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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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Steh auf! Mach voran!“
    Mama. Soviel war klar. Aber mehr auch nicht. Was war los?
    „Massimo, nun mach schon, du hast es versprochen!“
    Er rappelte sich auf, wankte zur Tür. „Was ist los Mama?“
    „Es ist halb acht!“ Er nickte, ratlos.
    „Tante Thalia und deine Großcousine Rosa warten auf uns. Signora Rimini hat schon den Autoschlüssel vorbeigebracht und das Garagentor geöffnet...“
    „Autoschlüssel?“ Massimo stierte seine Mutter an, er verstand überhaupt nichts.
    „Den Schlüssel zu dem kleinen Lieferwagen, dem von ihrem Verflossenen, eigentlich ist das ja ein Erinnerungsstück und wird nie verliehen, an keinen, aber ’für unseren Massimo’ hat sie eine Ausnahme gemacht und natürlich auch für mich. Also, voran!“
    Massimo begriff noch immer nichts. „Lieferwagen?“
    „Ach Massimo, jetzt stell dich nicht so blöd, du hast es versprochen, beim Geburtstag. Du hast versprochen, Thalia, Rosa und mich heute zu Ikea zu fahren.“
    „ Ikea? Jetzt? Das ist doch viel zu früh! Wann macht Ikea denn auf?“
    „Das weiss ich nicht so genau. Aber wir müssen ja auch erst noch deine Tante und die Großcousine abholen und dann raus zum Raccordo Annulare fahren und das dauert, da ist bestimmt Stau, da ist immer Stau, und wir müssen auf jeden Fall da sein, wenn Ikea aufmacht, denn sonst ist das Beste ja weg, wenn wir kommen.“
    Massimo war unter Schock. Der worst-case: Ikea! Das stellten Mama und Co sich als Ganztags-Ausflug vor, mit einem Drei-Stunden-Marsch durch alle Ab teilungen, Mittagessen in diesem schrecklichen Restaurant und dann alle Gänge noch einmal von Anfang bis Ende. Ikea - eine Revolution in Italien, ein Albtraum für ihn. Er hatte ja schon einen Besuch überstanden, knapp überstanden.
    Gleich am Eingang, am Ende der Rolltreppe waren Heerscharen von Großfamilien in Schockstarre verfallen, fassungslos beim Blicks auf ein in Rom bis dahin unbekanntes Schlicht-Design, im Stillstand verharrend bis die nachfolgenden Stauner ihnen von der Rolltreppe in die Rücken gedrückt wurden. „Che bello!“, riefen entzückte Omis und Teenies, und ein begeistertes„che bello!“ hatten auch Mama und Elisabetta ausgestoßen, mit denen Massimo seinen Erstbesuch im Wunderland absolviert hatte.

    Was sollte er tun? Gewiss saßen alle bereit. Er sah sie, fein herausgeputzt auf dem Küchenstuhl, auf den Fahrer wartend, auf ihn. Er hatte es offenbar versprochen.
    Während er sich anzog, rief er Elisabetta an. Immerhin war ihm das noch eingefallen. Sie war nicht eben begeistert, dass aus dem Mittagessen ein Abendessen werden musste und maulte, dass er einfach unfähig sei, seine Termine zu sortieren, so wie andere Menschen.

    *

    Gegen fünf war er zurück. Völlig fertig.
    Zm Abschluß der strapaziösen Reise hatte er Tantchen daheim abgesetzt - mit sechs Wassergläsern und und 24 Kerzen, „so billig gibt es die nirgendwo!“ - dann Cousinchen nach hause gefahren, ihr ein Bügelbrett, ein Küchenmesser-Set, „ist das nicht toll?!“, einen bunten Duschvorhang und natürlich Kerzen in die Wohnung getragen, den Lieferwagen vom Verflossenen in die Garage von Signora Rimini gestellt und Mama geholfen, ihre vier großkalibrigen Sofakissen, ein sechsteiliges Geschirr-Set, vier hölzerne Kochlöffel, eine große Grünpflanze für 4,95 Euro und 24 Kerzen zu bergen.
    Dann fiel er in einen traumlosen Schlaf. Bis um sieben der Wecker klingelte. Duschen, neues Hemd, ab zu Elisabetta. Kurz vor acht klingelte er. Überpünktlich. Na also. So unfähig war er doch nicht.

    Auf dem Tisch standen Kerzen. Ikea, stellte Massimo mit frisch geschärftem Blick fest, ebenso die Wein-und Wassergläser. Die Porzellanteller dagegen waren wohl eher geerbt, jedenfalls nicht Ikea-style. Elisabetta verschwand gleich nach der Begrüßung in der Küche, „ich brauch´noch zehn Minuten, du bist zu früh, mach´s dir gemütlich“.

    Er schaltete den Fernseher an, der Wetterbericht lief. Massimo hörte kaum zu, sein Kopf war mehr damit beschäftigt, die Tageserlebnisse im skandinavischen Einkaufsparadies zu verarbeiten. Dann begannen die Acht-Uhr-Nachrichten und nach nur drei, vier Worten des Sprechers saß Massimo hellwach vor dem Bildschirm. „Italiens Fußballverband und mehrere Vereine der Serie A haben heute in einer gemeinsamen Aktion die Staatsanwaltschaften in mehreren Städten des Landes über einen offenbar großangelegten Wettschwindel informiert“, sagte der Mann, der Massimo schon immer unsympathisch war. Er sah die
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