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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition)
Autoren: Roger M. Fiedler
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sehen.
    Perto schwenkte zur Fassade des Chalets. Einen der Jungs hinter den Fenstern hatten die MP‹s schon ausgeschaltet. Perto hatte den Treffer gesehen. Nun, wo die erste Hektik verflog, erinnerten sich die Polizisten an militärische Taktiken, und damit kamen sie nun sehr schnell vorwärts. Die Männer im Chalet hatten keine Chance. Es war eine Frage der Zeit.
    »Jetzt drehen Ihre Leute aber mächtig auf«, sagte Perto.
    Pessoa nickte stolz.
    Die Militärpolizisten der ersten Linie feuerten jeweils eine lange Salve auf die Fenster ab, verbesserten währenddessen ihre Stellung und legten dann auf Kommando Feuerpausen ein, in denen sie ihre Magazine wechselten. Während dieser Feuerpausen nahmen Scharfschützen die Fenster ins Visier. Sobald sich drinnen etwas bewegte, gaben sie präzise Schüsse ab, dann startete die nächste Welle. Sie rückten sehr schnell vor. In einigen Minuten würden die vorderen Reihen nahe genug am Chalet sein, um die Granaten hineinzukatapultieren. Dann würde der Widerstand sofort zusammenbrechen.

BESINNLICHES
    Freitas sackte erschöpft zu Boden. Er wusste, er hatte die Sache vermasselt. Er hatte Rebeiro beschissen, er hatte seine Jungs beschissen, Forçalobo hatte ihn beschissen. Es gab eben keine Ehrlichkeit mehr unter den Menschen. Freitas blickte auf die dünnen Stängelchen des Rasens. Alles, was ab jetzt passierte, hing nicht mehr von ihm ab. Eine Fliege krabbelte an einem Stängel empor und schwirrte davon, sobald sie die Blattspitze erreichte. Die um sie herum tobende Schlacht interessierte sie nicht. Freitas wurde bewusst, wie viele verschiedene Wesen wie vielen verschiedenen Zielen in der Welt nachjagten.
    »Du bist Rebeiros Seele«, sagte Freitas zu der Fliege. Er erhob sich, warf das Gewehr in die Flammen und schaute seinen Jungs bei der Arbeit zu. Landschaftsgärtner, dachte er mit einem Blick auf die Verwüstungen, »Denkmalpfleger, Hausmeister, das sind ja auch alles gute Jobs, mit denen ein Mann seinen
Dinheiro
verdienen kann.« Irgendwie war es auch wieder ein befreiendes Gefühl, ein Versager zu sein.
    Tonho erwischte es als ersten. »Verdammt!«, sagte er und starb. Ninho nebenan war in seinem Element. Er ballerte einhändige Salven aus dem Fenster und schrie dazu: »
Guerra! Guerra! Guerra!
«
    Sein Verstand war klar. Aber nicht wie eine Mathematikaufgabe klar ist oder ein Plan, sondern eher wie die Luft in einer leeren Flasche oder eine abgewischte Tafel. Ninho fühlte sich wie ein Gott. Er schwebte mit der Waffe in der Hand zum Fenster und rotzte sein Rohr leer. Es wurde ruhig in seinem Kopf. Er hörte nichts auf der Welt als die Schüsse des Gegners und seine eigenen. Den Schuss, der ihn tötete, hörte er nicht mehr.
    Rebeiros Seele tanzte über die Grasbüschel, unschuldig wie ein Kind. Sie folgte dem Geruch des Todes und fand die Nase des Hundekadavers, putzte ihre Flügelchen in der Sonne und ging hinein.

AUSBLICK
    »Das war’s!«, sagte der
Côco
-Mann und reichte Vincent seine eisgekühlte Nuss rüber. Corelli saß an einem der Tische unter dem Sonnenschirm und las das Horoskop.
    »
O momento é positivo para a abertura de novos caminhos. Passeiam os tempos de esperar e dos compromissos. Tenha cuidado com sua saúde! Comece uma nova vida!
«
    Vincent setzte sich zu ihm. »Wie war das? ›Der Moment ist günstig für die Eröffnung neuer Wege. Die Zeiten des Wartens und …‹?«
    »›… der Kompromisse sind vorbei. Achten Sie auf Ihre Gesundheit! Beginnen Sie ein neues Leben!‹«, wiederholte Corelli und dachte über die Konsequenzen des Sinnspruchs nach. Man konnte aus ihm genau das herauslesen, was er sich seit dem Morgen überlegt hatte.
    »Vielleicht hat man uns hier vergessen«, spekulierte er, »und es fällt gar nicht auf, wenn wir einfach abhauen.«
    Vincent blickte in die Weite der See. Frachtschiffe klebten auf der glatten Wasserfläche. Reklameflugzeuge zogen ihre Bahnen parallel zum Strand. Kinder ließen Drachen steigen. Frauen zogen sich aus. Männer bemühten sich, ihnen im Volleyfußball zu gefallen. Jazzmusik plätscherte aus dem Gettoblaster auf der Theke des
Côco
-Standes. Ein großer Mulatte ordnete entspannt die Aludosen, die er am Vorabend gesammelt hatte. Ein Dutzend Kinder saßen um ihn herum unter den Palmen. Alles war so easy, so relaxed. Das Leben machte Feierabend.
    »Nein«, sagte Vincent und warf einen letzten Blick auf die Zeitung mit den Unterstreichungen, bevor er die Beweismittel im Papierkorb verschwinden ließ,
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