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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir
Autoren: M D Lachlan
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Dinge, aber am lautesten sagte sie: Wolfsfalle .
    Sie sprach zu Aelis, und Aelis sah, dass sie viel länger in ihr lebte als die anderen Runen und viele Lebenszeiten zurückreichte. Nun wurde ihr der Irrtum klar. Sie trug nicht nur sechzehn, sondern siebzehn Runen in sich. Diese Rune tanzte nicht im Kreis der acht, sie klingelte, zwitscherte und sang nicht wie die anderen, sondern schlich in den dunklen Winkeln ihres Bewusstseins umher. Es war die Rune, die wie ein Abgrund im Tageslicht aufbrach und heulte.
    »Vali! Hilf mir! Jehan, wie du jetzt heißt, hilf mir!«
    Die Dunkelheit der Rune vertiefte sich in ihr, und ein kaltes Heulen fegte jeden vernünftigen Gedanken beiseite. Alle Einzelteile dessen, was sie einmal gewesen war, brachen über sie herein. Ein Mädchen in einer Hütte am Wasser, eine Gefangene, die als das Werkzeug von Hexern nach Norden zog, eine Reisende, die im Schnee nach Süden eilte, ein Mädchen in einem Garten am Fluss, eine Edelfrau, die in einer dunklen Kirche kniete, eine fliehende, gejagte und gehetzte Frau, ein Gefäß und eine Schale, die magische, böse Kräfte barg.
    Atmen! Sie kam aus dem Wasser hoch und gelangte wieder an die Luft. Hände hatten sich um ihre Hüften gelegt und wollten sie aus dem Teich heben, doch der Speer, der sie durchbohrt hatte, störte zu sehr. Das Wasser war jetzt wärmer, und der Krieger, der sie hatte ertränken wollen, war verschwunden.
    »Wer?«
    »Hugin. Ich bin auf deiner Seite. Ich bin der, der dich schon einmal beschützt hat, und hole dich jetzt. Feileg.«
    Das letzte Wort war ein Name, den er unsicher ausgesprochen hatte. Erinnerungen regten sich in ihr, wie der Wind aus dem Rauchabzug eines Hauses Geräusche herbeiweht. Sie war schon einmal hier gewesen, an so einem Ort unter der Erde, und hatte es mit einem schrecklichen, mörderischen Kind zu tun gehabt. Worte fielen ihr ein, die bedauernd und elend gesprochen worden waren und ihr jetzt mehr bedeuteten als jedes andere Wort, das sie je im Leben gesprochen hatte.
    »Ich werde abermals ohne dich leben, Vali. Du bist dem Totengott verhasst.«
    Etwas hatte sie im Garten von Loches gehetzt, wo der Mond die Bäume silbern färbte und der Fluss sich wie eine Brücke aus Licht hinzog zwischen der Dunkelheit, aus der er kam, und der Dunkelheit, in die er strömte. Jetzt konnte sie sich umdrehen und den Verfolger betrachten. Sie sah ihn vor sich stehen. Jehan, den Beichtvater und den Mann, der, wenn sie genauer hinsah, ein Wolf war. Vor sich auf dem Weg erblickte sie zwischen den Bäumen einen weiteren Mann, der fast genauso aussah, nur dass sein Gesicht von Narben und Schwielen entstellt war. Er lockte sie mit liebevollen Blicken. Es war Hugin der Rabe, den sie in ihrem früheren Leben als Feileg gekannt hatte. Die Wahrheit kam ans Licht. Die beiden Männer waren Brüder.
    In der unterirdischen Kammer ertönte ein Krachen, die Decke erbebte, und die Stalaktiten stürzten ins Wasser.
    »Er kommt«, sagte das Wesen mit der Kinderstimme. »Töte sie.« Sváva sprach zu Hugin, doch die Runen waren immer noch in ihrer Verzückung versunken und hörten nicht auf ihre Worte.
    Abermals gab es ein gewaltiges Krachen, und ein Teil der Decke stürzte ins Wasser.
    Sváva rief:
    »Ein Schiff fährt über das Meer,
    Loki hält das Steuer.
    Da, mit dem Wolf,
    Kommt der Herr der Lügen.«
    Der nächste Donnerschlag war stärker als eine Welle, die der Sturm auf einen Landvorsprung wirft. Aelis spürte die Erschütterung in der Brust. Nun brach die Decke endgültig zusammen, und graues Tageslicht strömte herein. Zugleich war ein schreckliches Heulen zu hören, ein Geräusch, das aus den Verliesen kam, wo die Seele ihre Ängste einsperrt.
    Die Kindfrau kreischte jetzt beinahe:
    »Steinberge stürzen,
    Riesinnen straucheln,
    Zu Hel fahren Helden,
    Der Himmel klafft.«
    Der Wolf schob das sabbernde Maul durch die Lücke in der Decke, schnappte und biss die Luft und löste einen kleinen Erdrutsch aus.
    »Wird er uns etwas tun?«
    »Er ist gekommen, um uns zu töten, aber zuerst braucht er einen geringeren Mord.«
    Mit einem lauten Platschen stürzte der Wolf in das Wasser. Aelis klammerte sich an Hugin, als es über ihr zusammenschlug. Er hielt sie fest und schob sie nun trotz des Speers auf den Vorsprung hinauf. Vor Schmerzen wurde sie fast ohnmächtig, alles verschwamm ihr vor Augen, und sie erbrach Blut. Als sie wieder etwas sehen konnte, bemerkte sie zwei Gestalten, die neben ihr standen. Einer war Hugin. Er hatte sie aus
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