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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel
Autoren: Anne Rice
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Bücher! Was habt ihr damit gemacht?«
    »Die sind hier«, antwortete er. »Oben im Olympic Tower. Sie hat sie dir dagelassen. Lestat, ich habe es dir schon erklärt. Letzte Nacht hat sie doch mit dir gesprochen.«
    »In Gegenwart all der Leute war es wohl unmöglich, die Wahrheit zu sagen.«
    »Sie hat dir gesagt, daß die Sachen jetzt dir gehören.«
    »Wir müssen die Bücher holen!« Was war ich doch für ein Trottel, diese wunderschönen Bücher zu vergessen.
    »Beruhige dich, Lestat, sei still. Hör auf, die Leute auf dich aufmerksam zu machen. Ich sagte doch, wir haben das Apartment noch. Sie hat es niemandem gegenüber erwähnt. Sie überläßt es uns. Sie wird nicht einmal erwähnen, daß wir je dort waren. Das hat sie mir versprochen. Sie hat dir das Kloster urkundlich übertragen. Lestat, verstehst du? Sie hat alle Bande zu ihrem früheren Leben durchtrennt. Ihre alte Religion ist tot und begraben. Dora ist wiedergeboren, sie betrachtet sich als Bewahrerin des Schweißtuchs.«
    »Aber wir wissen doch überhaupt nicht, was wahr ist!« brüllte ich. »Wir werden es nie wissen. Wie kann sie die Geschichte akzeptieren, wenn wir es doch nicht wissen und nie wissen werden!« Ich holte tief Luft. »Ich will in das Apartment, die Bücher holen.« Gott, ich fühlte mich so müde.
    »Aber sicher, wenn du willst, machen wir das.«
    Die Leute auf der Straße sangen: »Und Er begleitet mich, und Er spricht zu mir, und ich darf Ihn beim Namen nennen.«
    Das Apartment war unberührt. Soweit ich sehen konnte, war sie nicht wieder hiergewesen. Auch keiner von uns. David hatte zur Kontrolle hereingeschaut, und er hatte mich nicht belogen. Alles war, wie wir es verlassen hatten. Außer, daß in dem kleineren Zimmer, in dem ich geschlafen hatte, nur noch die Truhe stand. Meine Kleider und die Wolldecke, auf der sie gelegen hatten, waren fort, mitsamt den Schmutzpartikeln und Kiefernnadeln der vorzeitlichen Waldböden.
    »Hast du das weggenommen?«
    »Nein. Ich glaube, das hat sie machen lassen. Immerhin waren das die ramponierten Reliquien ihres Engelsboten. Die Vatikanbehörden haben die Sachen, soweit ich weiß.«
    Ich mußte lachten. »Und die werden das ganze Material analysieren, diese organischen Krümel vom Waldboden.«
    »›Die Kleidung des göttlichen Boten‹, so hat es schon in den Zeitungen gestanden«, sagte David. »Lestat, du mußt zur Vernunft kommen. Du kannst dich in der Welt der Sterblichen nicht wie der Elefant im Porzellanladen benehmen. Du bist ein Risiko für dich selbst und für andere. Du bist für alles hier draußen ein Risiko. Du mußt dich zurückhalten.«
    »Jetzt bin ich ein Risiko! Nachdem ich das hier angerichtet habe, ein Wunder vollbracht, einfach so, eine Bluttransfusion für genau die Religion, die Memnoch so anwidert. Oh, Gott!«
    »Schhh. Ruhig. Da ist die Truhe. Die Bücher sind da drin.«
    Ah, also hatten die Bücher in meinem kleinen Schlafraum gelegen. Das tröstete mich doch sehr. Ich saß am Boden, im Schneidersitz, und wiegte mich weinend hin und her. Ach, das ist wirklich sonderbar verrückt, mit nur einem Auge zu weinen! Gott, kann auch das andre Auge tränen? Das kann ich mir nicht vorstellen.
    Ich denke, auch die Tränendrüsen wurden ausgerissen, oder was meinen Sie?
    David stand in der Diele. Das durch die gläserne Wand einfallende Licht ließ sein Profil eiskalt und ruhig erscheinen.
    Ich beugte mich über die Truhe und öffnete den Deckel; eine chinesische Truhe, über und über mit tief eingeschnitzten Figuren versehen. Und da waren die zwölf Bücher, jedes einzelne sorgfältig noch so eingewickelt, wie wir beide sie für den Transport verpackt hatten, alle gut ausgepolstert und geschützt und trocken. Das sah ich, ohne die Verpackung zu öffnen.
    »Ich möchte, daß wir jetzt hier verschwinden«, drängte David. »Aber wenn du wieder rumschreist oder wenn du wieder anfängst, öffentliche Erklärungen abzugeben…«
    »Oh, ich weiß, wie über du es hast, mein Freund«, antwortete ich. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Einen Tumult nach dem ändern hatte ich ausgelöst, und er hatte mich jedesmal herausgeholt und mich aus dem Blickfeld der Sterblichen gezerrt. Ich mußte wieder an die Polizisten denken. Ich hatte ihnen nicht einmal Widerstand geleistet. Ich mußte daran denken, wie sie einer nach dem ändern zurückgewichen waren, wie vor etwas so durch und durch Verdorbenem, daß ihre Körperzellen ein Signal aussandten. Weicht zurück!
    Und sie sprach von
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