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Clementine schreibt einen Brief

Clementine schreibt einen Brief

Titel: Clementine schreibt einen Brief
Autoren: Sara Pennypacker
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Viel-Glück-Karten gefreut hat, und erzählen, was er diese Woche gemacht hat.« Sie reichte mir ihr Wörterbuch. »Wenn du Mumifizierung nachschlägst, kannst du erklären helfen, was er alles Neues lernt.«
    Ich schlug das Wort nach und dann gingen wir zurück in die Klasse.
    Frau Rice erzählte allen, wie sehr Herr D’Matz sich über unsere schönen Karten gefreut hat. Sie sagte, er habe eine wunderbare Woche verlebt und heute viel über Mumifizierung gelernt. »Und jetzt wird Clementine erklären, was das bedeutet.«
    »Zuerst kratzen sie einem mit einem großen Löffel die Innereien raus«, sagte ich. »Dann saugen sie das Gehirn durch die Nase. Wenn die Mumie dabei anfängt zu niesen, fliegt das Gehirn überall durch die Gegend. Sie müssen es mit einer Schaufel von der Decke schaben und …«
    Neben mir räusperte sich Frau Rice.
    »Na gut, meinetwegen, dann eben nicht, ich glaube, das kommt nicht sehr oft vor. Aber es ist ziemlich eklig. Und außerdem«, sagte ich, »unter den vielen Windeln sind Mumien nackt .«
    Frau Rice seufzte tief. »Danke, Clementine, für diesen erhellenden Blick auf die Mumifizierung.«
     
    Als ich aus der Schule nach Hause kam, steckte ich die zweiundzwanzig Dollar in meine Tasche und machte mich auf den Weg in den obersten Stock.
    »Hallo-Frau-Jacobi-tut-mir-leid-dass-ich-private-Spenden-verkauft-habe-hier-ist-Ihr-Geld-wollen-Sie-es-zurückhaben?«
    Frau Jacobi sah mich an, als ob ich verrückt geworden wäre. »Ich liebe meine Platzdeckchen«, sagte sie. »Ich will mein Geld nicht zurück.«
    Im nächsten Stock war es genauso. Und im übernächsten auch. Alle sahen mich an, als ob sie mich für verrückt hielten. Alle waren zufrieden mit dem, was sie gekauft hatten. Niemand wollte sein Geld zurück. Zuletzt ging ich zu Margret und Mitchell, weil Alan sich dort immer erst um vier Uhr blickenlässt.
    Mitchell machte die Tür auf. »Hallo, Clementine«, sagte er. Er grinste breit.
    »Ist Alan da?«, fragte ich.
    »Nö«, rief Mitchell. Sein Grinsen wurde noch breiter.
     

     
    »Warum nicht?«
    Mitchells Gesicht wäre fast in zwei Teile zerplatzt vor lauter Grinsen. »Weißt du noch, die Pfeife, die du ihm verkauft hast? Die so aussah wie die, die er verloren hatte? Das war seine. Er hatte sie nicht verloren – meine Mom hatte sie weggeworfen. Und jetzt ist er sauer auf sie und kommt heute nicht. Danke, Clementine.«
    Normalerweise fühle ich mich toll, wenn jemand sich bei mir bedankt. Aber diesmal war das anders. Trotzdem sagte ich: »Gern geschehen.«
    Dann ging mir etwas auf – ich hatte noch immer das Geld für das Geschenk. »Wir müssen ganz schnell in den Bastelladen gehen«, sagte ich zu Mitchell.
    »Okay«, sagte er.
    Das ist das Gute an Mitchell – er fragt nie, warum, er tut einfach, worum ich ihn bitte. Wenn ich Margret darum gebeten hätte, hätte sie mir hundert Fragen gestellt und mir dann hundert Gründe genannt, warum meine Idee blöd ist und sie eine bessere hat.
    Mitchell nicht. Der sagt einfach okay. Wenn ich je einen Freund habe, was nicht der Fall sein wird, dann vielleicht ihn.
    »Komm, wir nehmen deinen Bruder mit«, sagte Mitchell. Auch das ist toll an Mitchell – er mag meinen Bruder. Und mein Bruder mag ihn.
    Also gingen wir in unsere Wohnung, holten Frühlingszwiebel und schnallten ihn in die Karre. Mitchell beugte sich über ihn. »Karrenrennen?«, fragte er.
    Mein Bruder kreischte nur, aber so sagt er ja , wenn er zu aufgeregt zum Sprechen ist. Er kreischt ziemlich viel, wenn Mitchell dabei ist.
    Mitchell legte los und rannte, so schnell er konnte, ohne irgendwen auf der Straße umzufahren. Mein Bruder kreischte die ganze Zeit, weil er Karrenrennen so liebt und weil er so gern hört, wie seine Stimme zittert, wenn sie über Hubbel fahren. Ich musste rennen, um mit ihnen Schritt zu halten, und schon nach wenigen Minuten hatten wir den Laden erreicht.
     

     
    Im Laden knallte ich total außer Atem mein Geld auf den Tisch.
    »Da bist du ja wieder«, sagte der Verkäufer. Und dann erkundigte er sich nach dem Befinden meiner Großtante Rosa.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich habe sie diese Woche noch nicht gesehen. Aber ich nehme an, es geht ihr ganz gut.« Dann fragte ich nach dem Befinden seiner Großtante.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich habe meine diese Woche auch noch nicht gesehen. Aber ich nehme an, auch ihr geht es ganz gut.«
    Dann hatten wir die Höflichkeitsfloskeln abgehakt und der Verkäufer packte die Luxus-Künstlerbox ein. Ich
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