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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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Monate in einem kleinen, muffigen Büro? Acht Stunden pro Tag? Das ist keine Chance, so eine Arbeit nennt man Gefahr für Leib und Leben .«
    »So gefährlich kann es gar nicht sein. Es sind doch nur ein paar lausige Wöchelchen. Du verdienst viel Geld, und ein Job bei Bellersen macht sich gut in deinem Lebenslauf.«
    »Und vielleischt entdeckst du auch ein finsteres Ge’eimnis!«
    Was glaubte Sherlock Florence eigentlich, wie es dort zuging?
    »Ihr habt keine Ahnung. Wenn ihr den selbstgefälligen Bellersen erlebt hättet, würdet ihr mich verstehen. Ich krieg das nicht hin. Und wen interessiert schon eine langweilige Firmenchronik?«
    Ein dreifaches Klingeln unterbrach unser Gespräch. Gerd schaute auf die Uhr und lächelte. Dann rollte er zur Haustür, und wenige Augenblicke später stand Rahel im Wintergarten. Als sie mich sah, strahlte sie.
    »Na, hat mein Styling deinen neuen Chef überzeugt?«
    »Sie will den Job nischt.«
    Florence schien fast ein wenig beleidigt.
    »Wenn isch jung wäre, dann würde isch diesen alten Laden aber mal ordentlisch aufmischen. Allein schon wegen der Geschischten, die im Westfalenkurier standen.«
    Beim Mittagessen wollte Rahel alle Einzelheiten wissen. Vor allem interessierte sie, ob es dort viele Jungs gab. Wie aufregend doch die Welt mit 14 war.
    Mir fiel der hübsche Dunkelhaarige wieder ein. Mit gutaussehenden Männern hatte ich so meine Erfahrungen gemacht. Noch einmal würde ich nicht darauf anspringen. Alle Frauen hingen an ihren wohlgeformten Lippen oder an ihren breiten Schultern oder an ihren muskulösen Hälsen. Oder an ihren kühnen eisblauen Augen? Zu viele neidische Nebenbuhlerinnen waren mir einfach zu anstrengend. Ein Mann aus der zweiten Reihe tat’s schließlich auch, und mangels Ästhetik konnte man in manchen Situationen einfach das Licht ausknipsen.
    »Isch könnte dir ’elfen.«
    Florence riss mich aus meinen Gedanken, als sie eine große Schüssel Schokoladencreme servierte.
    »Das würdest du tun?«
    Dankbar hielt ich ihr mein Dessertschälchen entgegen. Sie war wirklich ein uneigennütziger Mensch.
    »Isch meine, falls du einen Mörder finden musst.«
    »Florence, bitte!«
    Nach dem Essen schleppte ich mich nach oben. Ich ließ mich auf die Couch vor den Fernseher fallen und überlegte, wie ich aus dieser Bellersengeschichte geschickt aussteigen konnte. Am liebsten hätte ich ein Erleuchtungsnickerchen gemacht, aber zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Wie viel Zeit blieb mir noch, meinen morgigen Arbeitseinstieg abzusagen? Ich kramte mein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Sofort meldete sich die Mobilbox. Edith hatte in der letzten Stunde vier Mal versucht, mich zu erreichen, und schließlich eine Nachricht hinterlassen: »Hey, Trixi, ich hab gehört, mit deinem Job geht alles klar. Ich freu mich ja so für dich! Toll, dass wir beiden ab morgen zusammen in einem Büro sitzen. Wenn du Lust hast, ruf mich an. Falls nicht, sehen wir uns morgen früh. Das wird supi, du bist nämlich der einzige Lichtblick zwischen den Armleuchtern hier.«
    Na, klasse. Jetzt musste ich auch noch Edith vor den Kopf stoßen. Dabei hatte sie es so gut mit mir gemeint.
    Die Wohnungstür wurde geöffnet. Ich hörte Betty im Flur mit jemandem reden und warf mich vorsichtshalber in Liegeposition. Wenn ich mich schlafend stellte, würde sie mich nicht so schnell ansprechen. Vielleicht hatte sie unseren gestrigen Streit schon wieder vergessen.
    »So, Sybille, das ist das Wohnzimmer. Oh, da liegt Trixi«, begann sie augenblicklich zu flüstern. »Normalerweise schläft sie in ihrem Zimmer, wenn sie nichts zu tun hat.«
    Sybille?
    »Solange sie hier herumdöst, kannst du schon mal einen Blick in ihr Reich werfen. Sie hat bestimmt nichts dagegen. Danach zeige ich dir die Küche.«

Wollpullunder
    Ich war Gregor Samsa. Franz Kafka musste mich gemeint haben, als er »Die Verwandlung« schrieb. Genau wie seine Hauptperson sich eines Morgens im Körper eines Käfers wiederfand, so fand ich mich gefangen im steinernen Mauerwerk des Bellersen Verlags. Seit meiner Schulzeit hatte ich nicht mehr an diese unheilvolle Geschichte gedacht. Blieb zu hoffen, dass mein Ende schneller und weniger qualvoll sein würde als das des armen Ungeziefers.
    »Ist das nicht spitze?«
    Edith freute sich seit einer halben Stunde ein Loch in den Bauch. Mit ihrem tomatenroten Kurzhaarschnitt und einer grün gepunkteten Tunika wirkte sie wie ein zerstreuter Malergeselle auf Speed. Immer
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