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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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verhört. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald wir neue Informationen haben.«

Wahrheit
    Florence durfte nach einer kurzen Vernehmung die Polizeistation von Harlesiel verlassen. Edith blieb. Die Wangerooger Beamten baten uns, für weitere Fragen zur Verfügung zu stehen und – wenn unsere Gesundheit es zuließe – auf der Insel zu bleiben.
    Da das Wochenende vor der Tür stand, hatte ich eine Idee.
    Nach Schulschluss machten Betty, Rahel und Gerd sich auf den Weg nach Wangerooge. Sie erreichten die letzte Fähre und rollten um kurz vor neun mit der Inselbahn an.
    Ich konnte es kaum erwarten, meine Lebensretterin Rahel wiederzusehen. Ingetraut und Florence fieberten Gerds Eintreffen entgegen, und so standen wir vier als übermüdetes, aber stolzes Empfangskomitee am kleinen Inselbahnhof. Mit einem Tuten rollte die Bahn ein. Rahel riss die Waggontür auf und sprang mir in die Arme.
    »Cool, wer hätte gedacht, dass ich doch noch hierhinfahre«, rief sie strahlend. Ich wollte sie nicht mehr loslassen.
    Es folgte Betty. Sie klappte eine Rampe für Gerds Rollstuhl herunter. Alan kam ihr zu Hilfe.
    »Laaangsam, nicht zu schnell, Gerd«, hörte ich aus dem Waggoninneren. »Hier müssen wir gut aufpassen. Wir wollen doch nicht, dass du von der Rampe kippst.«
    Oberschwester Sybille hielt verkrampft die Griffe des Rollstuhls und ließ Gerd langsam nach unten fahren. Gerd zuckte nur mit den Schultern. Meine Augen verengten sich. Hatte der Hausschrecken noch immer kein Ende? Ich fragte mich, warum Rahel auf der Fähre nicht die Gelegenheit genutzt hatte, Fräulein Schlauberger über Bord zu stoßen und den Seehunden zum Fraß vorzuwerfen. Sybille war ja schlimmer als Edith.
    Gerade als ich Gerd begrüßen wollte, klingelte mein Handy. Anrufnummer unbekannt. Ich nahm das Gespräch an.
    »Bravo, Frau Gellert.«
    »Sie schon wieder«, fuhr ich meinen anonymen Telefongenossen an. »Ab jetzt können Sie sich Ihre gescheiten Anrufe sparen.«
    »Ist mir bewusst«, sagte die Stimme. »Ich gratuliere, Sie haben es geschafft.«
    »Was habe ich geschafft?«, fragte ich.
    »Sie haben alles aufgeklärt. Ich bin heilfroh, dass der Spuk endlich ein Ende hat – auch wenn es mir um Edith leidtut. Und ich sagte es bereits, Ihre Frische wird mir fehlen.«
    In meinem Kopf ratterte es. Den Satz mit der Frische hatte ich doch schon einmal gehört. Mir dämmerte es.
    »Henner?«
    »Hervorragend kombiniert.«
    Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein leises Lachen, dann ein Knacken.
    »Verstehen Sie mich jetzt besser? Diese technische Sprachverzerrung ist phänomenal.«
    Plötzlich erkannte ich Henners Stimme. Für einen kurzen Moment blieb mein Mund offen stehen.
    Sybille rief kichernd aus dem Hintergrund: »Mund zu, es zieht!«
    Ich begriff nichts. Warum hatte Henner mich die ganze Zeit über mit konspirativen Anrufen malträtiert? War er genau so ein Psychokaliber wie Edith?
    »Jetzt sind Sie mir aber eine Erklärung schuldig«, platzte es aus mir heraus. Ich hatte Henner von Anfang an gemocht, und es fiel mir schwer, meinen Instinkt anzuzweifeln. »Wussten Sie von Ediths Morden?«
    »Ich hatte seit einiger Zeit einen Verdacht, war mir aber nicht sicher. Als Sie in den Verlag kamen, um die Chronik zu schreiben, wurde mir klar, dass Sie sich hinter die Fälle klemmen würden.«
    »Warum haben Sie mir Ihre Vermutungen nicht direkt gesagt?«
    »Hätten Sie mir denn geglaubt? Außerdem wollte ich Sie nicht mit zu vielen Informationen auf einmal belasten«, gluckste Claassen.
    »Wie rücksichtsvoll«, spottete ich. »Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen? Edith war schließlich eine tickende Zeitbombe.«
    »Ich habe sie unterschätzt. Als sie im Verlag anfing, war es Liebe auf den ersten Blick. Damals war sie eine zauberhafte, überaus begabte Redakteurin mit vielen erfrischenden Ideen. Hübsch obendrein. Immer modisch und flott gekleidet.«
    Da sprach wieder Claassen, der Gentleman.
    »Leider erwiderte sie meine Liebe nicht. Sie lehnte alle Avancen von meiner Seite ab. Stattdessen himmelte sie Bellersen an und wurde immer eigenwilliger. Doch was sie auch tat, ich mochte sie. Bis heute.«
    Claassen liebte Edith? Nach allem, was ich erlebt hatte, wunderte mich nichts mehr. Es gab Dinge, die musste man nicht verstehen.
    »Wenn Sie Edith so sehr mögen, warum behielten Sie Ihre Verdächtigungen nicht einfach für sich?«
    Ich versuchte krampfhaft, Henners Beweggründe zu erfassen.
    »Wissen Sie, mit Wiltmanns Tod brachte Edith das Fass zum
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