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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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Sie sich erst mal ein. Ich melde mich später wieder.«
    Klick.
    Ich starrte auf den Hörer und überlegte, was das gerade war. Die Stimme klang nicht bedrohlich, eher höflich. Und ich wusste auch nicht, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte. Die Verzerrung war zu stark. Warum wollte der Mensch anonym bleiben?
    »Ist was, Trixi?«, fragte Edith beiläufig.
    »Äh, nein. Da hat sich bloß jemand verwählt«, wimmelte ich sie ab.
    Meine gutgelaunte Bürokollegin sollte sich auf keinen Fall noch mehr aufregen.
    Grübelnd packte ich meinen Blaubeermuffin aus, den ich auf dem Weg gekauft hatte. Was gab es hier im Verlag zu entdecken?
    »Ach, übrigens«, warf Edith ein. »Essen im Büro find ich nicht so toll. Das hält von der Arbeit ab, und wenn dir mal Krümel in die Tastatur fallen –«
    Ich verschluckte mich. Nicht mal ein kleiner Imbiss zwischendurch war erlaubt? Wie sollte ich mehrere Stunden ohne Snacks aushalten?
    »Du kannst in den Pausenraum gehen«, legte Edith beschwichtigend nach. »Da gibt’s auch Kaffee. Also, wenn man den unbedingt braucht.«
    Ich fischte die zerknüllte Papiertüte aus dem Abfalleimer und verpackte artig den Muffin. Statt einer kleinen Snackpause zeigte Edith mir die Toiletten und den Fahrradständer.
    Der große Konferenzraum war ähnlich gediegen eingerichtet wie das Chef-Büro. Ein kleines Bataillon winziger Fenster schmückte eine Wand. Die anderen Wände waren bis an die Decke mit Bücherregalen bedeckt. In der Mitte stand ein riesiger rechteckiger Eichentisch, den zwölf schwere Stühle umrahmten. Am Kopfende vor der Fensterfront prangte ein Ledersessel mit gigantischer Lehne.
    Der Konferenzraum trug einen eigenen Namen: Wuppertal. Ich stellte mir vor, wie Wuppertal alle aufkommende kreative Energie verschluckte. Ein passender Name.
    Als Edith mich in den Raum führte, wurde mir flau. An dem großen Tisch waren bereits vier Plätze belegt. Drei Männer und eine Frau drehten gleichzeitig ihre Köpfe zu uns.
    »Darf ich vorstellen? Das ist Trixi, Entschuldigung, Beatrix Gellert.«
    Energisch schob Edith mich vor sich her.
    Ich nickte kurz und fühlte mich wie eine Grundschülerin, die gerade neu in die Klasse gekommen war. Hatte Wuppertal einen Notausgang?
    »Ah, unser junges, zu groß gewachsenes Aushilfsküken ist auch schon an Bord!«
    Bernold Bellersen polterte herein, quetschte sich zwischen Edith und mir hindurch und ließ sich schnaufend auf seinen Thron fallen. Im funzeligen Licht der Fensterluken wirkte er wie eine verunglückte Provinzversion des Paten.
    Edith zerrte eilig an meinem Arm und schleppte mich zum erstbesten Stuhl. Ich zog an der ledernen Lehne, doch der Stuhl war so schwer, dass ich ihn kaum bewegen konnte.
    »Man braucht schon ein bisschen mehr Tatkraft, wenn man sich hier niederlassen will.«
    Es war die blonde Frau vom Vortag, die neben mir saß und mir half, den Stuhl ein paar Zentimeter vom Tisch wegzuziehen. Verschwitzt setzte ich mich und legte sorgsam einen Notizblock vor mir auf den Tisch.
    »Kleine Vorstellungsrunde für unsere neue Kollegin«, befahl Bellersen. »Fräulein Gellert ist Journalistin und wird in den nächsten Monaten unsere Jubiläumschronik schreiben. Aber das hat sich bei den meisten wohl schon herumgesprochen. Bitte unterstützen Sie sie so gut es geht und geben Sie das auch an Ihre Kollegen weiter.«
    Fräulein? Journalistin? Unterstützung? Eine einfache Geldspende hätte es in diesem Moment auch getan.
    Zu Bellersens Rechten saß ein etwa fünfzigjähriger Mann mit vollem, braunem Haar. Sein Aftershave erinnerte mich an Duftbäumchen und aromatisierte den ganzen Raum.
    Wie sollte ich mich bloß konzentrieren, damit ich die wichtigen Namen behielt?
    »Ich grüße Sie, Frau Gellert. Gunther Wilmering, Leiter des Vertriebs In- und Ausland. Tag und Nacht einsatzbereit und meistens auf Reisen.«
    Wilmerings Gesicht war von einigen Lachfalten sowie zahlreichen bierseligen Arbeitsessen gezeichnet. Der Mann hatte es gut, denn er durfte das Gebäude jederzeit verlassen.
    »Da ich viel unterwegs bin, könnte es sein, dass wir uns nicht so häufig begegnen. Aber wenn Sie mal mit mir auf Dienstreise fahren möchten, melden Sie sich! Gegen eine attraktive Begleitung hätte ich nichts einzuwenden. Ich erkläre Ihnen dann ausführlich unsere Vertriebsstrategie.«
    Träum weiter.
    Daneben fläzte sich ein etwas jüngerer Mann in seinem Stuhl. Er trug eine Glatze und ein pink-weiß kariertes Hemd. Abwechselnd schwenkte er seine wuchtige
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