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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab
Autoren: Matthew Skelton
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sein Vater dieses Licht am anderen Ende der Welt gefunden hatte.
    »Mein Vater«, sagte er leise und sah dabei auf die beschädigte Kugel. »Wer war das – mein Vater?«
    Mr Hardy lächelte bekümmert und blickte in die Ferne. »Dein Vater war mein bester Freund«, sagte er. »Wir lebten beide als Findelkinder im Heim und sind später zur See gefahren. Wir waren unzertrennlich, eigentlich schon seit unserer Geburt.«
    Wieder überkam Cirrus eine Woge der Trauer, als er an die Träume dachte, die er und Bottle Top hatten verwirklichen wollen. »Was ist mit ihm passiert?«, fragte er, während er mit den Tränen kämpfte. »Warum hat er mich zurückgelassen?«
    Der Mann betrachtete ihn eine Weile nachdenklich, dann nahm er den Hut ab und kratze sich an der Stirn. Cirrus sah wieder die Tätowierungen auf seiner Haut.
    »Deine Mutter ist gestorben«, sagte Mr Hardy bedrückt. »Und James war verpflichtet, für die Akademie in See zu stechen. Er hatte wirklich keine Wahl. Er gab dich in die sicherste Obhut, die er kannte, das Findelhaus – sein einziges Zuhause.« Ein schwaches Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. »Er wäre stolz gewesen, wenn er dich jetzt sehen könnte.«
    Alerion kam von seiner Stange geflattert, ließ sich neben ihnen nieder und fächelte mit den Flügeln. Da spürte Cirrus, wie die Hitze seiner Federn ihm die Tränen trockneten, die wieder über sein Gesicht liefen.
    Noch ein anderer Abgrund hatte sich in ihm aufgetan.
    »Meine Mutter?« Flüsternd sprach er das Wort, fast kam es wie ein Hauch über seine Lippen.
    »Sie ist gestorben, um dir das Leben zu schenken«, sagte Mr Hardy. »Sie war ein großartiges Mädchen, fast so wundervoll wie dieser Engel hier.« Er tätschelte Pandoras Arm, und sie blickte verlegen zur Seite.
    »Ich erzähle dir mehr, wenn wir im Heim sind«, sagte Mr Hardy und erhob sich unvermittelt. »Der Vorsteher wird schon in Sorge sein. Nicht zu reden von Mrs Kickshaw …«
    »Im Heim?«, sagte Cirrus mit einem fragenden Blick auf das Mädchen.
    Ihrem betroffenen Gesichtsausdruck nach zu schließen, war sie ebenso verblüfft. Er wusste nicht genau, wohin er gehörte, aber noch war er nicht so weit, wieder ins Heim zurückzukehren.
    »Können Sie uns denn nicht mitnehmen?«, fragte Pandora, und ihre Augen leuchteten auf vor Begeisterung.
    Der Mann lachte unsicher und schüttelte den Kopf. »Was sollte ich mit euch anfangen, Kind?«, sagte er mit etwas Bedauern in der Stimme. »Euch mitnehmen zum anderen Ende der Welt? Ich habe auch dort kein Zuhause.«
    »Sie könnten doch im Heim Lehrer sein«, sagte Cirrus und sprach einen plötzlichen Einfall laut aus. Er musterte die Seemannsjacke des Mannes und den Flugapparat hinter ihnen. »Sie könnten uns beibringen, wie man über den Himmel segelt …«
    »Mondsegeln!«, rief Pandora.
    Mr Hardy lachte leise. »Und was hätte das für einen Sinn?«, fragte er, doch der Vorschlag schien ihn zu beschäftigen. Nach einer Weile ging er mit Pandora und Cirrus zurück zum Mondsegelschiff.
    Cirrus konnte jedoch seinen Blick noch nicht von der Gestalt seines Freundes im Observatorium abwenden.
    »Bottle Top«, sagte er und blieb abrupt stehen. »Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen. Er muss richtig beerdigt werden.«
    »Ja«, sagte Mr Hardy und nahm den Hut ab. »Hinter dem Findelhaus gibt es eine Begräbnisstätte.«
    Das Mädchen wurde plötzlich blass und wandte sich ab. Sie wischte sich über die Augen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Cirrus.
    Sie nickte, aber ihr Oberkörper zitterte. »Ich habe nur eben an meinen Bruder gedacht«, sagte sie. »Er ist auch dort begraben.«
    »Oh«, sagte Cirrus und starrte auf die Glasscherben auf dem Boden. Zaghaft griff er nach ihrer Hand. »Komm, gehen wir«, sagte er.
    Da breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht, und gleichzeitig schüttelte sie den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Erst muss ich noch etwas erledigen.« Sie blickte in die Richtung, in der Madame Orrerys Kutsche verschwunden war. »Etwas muss ich noch holen.«
     

 

     

H-O-F-F-N-U-N-G
    Pandora ließ sich durch das Fenster ihrer Dachkammer auf die Kleidertruhe herab und sprang zu Boden, achtete aber sorgfältig auf die Glasscherben der zerbrochenen Scheibe, die immer noch herumlagen. Als sie einen Blick zurückwarf, sah sie, wie Mr Hardy das Mondsegelschiff zu dem Kirchturm gegenüber steuerte, um den Korb an der St-Georg-Statue anzubinden. Erst vor ein paar Tagen hatte er sie aus dieser Gefängniszelle befreit;
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