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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir
Autoren: M D Lachlan
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Anhänger, doch er fand ihn faszinierend. Jemand hatte ein Symbol hineingeritzt, einen Wolfskopf im Stil der Nordmänner. Auch die Art und Weise, wie er an der Schnur hing, war seltsam. Ein kleines Geschirr aus drei verflochtenen Knoten hielt ihn fest. Sein Vater hatte ihm erklärt, es sei ein Glücksbringer, und das Leder werde irgendwann verrotten. Deshalb hatte sein Vater ihm gezeigt, wie man die Knoten knüpfte, damit er es jederzeit selbst tun konnte. Das sei, hatte sein Vater behauptet, ein Teil der Magie.
    Die Männer waren guter Dinge, weil sie endlich ihren Sold bekommen sollten. Prinz Wladimir war ein geiziger Herrscher, und seine tapfersten und stärksten Krieger – jene, die von den Herren im Norden abstammten – hatten gedroht, den Dienst zu quittieren, wenn sie nicht besser und vor allem pünktlich bezahlt würden. Seine Lösung hatte darin bestanden, die Truppe nach Miklagard zu schicken – in die Weltstadt Byzanz – , um dem Herrscher bei der Verteidigung gegen den Rebellen Phokas zu helfen. Deshalb waren die Männer trotz der Kälte am Fluss zwischen den Felsen glücklich. Wer mit dem Boot gefahren war, hatte noch drei Tagesmärsche vor sich, die Fußgänger etwas mehr. Doch der Plan sah vor, dass sie alle zusammen eintreffen sollten. Sie wollten etwas hermachen und dem Herrscher vor Augen führen, dass er für sein Gold eine anständige Gegenleistung erhielt.
    Die ganze Familie hockte am Feuer, als der Fremde zu ihnen kam. Er war groß und bleich und hatte ein Büschel roter Haare auf dem Kopf. Auf den Schultern trug er ein großes schwarzes Wolfsfell, doch sonst war er nur leicht bekleidet – er trug nur Pantalons in der Machart des Ostens und ein Hemd aus Rohseide. Direkt vor Schlangenauge ließ er das Wolfsfell auf den Boden fallen und sagte: »Was hast du zu bieten?«
    Schlangenauge blickte den Mann an und wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
    »Der Junge hat nichts zu bieten«, erklärte sein Vater. »Lass es mich sehen, und ich sage dir, was es wert ist.«
    Der Mann bückte sich und hob das Wolfsfell auf, um es dem Vater des Jungen zu reichen, einem großen und dicken Mann mit Haaren in der Farbe von Stroh.
    »Es ist blutig, Mann. Dafür wird niemand viel zahlen.« Schlangenauges Vater war vorsichtig und benutzte die Hochsprache, um dem Händler zu zeigen, dass er ein vermögender Mann war.
    »Ich bin nicht auf klingende Münze aus«, erklärte der Fremde. »Ich will mir nach der Reise nur die müden Knochen an eurem Feuer wärmen und ein oder zwei Geschichten hören.«
    »Du solltest versuchen, das Fell gegen einen Mantel einzutauschen«, schlug Schlangenauges Vater vor. »Du wirst dir die müden Knochen erfrieren, wenn du länger so herumläufst.«
    »Das Feuer der Poesie wärmt mich«, sagte der Fremde. »Lasst mich eine Geschichte hören, und ich brauche keinen Pelz.«
    Schlangenauges Vater zuckte mit den Achseln. »Nun gut. Ich beginne mit der Geschichte eines Mannes, der Sigi hieß. Es heißt, er sei der Sohn Odins. Über ihn gibt es dies zu berichten … «
    Der Reisende hob die Hand. »Diese Geschichte habe ich schon oft gehört. Ich verlange eine neue. Der Junge soll mir eine Geschichte erzählen.«
    »Willst du die Geschichte eines Kindes hören?«
    »Die Geschichte eines Kindes oder eine Kindergeschichte, mir ist beides recht.«
    Schlangenauge war verlegen und saß in der Klemme. »Ich kenne gar keine Geschichten.«
    »Hat dir dein Großvater keine Geschichten erzählt?«
    Der Junge dachte eine Weile nach und sagte: »Es ist schon Jahre her, es war noch vor der Zeit des großen Königs Ingvar, der den Namen seines Lehrers annahm, und als Helgi der Prophet viele Länder eroberte, auf dass sein Name für alle Zeiten gerühmt werde. In jenen Tagen war ein stummer Sklave genau wie heutzutage für jemanden von königlichem Geblüt ein höchst kostbarer Besitz, denn ein stummer Diener behält alle Geheimnisse für sich. Eine solche Sklavin lebte in unserem Land im Norden. Sie war alt und hatte ihre Herren überlebt, und doch alterte sie äußerlich nicht und bekam keine grauen Haare. Wegen ihrer Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit schätzte man sie sehr.
    Einmal reiste sie mit einer Prinzessin, für die sie sorgen und deren Haar sie kämmen sollte, in den Osten. Die Prinzessin sollte einen wendischen Prinzen heiraten, und da das Gesicht der Sklavin von einer Brandwunde entstellt war, bestand keine Gefahr, dass ein Mann sie begehrlich ansah und schwängerte, was ihren Tod
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