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Clara

Clara

Titel: Clara
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Eltern wollten offenbar wegfahren. Der Vater saß schon im Auto, und die Mutter stieg gerade ein, hielt aber inne, als Astrid auf den Hof kam.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie freundlich, aber ihr Gesicht blieb ausdruckslos. »Wir wollten gerade ins Krankenhaus fahren und unsere Schwiegertochter ablösen.«
    Auf der Rückbank saßen zwei Kinder. Das Mädchen, vielleicht vier Jahre alt, lächelte Astrid verschmitzt an. Frau Albers folgte Astrids Blicken. »Das sind unsere Enkelkinder.«
    Der Junge war älter, sicher schon zehn. Er mußte das Kind sein, das Clara damals »geheilt« hatte.
    »Ich wollte eigentlich Ihren Sohn sprechen, Frau Albers. Ist der zu Hause?«
    »Er wollte den Traktor reparieren. Wenn Sie da um die Scheune rumgehen, dann finden Sie ihn bestimmt.«
    Albers Junior kam ihr schon entgegen. »Oh, die schöne Frau Kommissarin«, sagte er munter. »Ich würde Sie ja gern höflich begrüßen, aber leider.« hielt er ihr seine ölverschmierten Hände hin.
    Was ist denn mit dem los, dachte Astrid, voriges Mal hat er die Zähne nicht auseinander gekriegt, und jetzt spielt er den Charmeur? Wenn er lachte, sah er um Jahre jünger aus, und man konnte gut erkennen, daß er Claras Bruder war.
    »Um was geht es denn heute?«
    »Um den 9. Februar. Clara war an dem Tag im Franziskusheim.«
    »Richtig, da ist sie jeden Freitag.«
    »Das habe ich schon gehört. Wer hat Clara abends abgeholt?«
    »Na, ich.« Es klang wie eine Frage, dann lachte er auf. »Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen! Da war was Komisches an dem Abend. Mein Vater hatte Sitzung, also bin ich gefahren. Und als ich im Altenheim ankomme – wissen Sie, die haben da so eine leicht überdrehte Schwester, und die sagt mir doch glatt, Clara sei schon abgeholt worden. Ich muß ziemlich dämlich geguckt haben. Jedenfalls bin ich wieder ins Auto gestiegen und die Straße runtergefahren, und dann habe ich sie auch gefunden. Sie saß auf der Bank an der Schule und war sehr müde.«
    »Müde?«
    »Zuweilen strengt sie das alles ziemlich an: morgens die Schule und nachmittags ihre soziale Arbeit. Da wandert sie dann manchmal abends draußen rum, um sich zu besinnen. Und ab und zu verläßt sie auch das Altenheim früher, wenn sie noch ein bißchen frische Luft schnappen will. Und da kann es auch schon mal passieren, daß sie die Zeit vergißt.«
    »Und an dem Abend hat sie die Zeit vergessen?«
    »Genau, aber das war nicht weiter schlimm. Ich kenne ja meine Schwester. Weit konnte sie nicht sein. Ich habe sie dann schnell nach Hause gebracht und dafür gesorgt, daß sie ins Bett kam. Vielleicht hat sie ja da schon den Virus ausgebrütet.«
    »Und dann sind Sie in die Kneipe gegangen.«
    »Ja, aber das habe ich Ihnen ja schon voriges Mal erzählt.«
    Astrid hörte hinter sich ein Auto auf den Hof fahren. Den Motor kannte sie doch. Als sie sich umdrehte, waren Toppe und Heinrichs schon ausgestiegen.
    »Was macht ihr denn hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, meinte Toppe, und sie sah an seinem Gesicht, daß es ernst war.
    »Kripo«, wandte er sich knapp an Albers. »Besitzen Sie ein Boot?«
    Der lachte. »Wieso, wollen Sie angeln?«
    Toppe verzog keine Miene.
    »Ich verstehe zwar nicht, was das jetzt wieder soll, aber ja, wir haben ein Boot.«
    »Würden Sie uns das bitte zeigen?«
    »Wenn’s sein muß«, fügte sich Albers und nahm sie mit zum hinteren Hoftor. »Da liegt das gute Stück.«
    Heinrichs nickte Toppe zu. »Dann müssen wir uns jetzt mal etwas ausführlicher mit Ihnen unterhalten. Können wir ins Haus gehen?«
    Albers führte sie in die Küche. Astrid hielt Toppe am Ärmel fest. »Was ist denn los?«
    »Wart’s ab.«
    Heinrichs legte Albers den Plastikbeutel hin und rasselte die Fakten runter. »Wir müssen folglich davon ausgehen, daß Ralf Poortens Leiche in Ihrem Boot transportiert worden ist.«
    »Und? Was habe ich damit zu tun?«
    Heinrichs lachte über soviel Unverfrorenheit. »Auf diese Frage hätten wir eigentlich gern von Ihnen eine Antwort.«
    »Dann ist das jetzt bestimmt eine große Enttäuschung für Sie. Unser Boot liegt das ganze Jahr über unten am Wasser, und es ist in keiner Weise gesichert. Ich weiß, das sieht die Polizei nicht gerne, aber es ist ja unser Risiko. Da kann eigentlich jeder ran.«
    »Ach kommen Sie«, meinte Heinrichs, »das hätten Sie doch gemerkt!«
    »Wieso sollten wir das gemerkt haben? Wir haben das Boot seit Monaten nicht benutzt.«
    »Können wir mit Ihrem Vater sprechen?«
    Albers
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