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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel
Autoren: Anne Rice
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einem Boten Gottes! Sie war sich dessen so sicher!
    »Wir müssen es jetzt dabei bewenden lassen«, sagte David. »Es ist passiert. Es werden noch weitere kommen. Ich will sie gar nicht erst sehen. Du etwa? Willst du Santino oder Pandora oder Jesse oder wem auch immer Rede und Antwort stehen? Was können wir denn noch tun? Ich will hier weg, sofort!«
    »Du glaubst, daß Er mich zum Narren gehalten hat, nicht wahr?« fragte ich und sah zu ihm auf.
    »Wer? Gott oder der Teufel?«
    »Das ist es ja eben«, sagte ich. »Ich weiß es nicht. Sag mir, was du glaubst.«
    »Ich will nur fort, denn wenn ich bleibe, werde ich zusammen mit den anderen im Morgengrauen dort auf den Stufen stehen - mit Mael und wer weiß, wem sonst noch. Und es kommen noch andere. Ich kenne sie. Ich sehe sie.«
    »Nein, das kannst du nicht machen! Was, wenn es bis ins winzigste I-Tüpfelchen nur Betrug war? Was, wenn Memnoch nicht der Teufel war und Gott nicht Gott? Und die ganze Sache nur ein gräßlicher Schwindel war, den Monster an uns verübt haben, die nicht besser sind als wir selbst? Wie kannst du überhaupt daran denken, dich denen da vor dem Portal anzuschließen? Die Erde ist unser! Halt dich an sie! Du hast keine Ahnung! Keine Ahnung von dem Wirbelsturm, von der Hölle. Du weißt nichts davon. Nur Er kennt die Spielregeln. Und man glaubt, daß nur Er die Wahrheit spricht! Und Memnoch hat Ihn immer wieder geschildert, als sei Er ein Wahnsinniger, ein geistig Minderbemittelter, was Moral betrifft!«
    Langsam wandte sich David um, das Licht spielte mit den Schatten in seinem Gesicht. Leise fragte er: »Sein Blut, Lestat, könnte es wahrhaftig in dir sein?«
    »Glaub es besser nicht!« sagte ich. »Bitte, du nicht! Nein. Glaub es nicht. Ich weigere mich, mitzuspielen. Ich weigere mich, für eine Seite Partei zu ergreifen. Ich habe den Schleier mitgenommen, damit ihr, du und Dora, meinen Worten glaubt, das war alles, und dann passiert das hier, dieser Wahnsinn!«
    Mir wurde ganz schwach. Für einen Augenblick sah ich das Himmlische Licht, oder es schien mir wenigstens so. Ich sah Ihn an der Balustrade stehen. Ich roch diese durchdringenden abscheulichen Ausdünstungen, die so oft von der Erde, von Schlachtfeldern und aus der Hölle aufgestiegen waren. David kniete neben mir und hielt mich fest. »Schau mich an, fall mir nicht ausgerechnet jetzt um! Ich möchte, daß wir gehen, wir müssen weg hier. Hörst du? Wir gehen nach Hause. Und dann mußt du mir die ganze Geschichte noch mal von vom erzählen, du wirst sie mir diktieren, Wort für Wort.«
    »Wozu sollte das gut sein?«
    »Die Wahrheit liegt in den Worten; die Details deiner Geschichte und ihr Aufbau werden uns verraten, was wer für wen getan hat. Ob Gott dich benutzte oder Memnoch! Ob Memnoch die ganze Zeit gelogen hat! Ob Gott…«
    »Ah, das kann einem Kopfschmerzen machen, was? Ich will nicht, daß du es niederschreibst. Das ergibt nur eine weitere Version, und wir haben schon genügend Versionen. Was hat Dora denn den Leuten über ihre nächtlichen Besucher erzählt, über ihre gütigen Dämonen, die ihr das Schweißtuch brachten? Und meine Kleider hat sie geklaut! Was ist, wenn an dem Stoff Zellen von meiner Haut kleben?«
    »Komm jetzt, nimm die Bücher, ich helfe dir, hier sind drei Stoffbeutel, aber wir brauchen nur zwei, du nimmst das eine Bündel, ich das andere.«
    Ich gehorchte seinen Anweisungen. Die Bücher waren in den beiden Taschen. Wir konnten gehen.
    »Warum habt ihr sie hiergelassen, als ihr die anderen Sachen fortgebracht habt?«
    »Sie wollte, daß du sie bekommst«, sagte er. »Habe ich dir doch gesagt. Ich sollte dafür sorgen, daß sie in deine Hände übergehen. Und außerdem hat sie dir nun auch noch die restliche Sammlung überlassen. Für sie sind alle Bande durchschnitten. Diese neue Bewegung hat eine Anziehungskraft, die Fundamentalisten und Fanatiker, Weltchristen und die Christen aus Ost und West gleichermaßen anspricht.«
    »Ich muß noch einmal versuchen, mit ihr zu reden.«
    »Nein. Unmöglich. Komm endlich. Hier, da ist ein Wintermantel. Zieh ihn an.«
    »Wirst du dich auf immer um mich sorgen?« fragte ich.
    »Mag sein.«
    »Warum gehe ich jetzt nicht zu Dora in die Kirche und verbrenne das Schweißtuch! Ich könnte es. Mit der Kraft meines Geistes gelänge es mir, ich könnte es in Flammen aufgehen lassen.«
    »Warum tust du’s dann nicht?«
    Mich schauderte. »Ich … ich…«
    »Na, was? Deine Kräfte reichen so weit, daß du die Kirche
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