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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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Wären die Haare doch nur länger , dachte ich, dann würden sie wenigstens die gelben Zähne verdecken.
    Powalowski kam in Fahrt.
    »Wissen Sie, Bildrechte sind ein Thema für sich. Als Journalistin haben Sie damit zwar auch zu tun, aber bei uns ist die Auswahl der richtigen Fotos von essentieller Bedeutung. Oder würden Sie beispielsweise einen Reiseführer von Neuseeland kaufen, auf dessen Cover ein Bild von, sagen wir, einer alten Fischfabrik –«
    »Powalowski! Fertig?«
    Bellersens Frage bedurfte keiner Antwort.
    »Fehlt nur noch einer im Bunde. Unser Kreativkopf Tivendale. Ach was. Sie können sich auch nach unserem Termin bekannt machen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Schade, insgeheim hatte ich darauf gewartet, den dunkelhaarigen Schönen sprechen zu hören. Alan Tivendale hieß er also. Das klang englisch und faszinierend. Ich meinte jedoch, bei unseren kurzen Begegnungen keinen englischen Akzent gehört zu haben.
    Bellersen legte sich ins Zeug und trieb die Runde an. Alle Kollegen berichteten über ihre Arbeitsprojekte. Die Informationen prasselten auf mich ein. Ich verstand nur Bruchteile: Goldene Route, Layoutabnahme, Reisetipps im Internet, Pressetermine, Retourenquoten, Lizenzverhandlungen. Im Eiltempo wurden die Tagesordnungspunkte abgehandelt. Genauso rasant verging die Zeit. Als Bellersen die Sitzung beendete, war mir so schwindelig, dass ich am liebsten in meinem schweren Lederstuhl sitzen geblieben wäre.
    Edith zettelte umgehend eine Diskussion mit dem Glatzkopf an und trabte wütend hinter ihm her.
    Bis auf Alan und Yvonne Strowe verließen alle den Raum.
    Der englische Kreative stellte sich neben meinen Stuhl.
    »Darf ich mich auch endlich vorstellen? Ich bin Alan und verdiene hier mein Geld als Grafiker.«
    »Er meint, er ist Art Direktor.«
    Yvonne Strowe schaltete sich von der anderen Seite ein und lächelte ihn an.
    Alan überging die Bemerkung und streckte mir seine rechte Hand entgegen.
    »Willkommen im Palast der Verdammten!«, spöttelte er.
    Ich nahm seine Hand. Dabei strich mein Daumen kurz über seine Haut. Sie fühlte sich warm und fest an.
    Alan lächelte und ließ nicht locker. Seine eisblauen Augen fixierten mich. Ein männlich-frischer Duft lag in der Luft.
    »Vom Händeschütteln werden die Layouts auch nicht besser«, unterbrach schließlich Piggy Strowe und zog von hinten an meiner Stuhllehne.
    »Alan, wir sollten uns noch einmal zusammensetzen und die Layoutänderungen besprechen. Ich glaube, wir haben uns gründlich missverstanden.«
    Ich löste den Handgriff und merkte, dass ich zu schwitzen begann.
    »Na dann bis bald, Miss Gellert.«
    ›Kein Problem, Mister Tivendale‹ , antwortete ich im Geiste.

Wirsingauflauf
    »DIE CHRONIK DES BELLERSEN VERLAGS«
    Mit knurrendem Magen tippte ich die ersten Buchstaben in die Tastatur. Es war ein Alptraum.
    Der Verlag wimmelte von schrägen Typen, ich hatte keinen Schimmer, wie ich meine Arbeit hinbekommen sollte, und erlitt klaustrophobische Anfälle in diesem kleinen Büro. Obendrein drohte ich zu verhungern, während einige Zimmer weiter ein attraktiver Mann saß und sich gegen meinen Willen in meinen Gedanken einnistete. Und was hatte es mit diesem anonymen Anrufer auf sich?
    »So, das wäre geschafft. Edith, du bist klasse. Wer hätte gedacht, dass du heute das gesamte Vorwort schaffst.«
    Lobte Edith gerade sich selbst?
    »Was hast du gesagt?«
    »Habe ich was gesagt?«
    Edith schaute entgeistert auf.
    »Ach ja, richtig. Ich war nur überrascht, wie schnell ich das Vorwort für Hamburg für Reisemuffel geschrieben habe. Es muss an dir liegen, dass ich so gut arbeiten kann.«
    Auch das noch. Edith verfiel in einen wahren Schreibrausch, und ich hatte innerhalb einer halben Stunde gerade mal fünf Wörter aneinandergereiht. Wenn es so weiterging, würde ich die Chronik als Rentnerin abgeben.
    Aus einer Zimmerecke ertönte ein leises Piepen.
    Edith sprang auf und griff hinter einen Bücherstapel in ihrem Regal. Sie holte einen kleinen Wecker hervor und schaltete ihn aus.
    »Mittagspause! Ab in die Kantine!«
    Flott zupfte Edith Bluse und Rock zurecht und zog ihren Lippenstift nach.
    »Warum stellst du dir einen Wecker? Und wieso versteckst du ihn hinter den Büchern?«
    »Weißt du, Trixi, wenn man so viel arbeitet wie ich, dann vergisst man schnell die Zeit. Und dann hat man auf einmal sein Mittagessen verpasst.«
    Das konnte mir nicht passieren. Seit vier Stunden wartete ich auf den Abmarsch in die Kantine. Geschwächt, aber
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