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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab
Autoren: Matthew Skelton
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nicht wundervoll?«, sagte das Mädchen. Mit der Zeit gewöhnte sich Cirrus an das Geschaukel und das Schwindelgefühl beim Fliegen und konnte sich wieder ein wenig entspannen. Pandora sah das Feuerwesen liebevoll an.
    »Was ist das für ein Vogel?«, fragte Cirrus, der den Blick nicht von dem rot und golden brennenden Gefieder des Vogels wenden konnte.
    »Ein Halcyonvogel«, sagte das Mädchen. »Vom anderen Ende der Welt …«
    »Ein Hal-cy-on-vogel?« Plötzlich erinnerte er sich an die Asche, die er in einem Glasgefäß im Vogelraum des Museums gesehen hatte. »Wie der aus Mr Leechcrafts Sammlung?«
    Der Mann hatte die Frage gehört. Er machte ein finsteres Gesicht und spuckte über den Korbrand.
    »Mr Leechcraft war ein nichtsnutziger Dieb. Ein Halunke«, sagte er. »Hat der Natur die Vögel gestohlen. Jetzt hat er bekommen, was er verdient.«
    Alerion über ihm krächzte.
    Cirrus sah ihn nervös an, fand aber keine Zeit für Fragen, denn gerade als sie über der Fleet hinwegflogen, einem Graben, der seinen Unrat in die Themse spuckte, entdeckte er eine silbergraue Kutsche, die der Richtung des Mondsegelschiffs zu folgen schien.
    Er klopfte Pandora auf die Schulter, und sie richtete sofort das Fernglas nach unten. »Mr Hardy! Mr Hardy!«, rief sie. »Eine Kutsche verfolgt uns. Ich glaube, es ist Madame Orrery – an der Tür ist eine silberne Uhr.«
    Mr Hardy fluchte und spornte Alerion an, höher zu fliegen.
    Sie näherten sich jetzt rasch dem Zentrum des Sturmes. Dunkle Wolken hatte sich über ihnen zusammengeballt und Donnerschläge ließen die Luft vibrieren. Gezackte Blitze jagten über den Himmel und rissen tiefe Schattengräben in die Stadtschluchten unter ihnen.
    Cirrus sah die hohe Kuppel der St Paul’s Kathedrale näher kommen. Mr Hardy steuerte das Mondsegelschiff direkt darauf zu! Sie würden an den mächtigen Steinsäulen zerschellen! Doch in letzter Sekunde schwenkte er zwischen den hohen Türmen hindurch, und sie rasten über die Kuppel hinweg.
    Erstaunt sah Cirrus ihn an, er bewunderte sein Geschick, mit dem er die Luftströmungen las wie Meereswellen. Direkt über ihnen krachte jetzt ein ohrenbetäubender Donnerschlag, dröhnend wie eine Kanonenkugel, und Blitze zerrissen mit gleißenden Krallen den Himmel und kratzten an den Wolken.
    Hagel prasselte nieder und machte die Luft weiß, als wäre plötzlich Winter.
    Besorgt musterte Mr Hardy das Segel.
    »Was ist?«, fragte Cirrus.
    »Der Hagel«, sagte der Mann. »Er wird uns das Segel durchlöchern!«
    »Und was passiert dann?«, fragte Cirrus weiter und spürte bereits ein Kribbeln in seinen Beinen.
    »Dann werden wir sinken.«
    »Am besten, du hältst dich irgendwo fest«, sagte Pandora und griff nach seinem Arm. Auch sie war blass geworden. »Landen kann ganz schön schwierig sein.«
    Cirrus wurde fast übel, als er die dicht an dicht gebauten Häuser unter ihnen sah.
    Der Hagel breitete einen frischen feuchten Schleier über die Stadt und kühlte die Luft ab. Hagelkörner klickerten gegen den Weidenkorb und auf das Segel. Der Vogel über ihnen stieß ein heiseres Krächzen aus, und Cirrus sah, dass aus seinen lodernden Federn Dampf aufstieg.
    Mr Hardy hatte den Ernst der Situation erkannt. Er schob Pandora und Cirrus aus dem Weg, sprang zum Korbrand und hängte sich gefährlich weit hinaus, um ein zusätzliches, um die Ränder des Segels gerolltes Stück Stoff zu lösen. Für einen Moment dachte Cirrus voller Angst, der Mann würde aus dem Korb stürzen, weil eine heftige Bö sie erfasste und jäh zur Seite schleuderte. Mr Hardy aber sprang geschickt um den Korbrand, löste eine Befestigung nach der andern, und bald war ein zusätzliches Segel gesetzt, das sie vor dem schlimmsten Sturm schützte.
    Alerion jedoch stieß Warnschreie aus. Der Hagel war in schweren, gleichmäßigen Regen übergegangen, die Flügel des Feuervogels wurden feucht, und seine Flammen verloschen. Auf einmal wirkte Alerion zusammengeschrumpft und zerbrechlich.
    »Schnell! Werft Ballast ab!«, schrie Mr Hardy, während sie langsam sanken.
    Cirrus sah jetzt die Schornsteine aus der Dunkelheit ragen.
    Sofort machte er sich daran, Säcke und Decken aus dem Korb zu werfen, alles, was das Gewicht verringern konnte, während Pandora weiterhin mit dem Fernglas durch die Regenwand spähte.
    »Mr Hardy!«, rief sie. »Madame Orrery ist dicht hinter uns!«
    Cirrus blickte hinunter und sah auf der Straße unter ihnen die silbergraue Kutsche fahren, die rechts und links Wasser
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