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Clara

Clara

Titel: Clara
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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»Sie sind nicht alle gut, wissen Sie?«
    »Alexander Wirtz ist in einer psychiatrischen Anstalt«, versuchte es Toppe. »Er hat einen Gotteswahn.«
    »Oh, oh«, jammerte der Alte.
    »Den er sich bei euch hier eingefangen hat«, stichelte van Appeldorn, aber darauf reagierte der Mönch nicht.
    Er jammerte, und jetzt sprudelten seine Worte nur so. »Der arme, arme Junge. Krank! Ich will gleich für ihn beten. Ich will den Hirten bitten – wir müssen eine Messe für ihn lesen, oh, und Clara natürlich. Clara kann helfen. Der gute Junge. Er ist …« Ihm war etwas eingefallen. Er legte die Hand auf Toppes Schulter. »Er war ein Freund, ein Freund von dem toten Jungen.«
    »Ja, das wissen wir«, antwortete Toppe, aber der Alte brabbelte weiter: »Sie haben sich ein Zimmer geteilt, und ich fühlte, wie ihre Freundschaft wuchs.«
    »Was?« Van Appeldorn sah verwirrt aus.
    »Wann haben Sie Ralf Poorten zuletzt gesehen?« fragte Toppe, aber der Mönch hatte seine Konzentration verloren, und es dauerte eine Weile, bis die Antwort kam. »Im vorigen Sommer, als das Ferienseminar war. Danach nicht mehr.«
    »Das Seminar, an dem auch Alexander Wirtz teilgenommen hat?«
    Bruder Ignatius nickte.
    »Sagen Ihnen die Namen Kirsten Glade und Frank Toenders etwas? Sie kennen doch alle Kinder.«
    »Frank und Kirsten.« Der Mönch sah auf seine Füße. »So etwas gibt es nicht unter unserem Dach.«
    »Was meinen Sie damit? Was gibt es nicht unter Ihrem Dach?«
    Der Alte lächelte.
    »Kannten Sie Kirsten und Frank?«
    »Wen?« Immer noch das weltabgewandte Lächeln.
    »Kirsten Glade und Frank Toenders, kannten Sie die beiden?«
    »Nein.«
    »Wann kommen die Mühlenbecks zurück?« fuhr van Appeldorn dazwischen.
    »Später.« Unvermittelt wandte der Mönch sich ab und stakste zu seinen Enten zurück. Am Wasser drehte er sich noch einmal um und winkte.
    »Die Adresse vom Mutterhaus«, wollte van Appeldorn ihm nachsetzen, aber Toppe hielt ihn auf. »Die steht in jedem dieser Pamphlete, die Astrid aus Poortens Zimmer mitgebracht hat.«
    Er atmete tief durch. »Laß uns ein Stück gehen, ich brauche ein bißchen frische Luft. Ich hab gedacht, ich kotze dem gleich auf die Füße.«
    Sie wanderten den Weg entlang, der zu dem kleineren Kolk führte.
    »Glade und Toenders waren hier«, sagte van Appeldorn heftig. »Und irgendwas ist zwischen den beiden gelaufen.«
    »Vermutlich«, bestätigte Toppe.
    »Die haben miteinander gepennt!«
    »Kann sein. Kann aber genauso gut was anderes gewesen sein. Diese Leute sind mir so fremd. Wer weiß, was die alles verdammen.«
    Aber van Appeldorn hörte ihn gar nicht. »Jetzt ist auch klar, warum Poorten erst im August bei den Eltern von Karsten Bülow aufgetaucht ist.«
    »Ja«, überlegte Toppe. »Das macht Sinn. Im Januar 95 stirbt Bülow an einem epileptischen Anfall, und Poorten ist dabei. Claudia Hamaekers Zuckerkoma war zwei Monate später. Vielleicht hat Poorten das ja auch mitgekriegt. Und die Geschichte mit Wirtz hat ihm dann offensichtlich den Rest gegeben.«
    »Richtig, er wollte mit der ganzen Sache an die Öffentlichkeit. Und das hat er dem Mühlenbeck auch verklickert. Verdammt gute Idee, das mit der Presse.«
    »Eben, eine gute Idee«, meinte Toppe. »Erzähl mir nur eines: Wenn er das sowieso an die Presse geben wollte, warum sollte er es dem Mühlenbeck überhaupt noch vorher erzählen?«
    »Rache«, schlug van Appeldorn vor. »Kann ich gut verstehen, daß er sehen wollte, wie der große Hirte zum winselnden Hündchen wird. Wer jault denn da?«
    Auch Toppe blieb stehen und horchte. Es war das Funkgerät in ihrem Wagen, das wie verrückt jodelte. Rasch liefen sie zum Auto zurück.
    »Helmut? Na endlich!«
    »Walter? Was machst du denn in der Zentrale? Brennt es?«
    »Lichterloh, glaub mir. Ihr müßt sofort kommen! Hört zu: auf Albers’ Hof …«
    Van Appeldorn beugte sich rüber. »Bitte wahren Sie Funkdisziplin.«
    »Da pfeif ich drauf, du Affe! Auf Albers Hof liegt unten am Wasser ein Ruderboot, eins mit einem Motor. Van Gemmern hat sich das heute morgen zur Brust genommen. Am Rand hing ein Büschel Wolle, hellrot. Da ist jemand mit irgendwas hängengeblieben. Es sind Webpelzfasern, und sie stammen von.«
    »Ralf Poortens Weste«, vollendete Toppe.
    »Ja, kapierst du? Mit dem Boot haben die.«
    »Ja, Walter, schon verstanden. Hat van Gemmern sich festgelegt, wie lange die Fasern schon da hängen?«
    »Allerhöchstens drei Wochen, sagt er.«
    »Wir sind in fünf Minuten da.«
    Claras
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