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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
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auszugeben. Don Camillo war wie die andern zum großen Schauspiel gekommen, kehrte aber ziemlich finster davon zurück.
    »Was sagen die Leute, Don Camillo?« fragte ihn der Christus. »Sind sie zufrieden?«
    »Nein«, antwortete Don Camillo, »sie finden es schlimm, daß man einen armen Kerl so ruiniert, indem man die Tatsache ausnützt, daß er krank und weit weg ist und sich nicht um seine Angelegenheiten kümmern kann.«
    »Don Camillo, sei ehrlich, was sagen die Leute genau?«
    Don Camillo breitete die Arme aus:
    »Sie sagen, daß diese Dinge nicht geschehen würden, wenn es einen Gott gäbe.«
    Der Christus lächelte:
    »Von den>Hosianna <-Rufen zum Ruf>Kreuzigt ihn!    Noch am selben Abend kam es zu einer stürmischen Sitzung im Gemeinderat, denn Spiletti – der einzige Vertreter der Opposition – brachte das Gespräch auf den Bürgermeister:
    »Es sind bereits zwei Monate, daß wir keine Nachricht vom Bürgermeister haben. Er kümmert sich um nichts, was im Dorf geschieht, und auch nicht um jene Dinge, die ihn direkt betreffen. Wo ist er? Wie geht es ihm? Was macht er? Indem ich eine klare Antwort darauf verlange, gebe ich die Meinung von breiten Schichten unserer Bürgerschaft wieder.«
    Der Grobe, der die Funktion des Vizebürgermeisters ausübte, erhob sich: »Ich behalte mir vor, erst morgen im Detail darauf einzugehen.«
    »Ich glaube nicht, Einblicke in Staatsgeheimnisse verlangt zu haben!« erwiderte Spiletti. »Ich verlange sofort eine Antwort: Wo ist der Bürgermeister?«
    Der Grobe zuckte die Achseln:
    »Wir wissen es nicht.«
    Die Leute, die der Sitzung beiwohnten, murrten: Es war einfach unglaublich.
    »Man weiß nicht, wo der Bürgermeister ist!« brüllte Spiletti. »Dann gebe man eine Anzeige in den Zeitungen auf: Großzügiger Finderlohn für den, der einen seit zwei Monaten entlaufenen Bürgermeister, Farbe: rot, zurückbringt.«
    »Geistreiche Späßchen sind da kaum angebracht!« schrie der Grobe. »Niemand weiß, wo der Bürgermeister ist, nicht einmal seine Frau.«
    »Ich aber weiß es«, sagte eine Stimme. Und es war Don Camillo.
    Die Leute verstummten. Der Grobe erblaßte:
    »Sagt es, wenn Ihr es wißt.«
    »Nein«, antwortete Don Camillo, »aber ich kann euch morgen dort hinbringen!«
    In der trostlosen Mailänder Peripherie schaufelte Peppone mit finsterer Miene auf einer Baustelle vor einem zum Abbruch freigegebenen großen Wohnblock und neben seinem Lastwagen, den er mit Schutt und Mörtel füllte. Die Mittagssirene heulte, und Peppone warf die Schaufel weit weg. Er zog aus seiner Jacke, die in der Fahrerkabine des Lastautos hing, ein großes Stück Brot, mit Mortadellawurst gefüllt, und die »Unita« heraus, setzte sich mit dem Rücken zum Bauzaun neben die anderen Handlanger, begann zu essen und las seine Zeitung.
    »Herr Bürgermeister!«
    Spilettis schrille Stimme rüttelte ihn auf, und er sprang hoch. Er stand vor dem vollständig versammelten Gemeinderat.
    »Hier gibt es keine Bürgermeister!« antwortete er.
    »Das Schlimme ist, daß auch im Dorf keine Bürgermeister vorhanden sind«, erwiderte Spiletti. »Könnt Ihr uns vielleicht sagen, wo wir einen auftreiben könnten?«
    »Das sind Dinge, die mich nichts angehen«, behauptete Peppone und setzte sich wieder.
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie wieder völlig genesen sind«, sagte Spiletti, »und daß Sie jedenfalls in der Lage sind, uns eine Karte mit Grüßen zu schicken. «
    »Wem? Ihnen?« rief Peppone. »Dem Vertreter der klerikalen Clique? Sie haben keine Vorstellung davon, wie es mir gutgeht, wenn ich nicht an Sie denke.«
    »Sie reden nicht wie ein Bürgermeister«, protestierte Spiletti.
    »Ich rede wie ein freier Mann!«
    »Gut!« sagten die Handlanger, die zu essen aufgehört hatten und sich um Peppone und den Gemeinderat versammelt hatten.
    »Wenn Sie frei sein wollen, dann reichen Sie Ihren Rücktritt ein!« tobte Spiletti.
    »Gewiß, um gerade dir einen Gefallen zu tun!« kommentierte die Gruppe der Hilfsarbeiter ironisch. »Laß nicht locker, Genosse.«
    »Wenn er nicht seinen Rücktritt einreichen will, dann möchten wir wissen, was er vorhat!«
    Peppone zuckte kräftig die Achseln.
    »Wenn Sie es vorziehen, in Mailand zu bleiben, um sich zu vergnügen, anstatt Ihre Pflicht im Dorf zu tun, dann vergnügen Sie sich nur!« brüllte Spiletti. »Und treten Sie zurück!«
    »Wir werden dich schon soweit bringen, daß du zurücktrittst!« kommentierte die Gruppe.
    Doch
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