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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition)
Autoren: Roger M. Fiedler
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den Schlössern in ihrer Mitte und der gewaltigen Landschaft außen herum zu einer Einheit zusammenflossen.
    Das kleine Chalet, in dem sich an diesem Vormittag De Las Freitas und Forçalobo trafen, atmete noch immer die tiefe Ruhe der Natur, auch wenn das Militär bei der Restaurierung des Komplexes vor einigen Jahrzehnten seine eigenen Belange zur Geltung gebracht hatte.
    Die Fenster der unteren Stockwerke hatten sie mit massiven Gittern bewehrt. Eine mächtige Mauer lief um den Garten. Auf der Innenseite der Mauer hatte ein großer Teil der Bepflanzung einem Hundelaufgang weichen müssen. Das Hauptgebäude im Stil französischer Spätgotik hatte ein flacheres Dach bekommen, einen mächtigen Portikus und einen rosaroten Verputz, wodurch es das Aussehen eines Kurhotels im Spessart angenommen hatte. Einen viktorianischen Gartenpavillon hatte man zum Hundezwinger umgebaut und die Leichtigkeit der räumlichen Gliederung hatte durch das Fällen der Bäume, die wegen ihrer Größe ein Sicherheitsrisiko dargestellt hatten, sehr gelitten. Der gewaltige Park war auf diese Weise zu einem golfplatzartig verstümmelten Naturrudiment verkommen.
    Es lagen etwas mehr als 500 Meter zwischen dem Haupttor und dem Chalet. An der hinteren Mauer gab es ein weiteres Tor, vergittert wie das vordere. Das Chalet war unter taktischen Gesichtspunkten gesehen eine Mausefalle. Alle Beteiligten spekulierten darauf, dass es für die jeweils anderen kein Entkommen geben würde.
    Hinter der Hauptstraße lagen die Polizeieinheiten im sicheren Versteck und warteten auf ihren Einsatzbefehl. Ihr Auftrag lautete, das Areal durch Besetzen des Vordertors abzuriegeln und dann mit Waffengewalt auf den Haupttrakt vorzugehen.
    De Las Freitas erläuterte Forçalobo seinen Plan: »Das ganze Gelände ist völlig sicher. Niemand kommt heraus. Ich habe Anweisung gegeben die Mauern nicht zu besetzen. Da kommt sowieso keiner drüber. Damit haben wir die Sicherheit …« Freitas ließ seine ausgestreckte Hand in einer raumgreifenden Geste mit gespreizten Fingern durch die Luft segeln. »… dass meine Kräfte von dem Geschehen hier drinnen nur das mitbekommen, was wir ihnen zeigen wollen.«
    Forçalobo grub mit seiner Schuhspitze im Kies der Auffahrt. »Und was ist das?«
    »Sie werden Rebeiro hereinfahren sehen. Dann beobachten sie von der Entfernung, dass er aussteigt und wir uns unterhalten. Haben Sie verstanden?
Dass wir uns unterhalten!
«
    In der Innenstadtkaserne luden zwei Taskforce-Einheiten großkalibrige Waffen, bestückten sich mit Tränengas und Blendgranaten, prüften Seile, Haken, Ösen, Atemmasken, blätterten sich geräuschvoll durch Stadtpläne und Notfallarrangements, jemand stellte mit einem lauten Plink den eisernen Fuß eines Türbrechers ab, Skimützen und Handschuhe wurden übergestreift, Einsatzkräfte checkten ihre Funkverbindungen und justierten ihre Uhren: Noch wenige Minuten, bis Freitas in Petrópolis draußen von Rebeiro die Namen erfahren würde, und dann …
    »Ja, ja«, sagte Forçalobo, »dass Sie sich mit Rebeiro unterhalten, bevor …«
    »… er in seine Tasche greift und meine Leute draußen Schüsse hören. Wir beide werden uns in Sicherheit bringen und meine Männer werden vorwärtsstürmen. Es wird einen Schusswechsel geben, bei dem mindestens ein Schuss Rebeiros Auto trifft. Hier …« Freitas hielt Forçalobo eine Waffe hin, ein Schnellfeuergewehr, wie es die
Traficantes
benutzten. »Darin befinden sich sechzehn Schuss Leuchtspurmunition. Ein einziger Treffer am Tank setzt den Wagen in Brand. Es gibt dann keine Beweismittel mehr gegen Sie.«
    »Und was ist mit meinen Leuten?«, fragte Forçalobo argwöhnisch. Tonho, Ninho und Negão waren im Chalet. Sie hatten die Aufgabe, die ersten Schüsse abzufeuern. Forçalobo war klar, dass sie alle dran glauben mussten, wenn der Plan von Freitas Erfolg haben sollte.
    »Ich hoffe, dass sie sich verzweifelt wehren«, bemerkte Freitas trocken.
    Forçalobo nickte bedächtig. Sie gingen hinein, um Tonho zu sagen, was er wissen musste.

DAS CHALET
    Das Chalet hatte einen prächtigen Eingangsbereich mit geschwungenen Treppen in die obere Etage. Im Oval der Treppenaufgänge befand sich der gewölbte Durchgang in die Konferenz- und Speiseräume, links und rechts davon Gemälde in Öl mit reiterlichen Jagdszenen. Jeweils vom Fuß der beiden Treppen führte je eine schlichte Tür in die vorderen Räume des Gebäudes. Durch den schachbrettartigen Fliesenbelag und die weiß getünchten,
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