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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
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habt Ihr!« schrie Peppone und stampfte auf, um sich von den Schlammklumpen zu befreien, die sich an seine Stiefelsohlen geklebt hatten. »Ihr macht mich wütend, und so kann ich nicht achtgeben, wo ich hintrete.«
    Don Camillo öffnete den Mantel, nahm die Flinte ab und lehnte sie an einen Maulbeerbaum.
    »Gib das Kind her, während du dir deine Hufeisen säuberst«, brummte er, holte das Kind herunter und nahm es in den Arm. Fluchend hob Peppone einen dürren Zweig auf und machte sich wütend an die Arbeit, um seine Stiefel sauberzukriegen. Es war eine schwierige Arbeit, und das Kind sah, daß sie sich in die Länge zog, also flüsterte es Don Camillo zu:
    »Huckepack.«
    »Ruhe!« antwortete ihm Don Camillo mürrisch.
    Das Kind streckte die Unterlippe vor und blies kräftig durch. Da setzte sich Don Camillo das Gör, um eine unangenehme Szene zu vermeiden, rittlings auf die Schultern. Als er die Arme hob, rutschte ihm der Mantel herunter. Don Camillo schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich an den Baum hinter ihm anzulehnen und so auf halbem Weg die Talfahrt des Mantels zu stoppen.
    »Fang ihn auf!« schrie Don Camillo.
    »Wen?« fragte Peppone zornig und drehte sich um.
    »Fang meinen Mantel auf, sonst fällt er in den Dreck!«
    Peppone unterbrach seine Arbeit und rettete den Mantel. Das Kind gab Peppone von oben einige Zeichen und berührte dabei öfters seinen Kopf. »Nein«, erwiderte ihm Peppone. »Nachher, wenn ich dich wieder trage. Er will das nicht.«
    »Was will ich nicht!« muhte Don Camillo.
    »Daß das Kind sich Euren Mantel über den Kopf zieht.«
    »Wirf ihn drüber und sieh zu, daß du bald fertig wirst!« schrie Don Camillo und preßte mit seinen Pranken die kleinen Beine, die auf seine Brust herunterpendelten.
    Peppone legte den Mantel über den Kopf des Kindes, und Don Camillo befand sich einen Augenblick im Dunkeln. Als der Vorhang wieder aufging, sah Don Camillo, wie Peppone, nachdem er einige Sekunden auf einem Bein getorkelt war, nach hinten fiel und das Gesäß in eine Pfütze drückte.
    »Volltreffer!« rief Don Camillo begeistert. »Wenn die Konzepte oben so an ihrem Platz sind wie jetzt unten an der Basis, dann ist die proletarische Revolution nur mehr die Frage von einigen Tagen.«
    »Hättet Ihr einen nassen Hintern so wie ich jetzt«, brüllte Peppone und erhob sich, »dann würdet Ihr mit mehr christlicher Pietät reden.«
    Peppone näherte sich, um das Kind wieder zu übernehmen, aber Don Camillo trat einen Schritt zurück:
    »Laß ihn bei mir: Ich hab hohe Gummistiefel und kann gut gehen, während du es nicht schaffst. Nimm du die Flinte. Wenn wir dann wieder auf der Straße sind, gebe ich dir diesen Nichtsnutz zurück.«
    »Ich gehe nicht zur Straße«, erlärte Peppone finster.
    »Du gehst nicht zur Straße?« wunderte sich Don Camillo. »Und wohin bist du dann unterwegs?«
    »Ich bin dorthin unterwegs, wo ich will! Gebt mir den Kleinen wieder, und laßt mich in Frieden.«
    Don Camillo öffnete einen Moment den Mantel Vorhang, um Peppone in die Augen zu schauen:
    »Hör zu, du entfesselter Narr: Dieses Kind da fühlt sich ganz heiß an, und wenn du es nicht sofort nach Hause bringst…«
    »Auch wenn ich ihn sofort nach Hause bringe, ändert das nichts!« brüllte Peppone wütend. »Seit zwei Monaten bekommt er immer wieder am Abend Fieber, und der Doktor weiß nicht, was er tun soll! Gebt ihn mir zurück, und vergiftet meine Seele nicht mehr!«
    Don Camillo schüttelte den Kopf:
    »Quo vadis, Peppone?«
    »Quo vadis, wohin ich will, und quo vienis, daß der Teufel komme, Euch und alle Klerikalen des Universums zu holen!« knurrte Peppone. »Ich gehe zu einem Ort, wo ich hin muß.«
    »Na gut, und du kannst dort nicht auf der Straße hingelangen?«
    »Nein, nein! Ich muß über die Felder gehen. Auf die Straße darf ich nicht. Vor dem Himmlischen Vater kann ich mich demütigen, aber nicht vor den Pfaffen und ihren Komplizen!«
    Don Camillo betrachtete Peppones verzerrtes Gesicht.
    »Ich sage nichts mehr«, murmelte er, »gehen wir.«
    »Das Kind muß ich tragen.«
    »Das ist nicht nötig, nimm diesen Baumklotz auf die Schulter; er ist schwerer als das Kind, und auch wenn du fällst, tut der Klotz sich nicht weh.«
    Peppone hob den Baumklotz auf, der dort am Rande des Feldwegs lag, und schulterte ihn.
    »Die Flinte laß stehen, wir werden sie auf dem Rückweg holen«, sagte Don Camillo und machte sich auf den Weg. »Ful wird sie bewachen.« Der Nebel wurde immer dichter und der
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