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Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche
Autoren: Sara Pennypacker
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wäre, hätte dieses Wahnsinnskind vermutlich ihre eigene Fernsehshow oder würde ein Tattoostudio führen oder in irgendeinem Kasino Blackjack spielen . «
    Ich lebe schon mein ganzes Leben mit meinem Vater zusammen, und das sind fast dreitausend Tage, aber noch immer vergesse ich manchmal, dass er sich für einen Komiker hält.
    »Dad, das ist nicht komisch«, sagte ich zu ihm. »Das mache ich doch alles erst, wenn ich groß bin. Außer … Moment mal. Was ist ein Kasino? Was ist Blackjack? Würde mir das gefallen?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte meine Mom. »Es ist jedenfalls eine sehr weise Entscheidung von Mr D’Matz, nur Kinder in diese Bücher schreiben zu lassen. Und ich kann es gar nicht erwarten, deins am Freitag zu lesen. Wir werden sicher begeistert sein.«
    »Begeistert? Ihr werdet es lieben!«, versprach ich ihr. »Ihr werdet wahrscheinlich ein ganzes Regal dafür aufhängen wollen, gleich neben dem Kamin, um es dort draufzustellen.«
     
    Als meine Mom zum Gute-Nacht-Sagen kam, erinnerte sie mich daran, dass mein Tag auch einen miesen Teil gehabt hatte. »Möchtest du mir jetzt davon erzählen?«
     

     
    Ich zuckte mit den Schultern und streichelte unter der Decke Kamillosan. »Margret ist wütend auf mich. Richtig wütend. Und ich weiß nicht, warum.«
    »Keine Ahnung?«
    »Gar keine. Sie ist einfach explodiert. Erst wegen Mitchell, dann wegen mir.«
    »Na ja, vielleicht hatte sie einen schlechten Tag. Aber bestimmt findest du eine Lösung. Das tust du doch immer.«
    »Meinst du?«
    »Klar. Ihr seid doch seit dem Tag, an dem Margret hier eingezogen ist, befreundet.«
    »Ich dachte, anfangs hätten wir uns gehasst! Weißt du noch, du hast mir erzählt, dass Margret immer versucht hat, mich in ihre Kostüme zu stecken, und dass ich das schrecklich fand.«
    Mom nickte. »Du bist schreiend weggerannt, wenn du sie gesehen hast. Da warst du so um die drei. Dann hast du dir endlich ein Tutu oder einen Prinzessinnenumhang anziehen lassen und dich damit in die nächste Pfütze gesetzt.« Mom lachte. »Doch, ihr wart von Anfang an Freundinnen. Und deshalb findet ihr eine Lösung. Das ist so bei Freundinnen.«
    Dann sagte sie Gute Nacht und knipste das Licht aus.
    Im Dunkeln drückte ich Kamillosan an mich und dachte daran, dass Margret und ich eben keine Freundinnen mehr waren.

3. KAPITEL
    Das mit den Komplimenten war viel schwieriger, als es bei Margret geklungen hatte.
    Auf der Busfahrt am Dienstagmorgen fing es ganz gut an.
    »Das ist aber ein riesiger blauer Fleck da auf deinem Arm! Tolle Farben!«, sagte ich zu Willy. Bei diesem Kompliment lächelte auch seine Zwillingsschwester Lilly, denn sie hatte ihm den blauen Fleck verpasst. Dann ging ich zu Joe hinüber. »Du siehst heute ein bisschen größer aus«, sagte ich zu ihm. »Vielleicht geht es los.«



Joe ist der Kleinste in unserer Klasse. Er wartet auf seinen großen Wachstumsschub, und deshalb hätte dieses Kompliment ihn eigentlich glücklich machen müssen. Stattdessen machte er eine Minute lang ein verwirrtes Gesicht, denn er hatte sich gerade hingesetzt, und dann zog er seine zerquetschte Provianttüte unter sich hervor. »O verflixt«, sagte er. »Ich hoffe, das ist nicht mit Thunfisch.«
    Und weil sonst niemand aus meiner Klasse mit diesem Bus fährt, hatte ich für den Rest der Fahrt nichts zu tun, außer zu ignorieren, dass Margret ignorierte, dass ich sie ignorierte.
    In der Schule wurde alles noch schwieriger. Zuerst sagte mein Lehrer: »Clementine, als Schülerin der Woche, würdest du bitte den Eid auf die amerikanische Flagge vorsprechen?« Aber alles, was mir einfiel, als ich unter der Flagge stand, war, für die anderen den Daumen zu heben, wenn sie zu schwierigen Wörtern kamen, wie »Republik« oder so.
    Ich musste das Essensgeld einsammeln und in die Cafeteria nach unten bringen. Und ich kann euch sagen, es ist nicht leicht, Leuten darüber Komplimente zu machen, wie sie euch Geld geben.
    Ich sagte Waylon, seine 25-Cent-Stücke glänzten ungeheuer und bestimmt seien seine Hosentaschen wahnsinnig sauber. Das gefiel ihm. Dann lobte ich Maria, dass sie das Geld so schön schnell zählte, aber sie sagte, nein, sie hätte nur mehr Zeit gehabt, weil ich so lange über Waylons Hosentaschen gesprochen hätte. Dann bewunderte ich, wie Rasheed alle Münzen auf einen hohen Stapel gepackt hatte. Er sagte, »Danke, ich hab auch ganz schön viel Spucke gebraucht, um alles zusammenzukleben.« Schließlich sagte ich Joe, er könnte
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