet,
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