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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel
Autoren: Anne Rice
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noch damit enden, daß ich um Doras willen diesen dicken, schmackhaften Fisch entkommen ließe.
    Ich schaute wieder zu David herüber, der an der satinbespannten Wand lehnte und mich eindringlich beobachtete. In diesem Licht konnte man nicht erkennen, daß er kein Mensch war. Selbst einer von uns könnte das übersehen. Na, und ich, ich sah wahrscheinlich aus wie ein irrer Rockstar, der sich wünschte, von der Aufmerksamkeit der Massen zu Tode gedrückt zu werden.
    »Von meinem Opfer erzähle ich dir ein anderes Mal. Er hat nichts mit dieser Sache zu tun. Wir sind in diesem Hotel, weil ich ihm hierher gefolgt bin. Du kennst doch meine Spielchen, meine Art zu jagen. Ich brauche das Blut genausowenig wie Maharet, aber der Gedanke, ohne es auszukommen, ist mir unerträglich.«
    »Und was ist das für ein neues Spiel?« fragte er in seinem höflichen Britisch.
    »Es reicht mir nicht mehr, Leute zu nehmen, die einfach nur schlecht sind, Mörder sind; ich suche eher nach einer raffinierteren Art von Kriminellen, nach Leuten mit der Mentalität eines Jago. Dieser Typ hier ist ein Drogendealer, noch dazu absolut exzentrisch, geistreich und gebildet. Ein Kunstsammler. Er genießt es, Leute töten zu lassen; jede Woche verdient er Millionen mit Kokain und Heroin und er liebt seine Tochter. Und die, die hat eine Tele-Kirchengemeinde.«
    »Du bist ja regelrecht besessen von diesen Sterblichen.«
    »Schau mal über meine Schulter. Siehst du die beiden, die gerade quer durch die Lobby zu den Aufzügen gehen?« fragte ich, ohne mich umzudrehen.
    »Ja.« Er fixierte sie. Wahrscheinlich standen sie gerade günstig, denn ich konnte sie fühlen, hören und riechen, aber um genau zu sehen, wo sie waren, hätte ich mich umdrehen müssen. Aber sie waren es, eindeutig, der dunkle, lächelnde Mann und sein blaßgesichtiges kleines Mädchen, das Eifer und Unschuld ausstrahlte, eine Kindfrau, obwohl sie meiner Schätzung nach durchaus fünfundzwanzig Jahre zählen mochte.
    »Ich erkenne den Mann«, sagte David, »das ist einer von internationaler Größe. Man versucht im Moment, ihm etwas nachzuweisen. Er hat ein paar ganz außergewöhnlich dreiste Morde veranlaßt - wo war das doch gleich?«
    »Auf den Bahamas.«
    »Mein Gott, wie bist du denn an den gekommen? Hast du ihn einfach plötzlich irgendwo gesehen, wie eine Muschel im Sand, oder hast du ihn in der Zeitung aufgepickt oder in einer Illustrierten?«
    »Erkennst du denn das Mädchen? Es weiß nämlich niemand, daß da eine Verbindung besteht.«
    »Nein, müßte ich sie kennen? Sie ist so hübsch, so süß. Du wirst doch nicht von ihr trinken?«
    Ich mußte lachen. Ganz der Gentleman, war er total entrüstet bei dieser Vorstellung. Ich fragte mich langsam, ob David wohl erst um Erlaubnis bat, bevor er seine Opfer aussaugte, oder ob er etwa darauf bestand, daß er ihnen zumindest erst offiziell vorgestellt werden müßte. Ich hatte keine Ahnung, auf welche Weise er tötete und wie oft. Ich hatte ihm so viel Kraft mitgegeben, daß er nicht jede Nacht töten mußte; das war schon ein Segen für ihn.
    »Das Mädchen singt für Jesus in einer Fernsehsendung«, antwortete ich. »Sie ist dabei, eine eigene Kirche zu gründen, die dann in einem uralten Konvent in New Orleans ihren Sitz haben soll. Im Moment lebt sie da noch allein, sie nimmt ihre Sendungen in einem Studio im Französischen Viertel auf. Ihre Show läuft über einen ökumenischen Kabelsender in Alabama.«
    »Du bist verliebt in sie.«
    »Aber nein, nur sehr scharf darauf, ihren Vater zu töten. Übrigens ist ihr Fernsehauftritt sehr merkwürdig. Ihre theologischen Ausrührungen sind geprägt von gesundem Menschenverstand; weißt du, es hört sich so an, als könnten alle ihre Ideen tatsächlich funktionieren. Fürchten wir nicht alle jemanden wie sie? Sie tanzt wie eine Nymphe - ich sollte eher sagen, wie eine Tempeljungfrau -, sie singt wie ein Engel und fordert die Studiobesucher auf, miteinzustimmen. Theologie und Ekstase in perfekter Synthese. Und natürlich empfiehlt sie auch, daß man die entsprechenden guten Werke tut.«
    »Ich verstehe«, sagte er, »alles das macht es für dich um so aufregender, dich endlich an ihrem Vater gütlich zu tun. Übrigens kann man den Vater kaum unauffällig nennen. Und beide scheinen sich nicht zu verbergen. Bist du sicher, daß niemand die Verbindung zwischen den beiden kennt?«
    Die beiden waren inzwischen in den Aufzug gestiegen und schwebten Stockwerk um Stockwerk aufwärts.
    »Er geht
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