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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo
Autoren: Giovanni Guareschi
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ausstellen können. Und er war der Gnade des Priesterleins ausgeliefert, der für die Fortsetzung des Tanzes bestens gerüstet zu sein schien.
    »Frieden«, murmelte der Anführer der Bande und richtete sich auf.
    »Frieden«, antwortete der Priesterschüler.
    Die anderen tauchten nach und nach auf, und als sie alle beisammen waren, erklärten sie sich mit dem Chef einer Meinung: Der Platz in der Bande gehörte dem Priesterlein.
    Sie zogen gleich los, um das vereinbarte Objekt zu erreichen, und der Priesterschüler folgte ihnen. Er hatte immer noch den Robinienstock bei sich. Vor dem Baum, den es zu »bearbeiten« galt, wandte sich der Boß an den Priesterschüler und brummte:
    »Das Kleid verfängt sich, wie kannst du damit hinaufsteigen?«
    »Ich klettere nicht hinauf«, erklärte das Priesterlein. »Ich gehöre zur Bande, aber ich nehme nicht teil. Während ihr arbeitet, bete ich.«
    Die Bande verteilte sich auf die Kirschbäume, und der Priesterschüler kniete auf der anderen Seite der Hecke und betete.
    Sie kehrten nacheinander zum Ausgangspunkt zurück, um die Beute gerecht zu verteilen.
    »Er«, sagte einer von der Bande, auf den Priesterschüler weisend, »er hat nichts geleistet und hätte keinerlei Anspruch auf irgendwas.«
    »Ich will auch tatsächlich nichts«, antwortete der Seminarist. »Ich muß die zehn Gebote einhalten. Siebtens: Du sollst nicht stehlen.«
    »Was machst du dann bei uns?«
    »Ich bitte Gott, daß er euch verzeiht.«
    Der Bandenchef machte fünf gleiche Häuflein und murmelte schließlich: »Aber es ist nicht richtig, daß er wirklich gar nichts kriegt.«
    »Mir steht nichts zu«, bekräftigte der werdende Priester. »Aber es versteht sich, daß ich nicht ablehnen darf, wenn mir einer etwas spontan anbietet.«
    Jeder gab dem Priesterschüler eine Handvoll reifer Kirschen, und alles war in Ordnung.
    Die Chiavicone-Bande machte in jenem Jahr hervorragende Streifzüge. Ein letztes Prestigeunternehmen hatte man sich aufgespart, nämlich, den Apfelbaum des Pfarrers zu plündern.
    »Diesmal kann ich nicht mit euch mitkommen«, erklärte der Priesterschüler. »Ich bleibe in der Kirche und bete.«
    Pünktlich um halb zwei Uhr nachmittags, als die Bande über den Apfelbaum im Garten herfiel, kniete der werdende Priester vor dem Hauptaltar nieder. Plötzlich hörte er eine ferne Stimme:
    »Was machst du?«
    Der Priesterschüler verstand sofort, daß das die Stimme des Christus über dem Hauptaltar war, und neigte demütig den Kopf:
    »Herr«, antwortete er, »ich bete.«
    »Und für wen?«
    »Für die Jungs, die nicht die Wichtigkeit der Gebote begreifen und das Obst stehlen.«
    »Für alle Jungs, die Obst stehlen?«
    »Ja, Herr. Aber besonders für meine Freunde, die es gerade jetzt stehlen. Herr, sie haben nicht studiert und können nicht richtig denken. Sie sind nicht böse. Verzeiht ihnen!«
    »Wenn deine Freunde die schlechte Angewohnheit haben, Obst zu stehlen, warum überzeugst du sie dann nicht, daß sie es nicht tun sollen? Wollen sie dir vielleicht nicht zuhören?«
    »Nein, Herr, sie hören mir zu. Aber wenn ich sie überzeuge, kein Obst zu stehlen, wie können sie mir dann meinen Teil geben?«
    Der Christus lächelte:
    »Ich schätze deine Aufrichtigkeit und deine Unschuld, aber ich kann nicht deine Handlungsweise gutheißen. So führt man die Sünder nicht auf den rechten Weg zurück.«
    Dem Priesterschüler kamen die Tränen:
    »Ich weiß es, Herr. Aber das Obst schmeckt mir so gut, und im Seminar gibt es so wenig davon…«
    »Der Weg, den du gehen willst, ist hart und voller Entbehrungen… «
    Man hörte einen Höllenlärm im Garten, und der Seminarist sprang auf eine Chorbank und schaute zu einem der beiden Fenster der Apsis hinaus. Der Glöckner hatte die Bande auf frischer Tat ertappt und stieg jetzt brüllend ins Erdgeschoß hinunter. Die Bandenmitglieder hüpften schnell vom Apfelbaum und machten sich aus dem Staub. Der Anführer arbeitete hoch oben und konnte sich nicht so wie die anderen beeilen, weil dort oben die Äste klein waren und sehr leicht brachen. Unglücklicherweise beeilte er sich dann vor lauter Aufregung doch, und plötzlich brach ein Ast unter seinen Füßen ab. Er stürzte zwar nicht, weil er einen anderen Ast mit der Hand erwischen konnte, aber er blieb in der Luft hängen, und auch der Ast, der ihn gerettet hatte, erweckte den Eindruck, daß er von einem Augenblick zum andern brechen würde.
    »Herr«, rief der zukünftige Priester, »während ich mit
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