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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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knappen Handbewegung, den Mund zu halten und ihm zu folgen. Der Nubier kam der Aufforderung auch nach; allerdings ließ er Corinnas Arm dabei nicht los, sondern zerrte sie einfach hinter sich her.
    Andrej blinzelte, als er in das unerwartet helle Licht der Morgensonne hinaustrat, erkannte zunächst nichts als verschwommene Schemen und konzentrierte sich ganz auf seine anderen Sinne – rechnete er doch fest damit, dass die Männer seinen vermeintlichen Nachteil ausnützen und sich unverzüglich auf ihn stürzen würden. Doch er hörte nur ein überraschtes Raunen, als Abu Dun hinter ihm aus dem Haus trat. Vielleicht hatten sie ja Glück, und es ging doch noch ohne Blutvergießen ab.
    Andrej blinzelte noch einmal, und die Schatten flossen zu Körpern zusammen, drei auf der linken Seite, dann noch einmal zwei weitere auf der anderen, womit sich in keiner Richtung ein Fluchtweg bot – selbst wenn die Straße nicht so schmal gewesen wäre, dass Abu Dun die Wände auf beiden Seiten mit den Fingerspitzen berühren konnte, wenn er die Arme ausstreckte.
    »Und?«, fragte der Bursche, dem er nach draußen gefolgt war. »Wollt Ihr es immer noch mit uns allen aufnehmen, mein Freund?«
    Bevor Andrej antwortete, ließ er seinen Blick noch einmal taxierend über die vier anderen Burschen wandern. Er las auf allen Gesichtern dieselbe Mischung aus Entschlossenheit und grimmiger Vorfreude, und ganz besonders auf dem eines vierschrötigen Burschen, dessen nackte Oberarme beinahe missgestaltet wirkten, so muskulös waren sie. Er war fast so groß wie Abu Dun ohne Turban und sah so friedfertig aus wie ein nordafrikanisches Flusspferd, dass sein Territorium verletzt sieht.
    »Ich nehme an, wir können noch einmal über alles reden, wenn ich Euch das Mädchen ausliefere?«, fragte er.
    »Eher nicht«, antwortete der Hartgesichtige. »Ich meine, Eure kleine Hure da bekommen wir sowieso, und Paolo hat sich jetzt schon so auf ein bisschen Spaß gefreut. Er kann ziemlich unangenehm werden, wenn man ihm seine kleinen Vergnügungen verwehrt, wisst Ihr?«
    Andrej nickte, seufzte resigniert und stieß Paolo die Fingerspitzen der Linken wuchtig gegen die Kehle. Der schwarzhaarige Hüne stolperte zwei Schritte zurück, schlug beide Hände gegen den Hals und rang mit hervorquellenden Augen nach Luft. Röchelnd sank er auf die Knie und kippte von dort aus zur Seite. Andrej drehte sich wieder zu dem Hartgesichtigen um.
    »So wütend sieht er eigentlich gar nicht aus«, sagte er lächelnd. »Soll ich mich jetzt noch mit einem weiteren deiner Freunde unterhalten oder gleich mit allen zusammen?«
    Offenbar mit allen zusammen. Die Überraschung der Burschen dauerte nur einen kurzen Moment, dann stürzten sie sich mit einem Aufschrei auf ihn.
    Andrej spürte sofort, dass er es mit erfahrenen Männern zu tun hatte, die das Kämpfen gewohnt waren. Er empfing den ersten Burschen mit einem Fausthieb in den Leib, der diesen nach Luft japsend zu seinem Kumpan am Boden schickte. Es gelang ihm auch, den Fausthieb eines zweiten mit dem Unterarm abzublocken, ein anderer jedoch schlug ihm mit solcher Gewalt in die Nieren, dass er vor Schmerz aufstöhnte, und der vierte warf sich gleich auf seinen Rücken, schob die Arme unter seinen Achseln hindurch und verschränkte die Hände hinter seinem Nacken – ein Griff, mit dem man auch einen sehr viel stärkeren Gegner mühelos halten konnte. Andrej hätte ihn trotzdem sprengen können, doch stattdessen warf er sich so wuchtig zurück und gegen die Wand, dass der Bursche mit einem sonderbar quietschenden Schrei nach Luft rang und dann kraftlos zusammenbrach. Andrej musste ihn nicht einmal mehr abschütteln.
    Doch vor seinen Augen tobten rote und grüne Blitze. Er schmeckte Blut, und der rasende Schmerz in seinem Rücken ebbte nur allmählich ab. Er sah kaum mehr als Schemen, schaffte es trotzdem irgendwie, zwei weitere Schläge abzuwehren, und wurde praktisch im gleichen Augenblick von einer dritten Faust mit solcher Wucht an der Kinnspitze getroffen, dass er beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Dennoch griff er ganz instinktiv nach dem zu der Faust gehörigen Arm, verdrehte ihn mit einem Ruck und wurde mit dem dumpfen Laut belohnt, mit dem ein Körper auf dem harten Boden aufschlug.
    Er stolperte weiter, immer noch halb blind vor Schmerz und der Schwäche, die seinen Körper in Schüben erfasste. Als ihn ein weiterer brutaler Schlag in den Leib traf, packte er den Angreifer und schmetterte ihn gegen die Wand auf der
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