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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir
Autoren: M D Lachlan
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dem Wasser gezerrt, fort von dem schrecklichen Maul, das so groß war, dass ein Mann aufrecht hineingepasst hätte. Die andere Gestalt war eine ausgemergelte Frau oder ein Kind, man konnte es nicht genau erkennen. Sie war schrecklich dünn und hatte das Gesicht einer Ertrunkenen.
    »Halt!«, schrie Aelis den Wolf an, als er das Kind anstarrte und die Zähne fletschte.
    Er drehte den mächtigen Kopf zu ihr herum. »Aelis«, sagte er, »ich bin deinetwegen hier, ich will dich beschützen.«
    »Ich sterbe, und du kannst mich nicht beschützen.« Wieder fiel ein Teil der Decke in den Teich. Der Rest bröckelte schon und würde bald folgen.
    »Ich bin ein Heiler, ich kann dir helfen.«
    »Kennst du dich selbst, Beichtvater? Du bist ein Mörder und hast viele getötet.«
    »Ich bin verloren, Aelis.«
    Die Runen summten um sie herum wie Motten und Schmetterlinge, Bienen und Spatzen. Sie vereinigten sich, und ihr war klar, dass sie sterben musste. »Dies ist unsere Bestimmung«, sagte sie. »So war es immer, und so wird es immer sein. Du bist der Mörder, und ich locke dich zu deinem Opfer.«
    »Wir werden uns ihm widersetzen«, erklärte Hugin. »In zukünftigen Leben werden wir uns vielleicht selbst erkennen und diesem Schicksal entgehen.«
    »Dann müssen wir alle sterben«, sagte der Wolf, »damit wir wieder leben können.« Er schob sich aus dem Wasser und legte den Kopf auf den Felsvorsprung.
    »Dies ist der Stoff, der gewoben wird«, erklärte Sváva. »Immer und immer wieder wird er gewoben. Der Gott, der das Gemetzel liebt, wird kommen und seinen Tod finden.«
    »Nein!«, rief Aelis, doch Hugin trat vor und schlug dem Wolf das Schwert aufs Maul, trennte einen großen Hautfetzen heraus und legte die Zähne darunter frei.
    Der mächtige Wolf heulte und schüttelte sich. Jehan konnte das Tier, das er geworden war, nicht mehr beherrschen.
    Hugin hob die Klinge, um abermals zuzuschlagen, doch der Wolf war zu schnell und trieb ihm die Zähne in den Leib, packte ihn an der Hüfte und warf ihn hinter sich ins Wasser. Hugin ließ das Schwert nicht los und hackte im Flug blindlings auf die Luft ein. Als er sich nach dem Sturz wieder aufrichten wollte, rumpelte es, und ein großer Teil der Decke brach über ihm zusammen.
    Ofaeti, der tief in dem Loch stand, das der Wolf in den Grabhügel gewühlt hatte, sah Hugin untergehen. An einer Baumwurzel kletterte er nach unten auf den Erdhaufen, der von der Decke herabgestürzt war, und tastete im Wasser umher, bis er etwas zu packen bekam. Es war eine Hand, die noch das Krummschwert hielt. Ofaeti zog, und der Rabe kam keuchend und würgend zum Vorschein.
    Der Wolf starrte Aelis an. »Ich werde dich nicht töten.«
    »Das ist auch nicht nötig«, antwortete Aelis.
    »Ich habe dich geliebt.«
    »Und ich habe dich geliebt, aber dieses Schicksal ist zu schrecklich. Wenn ich wieder lebe, Jehan, dann darfst du nie mehr in meine Nähe kommen.«
    »Ich werde einen Weg finden, mich dir gefahrlos zu nähern.«
    »Es gibt keinen.«
    »Unser Schicksal ist der Tod, die Qual und das Leiden, immer und immer wieder bis in alle Ewigkeit«, verkündete Sváva.
    »Nein!« Der Wolf ging auf sie los. Sie hob die kleinen Mädchenarme, um die Zähne abzuwehren, doch er schnappte sie, zog sie herum, riss ihr beide Arme ab und zerfetzte den Körper mit einem einzigen Biss.
    Kreischend kamen die Runen geflogen und erfüllten Aelis mit Entzücken. Sie sah Feuer und Schlachten, roch die Erde des Grabes und die Verwesung, hörte das Knarren der Henkersschlingen, spürte die kalte Haut der Toten unter den Fingern, schmeckte die Asche der Scheiterhaufen, und alles kam ihr wundervoll vor. Sie zog sich den Speer aus dem Leib und hielt ihn über sich. Die Magie erfüllte sie mit ekstatischen Wellen. Mit der freien Hand riss sie sich das rechte Auge heraus.
    Die Kammer verschwand. Sie stand auf einer brennenden Ebene, auf der nach der Schlacht viele Tote lagen, umschwärmt von unzähligen Fliegen. Den Speer hatte sie noch in der Hand, aber nun trug sie Kettenhemd und Helm und hielt einen Schild in der Hand. Neben ihr lag ein achtbeiniges Pferd, tot und zerfleischt. Die Runen waren nicht mehr in ihr, denn sie selbst verkörperte jetzt die Runen und war ein Ausdruck ihrer Einheit.
    »Der Bruder hat den Bruder getötet, die Prophezeiung ist erfüllt. Jetzt muss ich mit dem Wolf kämpfen«, sagte sie und griff das Wesen an.
    Der Wolf fixierte sie mit seinen lodernden grünen Augen. »Ich bin Fenrir, der Verschlinger der
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