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Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche
Autoren: Sara Pennypacker
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Mom.
    Aber ehe ich das erzählen konnte, kam Rübe in die Küche gerannt. Er jagte auf den Geschirrschrank zu und riss den großen Spaghettitopf heraus. Dann stülpte er ihn sich über den Kopf und schlug mit einem Holzlöffel darauf, und die ganze Zeit lachte er dermaßen, dass ich hören konnte, wie unter seinem Spaghettitopfhelm die Spucke blubberte.
     

     
    Ich streichelte Kamillosan, damit er während des Topfgedröhnes ruhig blieb. Und ich versuchte mir vorzustellen, was im Freundschaftsbuch meines Bruders stehen würde, wenn er es je in die dritte Klasse schaffte.
    »Mom«, fragte ich. »Fragst du dich auch manchmal, ob Maiskolben normal ist?«
    »Allererstens«, sagte meine Mutter, ohne mit Schälen aufzuhören, »heißt dein Bruder nicht Maiskolben. Und allerzweitens, natürlich nicht. Wovon redest du eigentlich?«
    »Mom! Jeden Tag zieht er die Schuhe aus und versucht sie andersherum wieder anzuziehen. Nicht nur am falschen Fuß, sondern andersherum.«
    Meine Mom zuckte nur mit den Schultern.
    »Und er hält die Waschmaschine für ein Raumschiff.«
    Mom lächelte.
    »Er wackelt ständig mit dem Kopf. Und selbst, wenn er dabei mit dem Kopf gegen die Wand knallt, macht er immer weiter.«
    Meine Mom schaute meinen Bruder an, als hielte sie mit dem Kopf wackeln für das Klügste und Hinreißendste, was man überhaupt nur tun konnte. »Stimmt, das tut er«, sagte sie zustimmend. »Stundenlang sogar.«
    Glaubt mir, ich hätte noch an die hundert weitere Dinge aufzählen können, aber ich hörte auf, weil ich meiner Mom nicht das Herz brechen wollte mit der Erkenntnis, dass sie so ein enttäuschendes zweites Kind hatte. Plötzlich fiel mir ein, dass Margret erzählt hatte, wie gern ihre Mutter in ihrem Freundschaftsbuch liest, wenn Mitchell sie zum Wahnsinn treibt. Und dann wusste ich es. Ich würde ein wunderbares Freundschaftsbuch nach Hause bringen – so umwerfend, dass meine Eltern vor Stolz übers ganze Gesicht lächeln würden. Es würde fantastisch sein, ihnen am Freitag das Buch zu zeigen.
    Okay, meinetwegen, es würde auch fantastisch sein, es dieser Angeberin Margret zu zeigen.
    Als ich gerade noch die Vorstellung genoss, wie Margret all meine tollen Komplimente las, kam mein Dad in die Küche.
    »Dad, ich bin als Schülerin der Woche ausgelost worden …«
    »Clementine, ganz stillhalten!«, fiel er mir ins Wort. »Beweg keinen einzigen Muskel!«
    »Was ist denn …«
    »Nicht in Panik geraten«, sagte er und schlich sich an mich heran. »Ich werde versuchen dich zu retten.«
    »Dad, was ist denn?«
    »Jetzt nicht hinschauen«, flüsterte er. »Aber ich glaube … ich glaube, dein Schal … lebt!« Dann lachte er, fuhr Kamillosan durch das Fell und küsste mich auf die Stirn.
    »So«, sagte er, nachdem er auch meinem Bruder durch den Spaghettitopf einen Kuss gegeben hatte. »Was ist das für eine Geschichte mit der Schülerin der Woche? Bist du nicht die Schülerin des Jahrhunderts?«
    Ich lachte. »Nein. Das ist …«
    Meine Mutter unterbrach uns, indem sie mir einen Salatkopf und die Salatschüssel und meinem Vater einen Löffel für das Chili gab. Sie ist nämlich ein Riesenfan der Teamarbeit. Alle, die in unserem Haus etwas zu essen haben wollen, müssen beim Kochen helfen. Ich schneide immer eine Grimasse, wenn ich helfen soll, aber in Wirklichkeit gefällt mir das laute, lebhafte Chaos, wenn alle zusammen Essen machen.
    Während meine Mutter also das Maisbrot knetete und mein Dad seine geheimen Zutaten in das Chili rührte und mein Bruder auf weiteren Töpfen herumschlug, machte ich den Salat und konnte meinen Eltern endlich erzählen, was die Schülerin der Woche war.
     

     
    »Jeden Montag zieht unser Lehrer einen Namen aus einer Pappschachtel. Diese Person, und das bin in dieser Woche ich, ist bei allem die Anführerin und muss allen über sich erzählen. Und alle anderen müssen sagen, warum es so toll ist, mit dieser Person in einer Klasse zu sein. Das Beste kommt am Freitag, dann schreiben sie das nämlich alle in ein Buch und ich kann es mit nach Hause nehmen.«
    »Hervorragend«, sagte mein Dad. »Ich weiß schon genau, was ich schreibe.«
    »Dad! Eltern dürfen nichts schreiben. Nur die Kinder.« Dann wurde ich unsicher. »Na ja, was würdest du denn schreiben? Ich meine, wenn du dürftest?«
    »Ich würde schreiben, Ich finde es wunderbar, dass Clementine in der Schule ist, weil ihre Mutter und ich sonst keine Ahnung hätten, wo zum Henker sie steckt. Wenn sie nicht in der Schule
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