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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3
Autoren: M Liu
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fing er zu husten an. Blut befleckte erst seine Lippen, dann seine Handfläche.
    Rohw verschwand in den Schatten und kehrte mit einem Verbandskasten zurück, der noch original verpackt war. Dieser kleine Dieb. Ich stellte meinen Stuhl eng neben Grants und versuchte, das Ding zu öffnen. Ich konnte kaum aus den Augen sehen. Sie brannten, jeder Muskel meines Körpers fühlte sich wie Wackelpudding an. Fast hätte ich den Kasten fallen lassen, als ich daran herumfummelte. Grant legte seine Hand auf meine.
    »Ich werd es überleben«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf, aber meine Tränen liefen bereits. Er zog mich dichter an sich heran, und ein Beben fuhr durch uns hindurch, das bei mir anfing und bei ihm endete, bis wir beide mit den Zähnen klapperten und uns aneinanderklammerten, und zwar nicht nur, um uns gegenseitig zu beruhigen, sondern auch, weil wir beide froren.
    »Ich hätte mich beinahe selbst vergessen«, sagte er. »Ich hätte es zwar nie für möglich gehalten, aber diese Macht fühlte
sich so gut an. Ich wäre in diesem Augenblick zu allem fähig gewesen, Maxine. Das hat es mir gezeigt.«
    Wie bekannt mir das vorkam. Meine Finger rollten sich in sein Hemd, das vom Regen durchnässt war. »So etwas wie: Alle schlechten Menschen der Welt vernichten .«
    »Sie verändern. Auch die Dämonen. Keine Verbrechen, keine Gewalt. Nur Frieden auf Erden.«
    »Diese eine Sache, die dich dazu verleiten könnte.«
    »Es sagte, dass ich dich retten könnte, wenn ich das tun würde. Dass du nicht jung sterben müsstest.« Seine Stimme schwankte. »Wenn es mich nicht rechtzeitig losgelassen hätte.«
    Ich küsste ihn. Wir waren beide verzweifelt, verloren, und klammerten uns mit allem, was wir hatten, aneinander. Ich versuchte nicht über das nachzudenken, was wir getan hatten und wie nah wir daran gewesen waren … Woran genau, das wusste ich nicht, nur, dass wir am Rand von etwas Schrecklichem gestanden hatten. Vor einer Verwandlung, die nichts Menschliches mehr in uns gelassen hätte. Nicht in unseren Körpern, vielleicht nicht einmal in unseren Herzen.
    Aus dem Wohnzimmer hörte ich ein Grunzen hinter uns und versuchte mich von Grant zu lösen, aber Dek und Mal verknoteten sich miteinander und somit auch uns. Ihr Schnurren war ohrenbetäubend. Grant küsste mich auf die Nasenspitze und dann auf die Augen. Er zitterte nicht mehr – und ich auch nicht.
    Ich hörte eine Bewegung, die von einem weiteren sanften Grunzen begleitet war. Grant schloss die Augen, schüttelte den Kopf und streichelte Mal. Beide Jungs zirpten und entknoteten ihre Körper, so dass wir voneinander abrücken konnten. Nicht weit. Ich konnte den Gedanken, weit entfernt von ihm zu sein, gar nicht ertragen. Mein Herz fühlte sich zu wund an.

    Byron setzte sich auf und hielt sich den Kopf. Irgendetwas an seiner Haltung war verändert …
    »Jack!«, sagte Grant.
    Ich seufzte. Mein Großvater blinzelte uns an, als würden seine Augen schmerzen. Als er aufzustehen versuchte, knickten seine Knie weg, und er fiel auf das Sofa zurück. Ich hielt Ausschau nach Zee, konnte ihn aber nirgendwo entdecken, allerdings ebenso wenig wie Rohw und Aaz – um genau zu sein.
    Grants Gehstock lag auf dem Boden. Ich drückte ihn ihm in die Hände. Wir bluteten beide noch, aber inzwischen sickerte das Blut nur noch langsam aus unseren Wunden. Wir mussten uns aneinander festhalten, um aufzustehen. Wir hatten wacklige Beine und kamen nur sehr langsam voran, als wir zum Sofa hinüberhumpelten. Jack sah uns mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen dabei zu.
    »Ihr beide«, begann er und schüttelte den Kopf, »ihr gebt mir so viel Hoffnung. Und auch Angst.«
    Ich ignorierte das. »Geht es dir gut?«
    »Ja«, sagte Jack, doch seine Stimme klang so hohl, dass ich schon dachte, er würde vielleicht lügen. Er rieb seine Hände aneinander, deren Knöchel ganz weiß waren. »Ihr zwei seht ja fürchterlich aus.«
    Grant und ich betrachteten uns gegenseitig.
    »Ich finde dich trotzdem süß«, sagte er und rubbelte mir über den kahlen Kopf.
    »Du siehst ziemlich keck aus … nach dem Kampf«, erwiderte ich. »Sehr sexy.«
    Dek und Mal fingen an, Bonnie Tylers Holding Out For A Hero zu singen. Grant küsste meine Wange und seufzte.
    Jack sagte: »Maxine. Im Schleier …«
    Er stoppte plötzlich, als könnte er die Worte nicht aussprechen,
und sah Grant mit gleicher Bestürztheit an. »Und du. Was du getan hast, Junge …«
    »War eigentlich unmöglich«, unterbrach Grant
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