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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel
Autoren: Anne Rice
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hier ein und aus, wie er will. Er hat jede Menge Leibwächter. Sie trifft ihn immer allein; wahrscheinlich verabreden sie sich über ein abhörsicheres Telefon. Seine Kokaingeschäfte wickelt er in riesigen Computertransaktionen ab; seine Tochter ist seine am besten gedeckte Verbindung. Er hat seine Leute hier über die ganze Lobby verteilt, wenn da irgendwer herumschnüffelte, verließe sie das Restaurant einfach vor ihm. Aber in diesen Angelegenheiten ist er ein wahrer Zauberer. Selbst wenn fünf Staaten mit Haftbefehlen hinter ihm her sind, hat er den Nerv, in Atlantic City bei einem Schwergewichtsboxkampf direkt vor den Kameras zu erscheinen. Sie werden ihn nicht kriegen. Kriegen werde ich ihn, ich, der Vampir, der nur darauf wartet, ihn zu töten. Und er ist ja wohl phantastisch!«
    »Also, laß mich das klarstellen«, faßte David zusammen. »Du wirst von etwas verfolgt, und es hat nichts mit dem Mann zu tun, den du dir als Opfer ausgesucht hast, mit diesem - äh, Drogendealer oder wie immer man das nennt, oder mit diesem predigenden Mädchen. Aber irgend etwas ist da, etwas, das dich zwar erschreckt, aber doch nicht so sehr, daß du die Jagd auf diese dunkle Type, die da gerade in den Aufzug gestiegen ist, aufgeben würdest.«
    Erst nickte ich, dann überkamen mich leichte Zweifel. Aber nein, da konnte es keine Verbindung geben. Schließlich hatte diese Sache, die mich wirklich bis ins Mark erschütterte, schon begonnen, bevor ich dieses Opfer fand.
    Mein Verfolger war das erste Mal aufgetaucht, kurz nachdem ich mich von Louis und David getrennt hatte und nach Rio zurückgekehrt war, um zu jagen. Dieses Opfer hier war mir erst in New Orleans, meiner Heimatstadt, über den Weg gelaufen. Er war aus einer Laune heraus hergekommen ins Französische Viertel, nur um Dora für zwanzig Minuten zu sehen. Im Vorbeigehen hatte ich sie dort in einer Bar sitzen sehen - er sprühend wie ein Feuerwerk, sie blaß, mit großen mitleidvollen Augen, und peng!, todbringender Hunger hatte mich gepackt.
    »Nein, ich werde schon seit Monaten verfolgt«, sagte ich, »er hat nichts damit zu tun. Er weiß nicht, daß ich hinter ihm her bin. Und ich selbst habe nicht auf Anhieb bemerkt, daß mir etwas folgt, dieses Etwas, dieses…«
    »Dieses was?«
    »Ihn und seine Tochter zu beobachten, weißt du, das ist - ein Spiel. Er ist so verflixt böse.«
    »Das sagtest du schon, und was verfolgt dich? Ein Ding? Eine Person? Oder…?«
    »Dazu komme ich noch. Mein Opfer - so viele Menschen sind durch ihn gestorben. Drogen! Das summiert sich, in Kilo, in Killern, codierten Konten. Und dann dieses Mädchen! Sie ist nicht die tumbe, kleine Wundertäterin, die behauptet, sie könne Diabetes durch Handauflegen heilen.«
    »Lestat, deine Gedanken schweifen ständig ab. Was ist mit dir los? Warum hast du solche Angst? Und warum tötest du dieses Opfer nicht endlich und erledigst damit einen Teil der Angelegenheit?«
    »Du willst so schnell wie möglich zu Jesse und Maharet zurück, nicht wahr?« fragte ich, plötzlich von Hoffnungslosigkeit übermannt. »Du willst dich für die nächsten hundert Jahre in Studien vergraben, unter diesen Tontafeln und Pergamentrollen, du willst in Maharets schmerzende blaue Augen sehen, ihre Stimme hören, gib es zu! Wählt sie immer noch blaue Augen?«
    Maharet war blind - man hatte ihr die Augen herausgerissen, bevor sie eine Vampirkönigin wurde. Sie nimmt sich Augen von ihren Opfern und trägt sie, bis selbst das mächtige Vampirblut sie nicht mehr sehend erhalten kann. Sie bietet ein ergreifendes Bild – eine marmorne Königin mit blutenden Augen. Warum sie wohl nie einem neugeschaffenen Vampirzögling den Hals gebrochen und sich seiner Augen bemächtigt hatte? Loyalität für die eigene Gattung? Vielleicht würde es auch nicht funktionieren? Aber sie war ja nicht skrupellos, sie hatte Grundsätze, so hart wie ihr Körper. Eine solche Frau konnte sich an Zeiten erinnern, als es weder Moses gab noch Hammurabis Gesetze. Als allein Pharao das Tal des Todes durchschritt.
    »Lestat«, beharrte David, »konzentriere dich. Du mußt mir endlich erklären, worüber du da eigentlich sprichst. Du hast noch nie so offen zugegeben, daß du dich fürchtest. Jetzt sagst du es. Denk jetzt nicht an meine Angelegenheiten. Vergiß dein Opfer und auch das Mädchen. Was ist mit dir, mein Freund? Wer ist hinter dir her?«
    »Ich will dich erst noch etwas fragen.«
    »Nein, laß das. Erzähl mir einfach, was passiert ist. Du bist in
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