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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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Abu Dun zuvor gesessen hatte, und nahm ihr gegenüber Platz. Er wartete, bis auch der Nubier zu ihnen hereingekommen war und sich gesetzt hatte.
    »Du hast interessante Freunde, Corinna«, sagte er dann.
    »Das waren nicht meine Freunde«, antwortete das Mädchen nervös.
    »Wenn das nicht deine Freunde waren, woher kennst du sie dann?«, fragte er.
    »Gar nicht«, behauptete das Mädchen. »Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen.«
    »Was dich nicht daran gehindert hat, sie sofort zu bestehlen«, sagte Abu Dun.
    »Ich habe nicht gestohlen!«, begehrte Corinna auf.
    »Dann sammelst du nur Milchzähne?«, fragte Abu Dun.
    Corinna funkelte ihn nur trotzig an, und Andrej war beinahe erleichtert, als in diesem Moment der Wirt an ihren Tisch trat und zwei Krüge mit frisch gezapftem Bier vor ihnen abstellte. »Bei der Jungfrau Maria und allen Heiligen!«, sagte er. »So etwas habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen, und hätte es mir einer erzählt, dann würde ich es nicht glauben!«
    Er zeigte mit beiden Händen auf die Krüge. »Trinkt! Das geht auf Kosten des Hauses und auch noch eine zweite Runde, wenn ihr es wollt! Was für ein Kampf!«
    Er bedachte Abu Dun und Andrej mit einem bewundernden und Corinna mit einem missmutigen Blick, wischte sich wieder einmal die Hände an seiner schmierigen Lederschürze ab und wollte gerade noch mehr sagen, als die Tür hinter der Theke aufging und seine Frau neugierig den Kopf hereinstreckte. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig.
    »Was gibt es da zu starren?«, fragte er scharf. »Hast du nichts zu tun, dass du hier herumstehst und Maulaffen feilhältst? Scher dich in die Küche, neugieriges Weib!«
    Seine Frau zog sich erschrocken wieder zurück, und der Wirt fügte mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln an Andrej gewandt hinzu: »Wenn ich etwas auf der Welt nicht ausstehen kann, dann ist das neugieriges Weibervolk!«
    Andrej tauschte einen vielsagenden Blick mit Abu Dun und schwieg.
    »Ich wusste gleich, dass ihr etwas Besonderes seid«, fuhr der Wirt fort. »Schon als ich euch das erste Mal gesehen habe. Ihr gebt Euch als harmlose Reisende aus, aber in Wahrheit seid ihr Krieger. Sicherlich tapfere Helden, die in geheimer Mission unterwegs sind, von der keiner etwas wissen darf, habe ich recht?«
    »Gibt es denn geheime Missionen, von denen jeder wissen darf?«, erkundigte sich Abu Dun todernst.
    Der Wirt starrte ihn an, und Abu Dun fuhr fort: »Wenn wir das wären, wofür du uns zu halten scheinst, wäre es dann nicht sehr leichtsinnig von dir, uns diese Fragen zu stellen … und vielleicht sogar gefährlich?«
    Jetzt wirkte der Wirt irritiert (und auch ein bisschen erschrocken) und rettete sich dann in ein nervöses Lachen. »Oh, ich verstehe! Ihr beliebt zu scherzen. Aber macht Euch keine Sorgen, Euer Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich werde gewiss niemandem etwas verraten. Wenn es etwas gibt, wofür ich bekannt bin, dann ist es meine Verschwiegenheit.«
    Abu Dun starrte ihn nur an, und da er es auf eine Art tat, zu der von allen Menschen, die Andrej kannte, nur er allein imstande war, verschwand der Wirt sehr schnell sehr eilig in der Küche. Andrej konnte selbst durch die geschlossene Tür hören, wie er mit seiner Frau zu keifen begann.
    »Kein Wunder, dass seine Frau so kocht«, sagte er. »Wahrscheinlich hofft sie, dass er irgendwann versehentlich etwas davon isst.«
    Abu Dun warf ihm einen verständnislosen Blick zu, deutete ein Schulterzucken an und wandte sich wieder dem Mädchen zu. »Du wolltest uns von deinen Freunden erzählen.«
    »Es sind nicht meine Freunde«, antwortete sie. »Ich kenne sie nicht!«
    »Weil du normalerweise nur die bestiehlst, die du kennst?«, fragte Andrej.
    Corinna hielt seinem Blick trotzig stand. Andrej spielte ihr Spielchen noch einen Augenblick mit, bevor er den Lederbeutel von seinem Gürtel löste und auf den Tisch legte.
    »Ihr müsst nicht nachzählen«, sagte Corinna. Immer noch klang sie leicht verstockt. »Es ist alles noch da. Bis auf den letzten Heller.«
    »Du bist noch nicht dazu gekommen, es auszugeben«, vermutete Abu Dun.
    Corinna funkelte ihn an, wandte sich dann aber wieder an Andrej. »So war es nicht«, beteuerte sie.
    »Lass mich raten«, sagte Andrej. »Du hast ihn ganz versehentlich eingesteckt und bist gleich hergekommen, als du es gemerkt hast, um mir mein Geld zurückzugeben?«
    »Ja«, antwortete Corinna. »Ich meine: Nein.«
    »Aha!«, sagte Andrej. »Was?«
    »Ich meine, ich … ich habe ihn nicht
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