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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Autoren: Cassandra Clare
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erschienen, waren ihre Höflinge nie weit.  
    Gebieterisch hob die Königin die Hand. »Das reicht! Bis hierher und nicht weiter«, verkündete sie kühl.  
    Clary, die sich ihr bis auf wenige Schritte genähert hatte, blieb abrupt stehen. »Mylady«, sagte sie, da sie sich an die förmliche und höfliche Anrede erinnerte, die Jace am Lichten Hof gebraucht hatte. »Warum habt Ihr mich zu Euch gerufen?«  
    »Ich möchte, dass du mir einen Gefallen erweist«, erwiderte die Königin ohne lange Vorrede. »Und natürlich würde ich dir im Gegenzug ebenfalls eine Gunst gewähren.«  
    »Einen Gefallen? Ihr erbittet einen Gefallen von mir?«, fragte Clary erstaunt. »Aber… aber Ihr mögt mich doch noch nicht einmal.«  
    Nachdenklich legte die Königin einen langen weißen Finger an ihre roten Lippen. »Im Gegensatz zu den Menschen befasst das Feenvolk sich nicht übermäßig mit solchen Gefühlen wie mögen. Lieben, vielleicht… und hassen. Beides sehr nützliche Emotionen. Aber mögen … «Sie zuckte elegant die Achseln. »Die Kongregation hat sich noch nicht entschieden, wen sie aus unserem Volk in ihre Reihen berufen will«, fuhr sie fort. »Ich weiß, dass Lucian Graymark für dich wie ein Vater ist. Er würde auf deinen Rat hören. Deshalb möchte ich, dass du ihn bittest, meinen Ritter Meliorn als Repräsentanten der Eiben zu wählen.«  
    Clary dachte an den Abend in der Abkommenshalle zurück, als Meliorn verkündet hatte, er wolle erst kämpfen, wenn auch die Kinder der Nacht in die Schlacht zögen. »Ich glaube nicht, dass Luke ihn besonders mag«, gab sie zu bedenken.  
    »Und wieder redest du von mögen«, entgegnete die Königin.  
    »Als ich Euch zum ersten Mal an Eurem Hof kennenlernte, da habt Ihr Jace und mich als Bruder und Schwester bezeichnet«, setzte Clary an. »Dabei wusstet Ihr genau, dass wir keine Geschwister sind. Habe ich recht?«  
    Die Königin lächelte. »In euren Adern fließt dasselbe Blut. Das Blut des Erzengels. All jene, die das Engelsblut in sich tragen, sind in gewisser Hinsicht Bruder und Schwester«, erwiderte sie.  
    Clary erschauderte. »Trotzdem hättet Ihr uns die Wahrheit sagen können. Aber das habt Ihr nicht getan.«  
    »Ich habe euch die Wahrheit gesagt, so wie ich sie gesehen habe. Wir alle erzählen die Wahrheit immer nur so, wie wir persönlich sie sehen, oder etwa nicht? Hast du dich je gefragt, welche Unwahrheiten in der Geschichte, die deine Mutter dir erzählt hat, verborgen liegen mögen, weil sieim Augenblick des Erzählens ihren Zwecken dienten? Glaubst du ernsthaft, du wüsstest nun jedes kleinste Geheimnis aus deiner Vergangenheit?«  
    Clary zögerte. Plötzlich hörte sie wieder Madame Dorotheas Stimme in ihrem Kopf. Du verliebst dich in die falsche Person, hatte die Hexe Jace prophezeit. Clary war zu dem Schluss gekommen, dass Dorothea sich nur auf die vermeintliche Verwandtschaft zwischen ihnen beiden bezogen hatte. Andererseits wusste Clary, dass ihr Gedächtnis noch immer Lücken aufwies, dass sie sich selbst jetzt noch an manche Dinge, Ereignisse nicht erinnern konnte - Geheimnisse, deren Wahrheitsgehalt sie niemals würde überprüfen können. Sie hatte sie als für immer verloren und daher unbedeutend abgehakt, aber vielleicht …  
    Nein. Clary spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. Das Gift der Feenkönigin war subtil, aber sehr mächtig. Gab es irgendjemanden auf der Welt, der aufrichtig von sich behaupten konnte, jedes kleinste Geheimnis über sich selbst zu wissen? Und war es nicht besser, wenn man an manche Geheimnisse einfach nicht rührte?  
    Entschlossen schüttelte Clary den Kopf. »Was Ihr in jener Nacht an Eurem Hof getan habt…«, setzte sie an. »Vielleicht war das keine Lüge. Aber Ihr wart herzlos. Und ich habe genug von Eurer und anderer Leute Herzlosigkeit.« Clary wandte sich zum Gehen.  
    »Willst du wahrhaftig einen Gefallen der Königin des Lichten Volkes ausschlagen?«, fragte die Königin fordernd. »Nicht jedem Irdischen wird solch eine Gunst gewährt.«  
    »Ich brauche keinen Gefallen von Euch«, erwiderte Clary. »Ich habe alles, was ich mir nur wünschen kann.«  
    Und mit diesen Worten kehrte sie der Königin den Rücken und marschierte davon.  
     
    Als Clary sich ihren Freunden wieder näherte, stellte sie fest, dass Robert und Maryse Lightwood sich zu ihnen gesellt hatten und zu Clarys Überraschung gerade Magnus Bane die Hand schüttelten. Der Hexenmeister hatte sein funkelndes
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