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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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Auto- oder ein Motorinofahrer hätte sie womöglich erkennen können. Auch hätte der nächste Frühsportler durchs Parktor kommen können, oder irgendein Opa, der seinen Pudel Gassi führt.
    Also ließen sie Leiche Nummer zwei liegen, gingen zurück zu Leiche Nummer eins, rissen Steine aus der Wegbegrenzung und stopften sie dem armen Kerl in die Jacken- und Hosentaschen. Sie holten einen in der Nähe geparkten Geländewagen, luden den Leichnam ein, fuhren zum Tiber und warfen den Körper wie einen Sack Müll in den Fluss. Basta.
    Gianni beendete seinen Report. Als Massimo schwieg, redete er weiter. „Mein Chef schwebt natürlich auf Wolke sieben und ich genauso. Weißt du, was er zu mir gesagt hat?
    Inspektor De Bartolo, hat er gesagt, ihre Chancen, Kommissar zu werden, sind heute von nahe null auf nahe hundert Prozent gestiegen. Ist das nicht super?“
    „Ja super“, antwortete Massimo leise, „und warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, Gianni? Das ist doch meine Geschichte! Ich habe dir das doch alles erzählt! Warum steht sie in jeder Zeitung, nur ich habe nichts erfahren?“
    Er biss sich auf die Lippen. Eine Scheißfrage, dachte er. Er kannte ja die Antwort nur zu gut. Nun musste er sie noch einmal ausführlich ertragen.
    Nachdem der Typ ausgepackt hatte und der Fall damit gelöst war, hatte der Kommissar gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft noch für den Abend eine Pressekonferenz angesetzt. Natürlich hatte Gianni sofort Massimo angerufen. Aber dessen Handy war aus. Alle zehn Minuten ein neuer Versuch. Vergebens. Nicht erreichbar, hatte ihm immer wieder eine Tonband-Stimme mitgeteilt.
    „Ich habe sogar deine Mutter angerufen. Aber sie wusste auch nicht, wo du warst oder wie man dich erreichen könnte. Was sollte ich tun, Massimo?“
    Also hatte er wenigstens Massimos Redaktion über die Pressekonferenz informiert und die hatte auch einen Reporter geschickt.
    „Ist ja schon gut Gianni, Du konntest nichts anderes tun. Ich bin der Idiot! Aber verstehst du nicht meine Wut, meine Enttäuschung? Es war doch meine Geschichte, ganz allein meine. Ich hätte sie exklusiv haben können, haben müssen. Nun haben sie alle, nur ich nicht!“
    Jetzt war es Gianni, der offenbar nicht begriff. Ob Massimo denn seine eigene Zeitung nicht gelesen habe? Man könnte ja die übrigen Blätter nicht zwingen, positiv über die Konkurrenz zu schreiben, aber in seinem Blatt stünde doch alles ganz genau. Und das wäre doch eher ein Grund zum Jubeln als zum Jammern und Klagen.
    Nein, die hätte er nicht gelesen, murmelte Massimo, die hätte es an seinem Kiosk nicht gegeben.
    „Wahrscheinlich ist sie ausverkauft“, sagte Gianni, „ja dann wird mir langsam klar, wo dein Problem liegt. Du bist einfach nicht informiert, Herr Journalist!“
    Er erzählte den Rest der Vortags-Polizeiaktion. Nachdem er seinem Vorgesetzten mitgeteilt hatte, dass ausgerechnet der Reporter Mayer nicht erreichbar wäre, bei der Pressekonferenz also nicht dabei sein würde und so wohl auch kaum über die Lösung des Falles schreiben könnte, hätte der Chef beschlossen, sich auf andere Weise dankbar zu zeigen. Gleich zu Beginn der Pressekonferenz hätte er ganz offiziell gesagt, der Ermittlungs- und der Fahndungserfolg ginge einzig und allein auf die Recherchen des Journalisten Massimo Mayer zurück, der heute leider nicht hier sein könnte, der aber allein und als einziger und so weiter... “Du weißt ja selber am Besten, was du gemacht hast!“ schloss der Polizist seinen Bericht.
    Massimo hätte einerseits gerne noch länger der Aufzählung seiner Verdienste zugehört, andererseits wollte er das Telefonat jetzt unbedingt beenden. Andernfalls würde er womöglich implodieren! Paff! Einfach in sich selbst verschwinden!
    „Ich danke dir Gianni“, sagte er, „verzeih’ mir meine Ausdrücke vorhin...“
    „Keine Rede“, antwortete der, „mach’ dir einen schönen Tag. Ciao.“
    Massimo blieb ein paar Sekunden still sitzen. Dann sprang er auf, ging zu Elisabetta, zog sie vom Stuhl, nahm sie in die Arme und drehte sie mit drei, vier Tanzschritten. Dazu sang er, laut und falsch: “I am the champion, I am the champion - of the world!”
    Elisabetta lachte, eher irritiert als glücklich, und fragte, ob er jetzt völlig durchgeknallt wäre. Er unterbrach seinen Gesang, sagte: „Ich werde nicht gefeuert sondern gefeiert!“ und sang und tanzte weiter.
    Dass er unbedingt seine eigene Zeitung besorgen müsste, verstand Elisabetta aus seinen Text-Einlagen
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