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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition)
Autoren: Roger M. Fiedler
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der
Almirante
trotz Ehrenwort vielleicht übersehen hatte. Als Forçalobo seinen Vortrag über Kameradschaft und Soldatenehre hielt, hatte Freitas einen Moment lang geglaubt, der Alte sei ihm auf die Schliche gekommen, aber schließlich redete er sich ein, Forçalobo verkläre langsam diese Kameradschaftsheucheleien zu einer Art von Soldatenromantik, in der einer für den anderen starb und jeder sich auf jeden verlassen konnte. Alles Hühnerscheiße, dachte er. In einer halben Stunde war mit Rebeiro zu rechnen. Die Zeit für Sentimentalitäten war also auch für Forçalobo bald abgelaufen.
    Jetzt zählte nur noch das eigene Ziel. De Las Freitas ging nach draußen. Er versicherte sich, dass die Weste, die ihm der Zeugwart am Morgen verpasst hatte, sicher saß. Die Waffe mit der Leuchtspurmunition lehnte er an ein Wachhäuschen neben der Wand des Chalets, von wo aus der Platz vor dem Chalet eingesehen werden konnte. Das Häuschen war gemauert, bot also gute Deckung gegen die zu erwartenden Schüsse, sowohl die vom Chalet her als auch die der vorrückenden Polizei.
    De Las Freitas musste eine ruhige Hand beweisen. Forçalobo und Rebeiro sollten im Kugelhagel sterben, bevor die Polizeieinheiten kamen. Das Auto mit dem Kokain dagegen musste nach Möglichkeit unversehrt bleiben, denn auf diese Weise konnte er nachträglich das Vorgehen gegen Alencars Kanzlei rechtfertigen. All seine Pläne hingen von den Ereignissen weniger Sekunden ab. Wenn etwas schiefging, war er erledigt. Ganz besonders in einer Beziehung. Freitas prüfte das Funkgerät, das ihn mit den Sondereinsatzkräften verband, welche gerade jetzt mit zwei Hubschraubern in Bereitschaft gingen, um den Ort, den Rebeiro ihm nach Forçalobos Tod nennen würde, innerhalb kürzester Zeit zu erreichen.
    Forçalobo trat aus dem Chalet und schritt bedächtig auf Freitas’ Versteck zu. »Sie sind ja so nervös!«, stellte er fest. »Ihre Uniform ist völlig verschwitzt.«
    »Das ist wegen der Weste«, sagte Freitas.
    »Ich habe nie eine getragen«, entgegnete Forçalobo überlegen. Er schlenderte zum Hundezwinger hinüber, von wo aus er das hintere Tor sehen konnte. Forçalobo blickte zur Uhr. 8 Uhr 43. Also stand inzwischen sein Leibwächter auf dem Waldweg. Den Durchbruch durch das eiserne Tor würde Rebeiros Auto nicht überleben. Tonho konnte sich eine Weile halten, aber viel Zeit würde Forçalobo und seinem Leibwächter nicht bleiben, um das Kokain in das andere Auto umzuladen. Forçalobo blickte in den Zwinger. Die alte Hündin lebte immer noch und sie sah verdammt gefährlich aus.
    »Was gibt es dort zu sehen? Ist hinten irgendwas nicht in Ordnung?«, rief ihm Freitas zu.
    »Doch, doch«, rief Forçalobo zurück, »ich wundere mich über den Hund. Das Mädel ist jetzt schon fast zwanzig, aber ich möchte ihr nicht außerhalb des Gitters begegnen.«
    De Las Freitas entdeckte die Gelegenheit zum Small Talk. »Ich habe gehört, dass sich nicht einmal der Hausmeister an sie herantraut.«
    Forçalobo ging wieder zu Freitas zurück. In seinem Gesicht leuchtete eine sadistische Freude über die Macht, die er an diesem Ort ausgeübt hatte. »Wir haben sie zu einem Killer erzogen. Der Hausmeister kommt einmal am Tag von Petrópolis raus, um sie zu füttern und nach dem Rechten zu sehen. Vor ein paar Wochen war er zwei Tage lang krank. Er hatte Angst, seine Frau mit einem Stück Fleisch herzuschicken, weil er befürchtete, die Hündin könnte sie durch das Gitter packen und zerfleischen.« Während Forçalobo redete, bewegten sich seine Hände in unmissverständlichen Gesten. »Und als er dann schließlich wieder auf den Beinen war, hatte sich die Hündin vor lauter Hunger in die Zwingerstangen verbissen. Noch einen Tag, sagt er, und sie wäre draußen gewesen.«

ER KOMMT
    »Neun Uhr!«, sagte Freitas. Seine Nervosität erreichte einen Höhepunkt. »Es ist so weit. Hoffentlich kommt er pünktlich.«
    »Rebeiro kommt pünktlich«, entschied Forçalobo. Er griff in seine Tasche. Ein leises Klicken erklang.
    »Was haben Sie da?« Freitas blickte zu Forçalobos Jackentasche.
    Forçalobo ließ ihn eine Geste der Verwunderung sehen. »Meinen Sie etwa, ich steige unbewaffnet in den Ring?«
    »Scheiße!«, sagte Freitas. »Ich hoffe, es gibt hier keine unübersichtlichen Situationen.«
    Forçalobo bewegte sich langsam zurück auf das Chalet zu. »Jetzt erleben Sie mal, wie es im Krieg ist. Da können Sie sich auch nicht aus allem raushalten, wenn es mal nicht so gut für Sie
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