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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Fakultät in jedem Fall freihält.«
    Â»Wir kommen schon klar, Onkel, mach dir keine Sorgen.«
    Der Forscher lächelte. »Du hast recht. Ich vergesse immer wieder, wie selbstständig ihr geworden seid. Es kommt mir wie gestern vor, dass ihr in mein Haus gekommen seid. Dabei ist das schon zwei Jahre her. Aber was für zwei Jahre! Ich darf behaupten, dass sie zu den aufregendsten und spannendsten Jahren meines Lebens gehören. Was haben wir für Abenteuer erlebt, oder? Doch wie sagen die Engländer: All good things must come to an end .«
    Jetzt sah Oskar, dass auch in seinen Augen Tränen glitzerten.
    Â»Wann wirst du wieder zurückkommen?«, fragte Charlotte.
    Â»Das weiß ich noch nicht genau. Zuerst einmal werde ich Eliza zu ihrer Familie bringen und dabei die karibischen Inseln etwas näher erkunden. Vielleicht werde ich noch ein paar Wochen Nordamerika dranhängen und bei der Gelegenheit unseren Freunden Max Pepper und Harry Boswell einen Besuch abstatten. Was danach kommt – wer weiß? Mir ist danach, für eine Weile allein in die Welt hinauszuziehen. So wie früher, nur mit Wilma an meiner Seite. Ihr werdet verstehen, dass es eine Weile dauern wird, ehe ich mich im Herzen von Eliza verabschiedet habe. Da wird es mir ganz guttun, fremde Länder zu erkunden, Riten und Gebräuche kennenzulernen und Abenteuer zu erleben.«
    Â»Solange du dabei vorsichtig bist und wieder heil zurückkommst«, sagte Charlotte.
    Â»Tue ich das nicht immer?« Humboldt zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht, dann schloss er seine Nichte in die Arme. Anschließend umarmte er auch Oskar, der jetzt tatsächlich sehr mit den Tränen kämpfen musste. Jetzt hatte er endlich seinen Vater gefunden und schon ließ der ihn wieder allein. Nun ja, so ganz allein war er ja nicht. Charlotte war bei ihm, außerdem seine Freunde Lena, Bert, Willi und Maus, die sich bereits zu Hause von Humboldt und Eliza verabschiedet hatten. Sie würden weiter zusammenwohnen und dafür sorgen, dass alles seinen geregelten Gang nahm.
    Â»Leb wohl, Vater. Pass gut auf Wilma auf, du weißt, wie vorwitzig sie ist. Und … gib auch gut auf Eliza acht. Meinst du nicht, dass ihr Gedächtnis irgendwann wieder zurückkommen könnte?«
    Humboldt zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht irgendwann mal. Aber so lange kann ich nicht warten. Ich muss ihren Wunsch respektieren.«
    Â»Das verstehe ich«, sage Oskar niedergeschlagen. Es war verrückt, gewiss, aber irgendwie hatte er bis zum letzten Moment gehofft, dass alles wieder gut werden würde. Doch der Moment war gekommen und nichts hatte sich verändert.
    Humboldt klopfte ihm auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. »Dann werde ich mal losfahren. Lange Abschiede sind nicht mein Ding. Lebt wohl, Kinder. Gebt gut auf euch acht. Ich werde euch wissen lassen, wo ich bin. Versprochen. Und jetzt los.«
    Mit diesen Worten erklomm er die Strickleiter und kletterte wieder hinauf. Oben angekommen, zog er das Fallreep hoch und wickelte es ein. »Leinen los!«
    Die Männer vom Bodenpersonal beeilten sich, die vier Seile zu lösen, mit denen die Pachacútec am Boden festgemacht war. Als das Schiff langsam aufstieg, brandeten Rufe der Verblüffung und Bewunderung unter den Zuschauern auf. Die Menschen schwenkten ihre Hüte und riefen dem Forscher Glückwünsche zu. Er winkte zurück und bedankte sich. Dann gab er Vollgas. Das Brummen der Motoren übertönte jedes andere Geräusch.
    Ein letztes Mal noch sahen sie den Forscher, wie er über das Achterdeck Richtung Steuerrad ging, dann drehte das Luftschiff in den Wind und fuhr davon. Elizas gelbes Gewand leuchtete wie eine Flamme am Bug des Schiffs, bis es nur noch ein kleiner Punkt war.
    Oskar und Charlotte warteten, bis die Pachacútec in einer Wolke verschwand, dann drehten sie um und gingen schweigend zur Kutsche zurück.
    Es war erst im Wagen, als Oskar wieder etwas sagen konnte.
    Â»Weißt du eigentlich, dass es da eine Sache gibt, über die ich mir den Kopf zerbreche?«, fragte er. Ȇber die ich dich schon die ganze Zeit befragen wollte?«
    Sie neigte den Kopf. »Schieß los.«
    Â»Der Brief.«
    Â»Welcher Brief?«
    Â»Der Brief, der in der Mappe war, die Humboldt uns aus der Zukunft geschickt hat. Der eine war an ihn adressiert, der andere an dich. Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals
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