Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
Vom Netzwerk:
heißt also, Bewohner eines Dorfes, das seit Jahrhunderten ein Todfeind seines Dorfs war, Leute, die anscheinend zu dem Zweck erschaffen wurden, daß sie darüber nachdächten, wie sie das Herz der Pfarrkinder Don Camillos vergiften konnten.
    In alten Zeiten wurde der Kampf zwischen den beiden Orten hart geführt, und mancher konnte dabei seine Haut nicht retten.
    Doch seit vielen Jahren hatte der offene Konflikt aufgehört, und die Auseinandersetzung hatte sich in einen kalten Krieg verwandelt, was wiederum bewies, daß sich grundsätzlich nichts geändert hatte.
    In Casalino gab es Leute, die Stützpunkte in der Verwaltung der Provinz, im staatlichen Bauamt, in Rom hatten, und kaum, daß sich die Möglichkeit einer Initiative abzeichnete, die der Gemeinde von Don Camillo Nutzen hätte bringen können, trat die Gemeinde Casalino auf den Plan, warf ihnen Prügel zwischen die Beine, legte ihre vorrangigen Rechte dar, schlug Änderungen des Projekts vor. Und den Bewohnern von Casalino gelang es jedesmal, die Oberhand zu gewinnen.
    Don Camillo teilte also die Menschheit in drei große Kategorien ein: Während er sich große Mühe gab, damit die Guten nicht böse wurden und damit die Bösen gut wurden, überließ er jene aus Casalino ausschließlich der Obhut des Herrn: »Herr Jesus, wenn Ihr auch jene aus Casalino in die Welt gesetzt habt, dann wird es schon einen Grund dafür geben. Wir nehmen sie mit christlicher Ergebenheit auf uns, so wie man Krankheiten und Erdbeben auf sich nimmt. Eure unendliche Weisheit möge sie führen, und Eure unendliche Güte möge uns von ihnen erretten und befreien. Amen.«
    »Ich bin aus Casalino«, wiederholte der Fremde. »Und Sie werden wohl verstehen, Hochwürden, daß, wenn einer aus Casalino sich demütigt, hierher zu kommen, das bedeutet, daß er wirklich sehr wütend über die Leute von Casalino ist.«
    Don Camillo sah diese Tatsache sofort ein, doch er verstand immer noch nicht, wie einer aus Casalino ein Auto mit dem Kennzeichen USA fahren konnte.
    »Ich bin aus Casalino«, behauptete der Fremde. »Aber ich bin von dort vor vielen Jahren fort. Ich heiße Del Cantone. Mit fünfundzwanzig Jahren führte ich mit meinem Vater und meiner Mutter ein Gut von 10 Hektar. Es war eine Vieharbeit, weil wir keine Knechte bezahlen wollten, aber wir hielten durch und waren zufrieden. Dann tauchten aber diese Tausendmalverfluchten auf. Daß sie der Blitz Gottes treffen möge!«
    Der Fremde war wiederum rot geworden und begann wieder zu schwitzen.
    »Diese Tausendmalverfluchten?« fragte Don Camillo. »Ich versteh nicht.«
    »Wenn Sie nicht begriffen haben, daß, wenn es auf der Welt Tausendmalverfluchte gibt, diese nur die Roten sein können, dann heißt das, daß sie Scheuklappen vor den Augen tragen!« schrie der Fremde.
    »Entschuldigen Sie«, antwortete Don Camillo höflich, »Sie erzählen mir Dinge, die vor vielen Jahren… «
    »Die Roten sind immer Tausendmalverfluchte gewesen, schon seitdem Garibaldi das Rot erfunden hat!« unterbrach ihn der Fremde.
    »Garibaldi hat damit nur bis zu einem gewissen Punkt was zu tun«, warf Don Camillo zögernd ein.
    »Bis zu einem gewissen Punkt?« schrie der andere. »War vielleicht jener Arzt nicht einer von Garibaldis Leuten, der den Sozialismus in diese Gegend brachte? War es vielleicht nicht er, der den Leuten den Kopf verdrehte und die rote Liga und all die Schweinereien erfand?«
    Don Camillo gab ihm den Rat, in Ruhe fortzufahren, und der Fremde fing wiederum zu erzählen an.
    »Als diese Tausendmalverfluchten auftauchten, gab es Streiks auf dem Land und ähnliches Zeug. Tatsache ist, daß die von der Liga auf meinen Hof kamen und Streit mit meinem Vater suchten. Da sprang ich hoch und verwundete mit der Schrotflinte einen oder zwei von ihnen. Es starb niemand, aber ich mußte abhauen. Ich mußte alles liegen und stehen lassen und nach Amerika fliehen.«
    Der Fremde trocknete sich den Schweiß.
    »Ich habe verflucht hart gearbeitet«, sagte er wieder mit düsterer Stimme, »aber es hat Jahre gebraucht, um den richtigen Weg zu finden. Und inzwischen sind Papa und Mama gestorben. Im Elend gestorben. Und Schuld sind jene Verfluchten.«
    Don Camillo ließ sehr höflich die Bemerkung fallen, daß, nach strenger Logik, die Schuld mehr bei der Doppelflinte als bei den Roten liege. Aber der Fremde hörte ihm da nicht einmal zu.
    »Als man in Amerika von Mussolini reden hörte, wollte ich zurückkehren, um die Rechnung zu begleichen, aber da war ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher