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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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zwischen den Champion-Refrains, auch, dass nicht alles in Ordnung aber alles prima wäre, und dass er jetzt erst einmal schleunigst in die Redaktion müsste. Sie war glücklich, weil Massimo glücklich war und so fiel sie in seinen Champion-Song ein, was den Gesang nicht wirklich besser machte.

    *
    Das Klingeln des Handys erlöste Elisabettas Nachbarn nach zehn, zwölf Strophen vom zweistimmigen atonalen Gegröhle.
    Es war Roberto. „Salve“, grüßte der und fragte, ob Massimo noch interessiert wäre an einer Verbindung Mottis zur Wettmafia.
    „Klar. Wieso nicht?“ fragte Massimo zurück.
    „Na ja, nachdem die Sache doch nun aufgeklärt ist, Motti demnach per Zufall umkam, wen kümmert da noch die andere Geschichte?“
    „Mich kümmert sie!“ sagte Massimo, „erzähl’!“
    „Gut, wenn du willst. Also: Es gibt wohl tatsächlich eine Verbindung von Motti, ein paar Leuten aus der Oberschicht und der Wettmafia. Die Jungstars haben offenbar doch Geld dafür kassiert, gelegentlich daneben zu schießen oder im eigenen Strafraum einen Elfmeter zu verschulden.“
    Einer von ihnen hatte vermutlich Angst bekommen und dem Präsidenten alles gebeichtet. Daraufhin hatten die einen nach dem andern vorgeladen und einer nach dem andern war umgefallen. Roberto konnte nicht sagen, wie viele Spiele auf diese Weise verkauft worden waren. Er wusste auch nicht, wer den ganzen Betrug organisiert hatte. Denn Trainer und Präsident waren am Vorabend vor die komplett versammelte Mannschaft getreten, hätten mit wenigen Worten skizziert was geschehen war und danach eine totale Amnestie mit absolutem Stillschweigen verkündet. Die betroffenen Spieler würde man nicht nennen, schließlich wollte man niemanden an den Pranger stellen, und schließlich hätte sich jeder von denen bereit erklärt, eine bestimmte Summe, die in etwa den unfairen Einkünften entspräche, für einen sozialen Zweck zu spenden. Außerdem würde der Verein von den betroffenen Spielern die Prämien für jene Spiele zurückfordern. So wäre am Ende niemand geschädigt und man könnte die Sache damit vergessen. Wer darüber jetzt noch öffentlich spräche, hatte der Präsident abschließend gesagt, müsste wissen, dass er dem Verein damit schade. Und der Trainer hatte dann noch gesagt, jetzt wollte man sich wieder einzig und allein aufs Fußballspielen konzentrieren, und er wollte von dem, was war, nichts mehr hören.
    „Sauber“, kommentierte Massimo. „Und du, hältst du dich daran?“
    „Was soll ich machen?“ antwortete Roberto, „schon, dass ich es dir erzähle ist hoch riskant. Was ist, wenn sie dein oder mein Telefon abhören und irgendjemand informiert meinen Verein? Dann bin ich draußen, gefeuert. Und, Massimo, ich bin zu alt, um bei einem anderen Verein noch einmal einen Vertrag zu kriegen. Und wer seinen Club verpfeift, ist sowieso ein Schwein und kommt nirgendwo mehr unter. Nein, Massimo, ich habe dir das jetzt erzählt, weil ich es dir versprochen hatte, und weil ich es einmal loswerden muss. Aber ab sofort bin ich stumm, habe von all dem noch nie etwas gehört. Und ich baue auf dich, dass du mich da raus lässt und falls diese Pressetante irgendwann fragt, immerhin hat sie uns ja zusammen gesehen, dass du dann eisern in eine andere Richtung zeigst. Klar?“
    „Klar Mann!“
    „Weißt du, Massimo, diese Protokolle der abgehörten Gespräche von Wetthaien und ihren Klienten, von denen inzwischen ja wohl jeder gehört hat, die habt ihr doch bestimmt auch in der Redaktion.“
    „Mmh.“
    „Schau sie dir doch einmal genau an, ob da nicht Freunde oder Geschäftspartner unseres Präsidenten vorkommen.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Ganz einfach: Warum schluckt der so absolut ruhig, dass ein paar Spieler wer weiß wie viele Partien verschenkt haben? Das hat denen vermutlich viel Geld gebracht, den Verein aber mit Sicherheit viel Geld gekostet. Warum sagt man da einfach: Okay, Schwamm drüber! Kannst du mir das erklären?“
    Nein, konnte Massimo nicht, versprach aber, am Ball zu bleiben. Und, nach dem Schock nun beinahe euphorisch, machte er sich gleich daran und fuhr in die Redaktion.
    Da verflog seine Euphorie bald wieder.

    *

    „Mayer da bist du ja endlich!“ begrüßte ihn der Chef, „ich habe sogar Prosecco kaltstellen lassen. Wir wollen doch feiern! Immerhin ist unser Blatt heute Morgen schon gegen acht ausverkauft gewesen, und wir haben noch einmal eine gewaltige zweite Auflage gedruckt. Der Verleger hat angerufen, ich soll dich
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