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Clementine schreibt einen Brief

Clementine schreibt einen Brief

Titel: Clementine schreibt einen Brief
Autoren: Sara Pennypacker
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gute Woche.«
    Ich fand, da ich sowieso bald sterben würde, konnte ich ihr genauso gut die Wahrheit sagen. »Ich konnte Ihre Regeln einfach nicht erraten«, sagte ich zu ihr.
    »Wie meinst du das?«
     

     
    Ich holte tief Atem. »Ihre Regeln sind anders als die von unserem Lehrer. Ich habe lange gebraucht, um die von unserem Lehrer zu lernen, aber das habe ich irgendwann geschafft. Als ich also am Montag diese Apfelstücke sah, fiel mir die Erst die Hamster füttern -Regel ein. Als Sie gestern die Matheaufgabe an die Tafel geschrieben haben, habe ich an unsere Magische Null Platzhalter -Regel gedacht, aber Ihre Nicht die Antwort verraten -Regel habe ich nicht gekannt. Als Sie am ersten Tag die Blätter verteilt haben, habe ich an unsere Den Namen in die rechte obere Ecke schreiben -Regel gedacht, aber Ihre Nichts auf das Blatt schreiben -Regel habe ich nicht erraten.«
    Ich holte noch einmal tief Luft. »Ich möchte die Regeln gern vorher wissen. Bevor ich einen Fehler machen kann.«
    »Ach so.« Frau Nagel schwieg für eine Minute. Dann sagte sie: »Das klingt vernünftig. Ich wünschte, wir hätten schon am Montag darüber geredet.«
    Da zeigte ich ihr den Merkzettel auf meinem Arm.
    Frau Nagel musterte ihn für eine Weile, dann zog sie einen Kugelschreiber hervor und schrieb den Satz auch auf ihren Arm. Echt, ich mache keine Witze. MANCHMAL MUSST DU DAS PROBLEM KENNEN, BEVOR DU DIE LÖSUNG FINDEN KANNST. »Danke für den guten Rat«, sagte sie.
     

     
    Ich starrte eine Minute lang ihren Arm an. Dann fielen mir meine guten Manieren ein. »Gern geschehen.«
    »Wie wäre es damit?«, fragte sie. »Wenn dein Lehrer die Reise gewinnt, bleibe ich für den Rest des Jahres hier. Würdest du mir dann am Montagmorgen von euren Schulregeln erzählen? Denn ich kenne die ja überhaupt nicht.«
    Ich sagte, klar, obwohl ich ja wusste, dass mein Lehrer die Reise nicht gewinnen würde. Und als ich daran dachte, tat mein Herzanfall noch schlimmer weh. Als wir bei der Stadthalle ankamen, war ich fast schon daran gestorben.
    Die anderen zwei Klassen waren schon im Foyer. Eine kam von der Highschool, und alle rempelten sich gegenseitig mit den Schultern an. Die andere war eine Vorschulklasse. Auch sie rempelten sich gegenseitig mit den Schultern an, aber sie standen nicht in der Gegend herum, weil die meisten schon auf den Boden geschubst worden waren. Bevor unsere Klasse auch mit Rempeln anfangen konnte, mussten wir in den Festsaal gehen.
    Zuerst gingen die von der Highschool hinein und ließen sich auf der rechten Seite nieder. Dann kamen die aus der Vorschule und gingen nach links. Das mit dem Hinsetzen schafften sie aber nicht so gut.
    Sie waren so leicht, dass immer, wenn sie sich zurücksinken ließen, die Sitze wieder hochschnellten und nach ihnen schnappten wie Alligatoren in einem Froschteich. Eine Weile war es ganz schön chaotisch, weil neunzehn kleine Kinder in ihren Sitzen festhingen und schrien, als ob sie gerade verschlungen würden. Was ja irgendwie auch der Fall war.
     

     
    »Meine Güte«, hörte ich Frau Rice Frau Nagel zuflüstern. »Wollen wir hoffen, dass unsere Kinder schwer genug sind. Sonst dreht die Elternversammlung durch!«
    Endlich holte jemand neunzehn Gesetzbücher und legte sie den Vorschulkindern auf die Knie. Dann ging unsere Klasse in den Saal und setzte sich in die Mitte.
    Vor uns saßen vier Personen an einem langen Tisch mit einem Schild, auf dem JURY stand. Einer hatte eine Plakette und ein ernstes Gesicht, was bedeutete, dass er der Boss war.
    Hinter ihnen saßen die drei Lehrer, die sich um die Reise bewarben. Ich schaute in eine andere Richtung, um Herrn D’Matz nicht ansehen zu müssen.
    Der Juryboss stand auf. »Wir werden für jeden Lehrer einen Schülerbrief verlesen«, sagte er. »Und danach werden wir unsere Entscheidung bekanntgeben.«
    Zuerst war die Vorschullehrerin an der Reihe. Sie winkte einem winzigen Mädchen, das alle Vorderzähne verloren hatte. Die Kleine schien erleichtert zu sein, weil sie sich von ihrem schnappenden Sitz entfernen durfte, vermutlich, weil sie nicht zurückbeißen konnte. Da Kinder in der Vorschule zu klein sind, um Briefe zu schreiben, sagte sie der Jury einfach, warum ihre Lehrerin gewinnen sollte.
     

     
    »Meine Lehrerin ift die Befte«, sagte sie. Danach verstand ich kein Wort mehr, und ich glaube, die Jury auch nicht, aber sie nickten und lächelten die ganze Zeit.
    Dann kam der Highschool-Lehrer an die Reihe. Ein Junge mit lila
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