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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition)
Autoren: Christiane Güth
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Dummheit scheißen könnte, dann säßt ihr beiden auf einem Haufen höher als der Mount Everest!«
    Mit hochrotem Kopf stürmte Bernold Bellersen aus seinem Büro hinter den beiden her.
    »Und wenn die Seiten nicht bis morgen fertig sind, zeig ich euch mal, wie es auf dem beschissenen Mount Everest zugeht.«
    Frau Heyster zog eine Augenbraue hoch und füllte eine Porzellantasse mit frisch gebrühtem Kaffee.
    »Ach, und Yvonne!«, tobte Bellersen weiter.
    Die blonde Frau drehte sich sichtlich genervt um. Ihr Rock klebte wie eine Schlangenhaut an ihrem kurvigen Po.
    Der inszenierte Blickfang dieser Frau war allerdings ihre üppige Oberweite. Ich tippte auf Doppel-D. Der kleinere Teil schimmerte durch den weißen Stoff ihrer engen Bluse, der weitaus größere Teil schien sich aus dem textilen Gefängnis befreien zu wollen. Das klassische Alpha-Weibchen, schoss es mir durch den Kopf. Nur die Schweißflecke unter ihren Achseln verliehen ihrem Erscheinungsbild einen Hauch von Natürlichkeit.
    Bellersen baute sich vor ihr auf und funkelte sie an.
    »Wie kommt dieser Widerling vom Westfalenkurier dazu, uns als Killerverlag zu bezeichnen? › Bellersens Reiseführer ins Jenseits!‹ Das ist doch lächerlich! Du formulierst sofort eine Gegendarstellung, klar?«
    »Für solche Journalisten habe ich meine ganz eigene Methode«, zischte die Blondine zurück. »Verlass dich drauf, Bernold.«
    Der Dunkelhaarige war inzwischen verschwunden, und auch die Blondine trippelte aus dem Vorzimmer.
    »Herr Bellersen, Frau Gellert wäre jetzt so weit.«
    Ich wäre jetzt so weit? Lieber wäre ich mit meinen Eltern bei einem mongolischen Pferderennen, als dass ich für ein Gespräch mit diesem Mann bereit war. Herr Bellersen stand direkt vor dem Besuchersessel und wandte sich mir abrupt zu.
    »Frau Gellert? Sieh da, die Empfehlung unserer guten Edith.«
    Bernold Bellersen streckte mir großmütig die Hand entgegen. Wie freundlich, er wollte mir aus dem Sessel helfen. Ich hob die rechte Hand.
    »Wer hier erst mal sitzt, kommt nicht so schnell wieder raus, nicht wahr, Frau Heyster?«, scherzte Bellersen, ließ nach einem kurzen, qualligen Händedruck los und trat einen kleinen Schritt zurück. Mir fiel auf, dass seine Nasenspitze in kurzen, unregelmäßigen Abständen zuckte. Woran erinnerte mich diese unkontrollierte Bewegung?
    Ich kämpfte mich aus dem knatschenden Ledermonster und zupfte Bluse und Sakko zurecht.
    Bellersen glotzte erst auf meine Tasche, danach direkt auf meinen Hals, dann legte er seinen Kopf in den Nacken. Er war mindestens einen halben Kopf kleiner als ich und schnaubte von unten in meine Nase.
    »Junge, Junge, darf ich raten? Eins achtzig?«
    »Eins dreiundachtzig«, sagte ich lächelnd und trat ebenfalls einen Schritt zurück.
    »Große Frauen sind faszinierend, nur meistens nicht sehr schlau.«
    Bernold Bellersen, der Frauenkenner, bedeutete mir, in sein Büro zu treten.
    »Zuerst mein Kaffee!«, entgegnete ich und ging zu Frau Heyster, um meine Tasse in Empfang zu nehmen.
    Während die Eingangshalle des Verlages auf mich erstaunlich modern gewirkt hatte, bestätigte sich meine Vorstellung von Bellersens Büro: schwere, gediegene Möbel, angereichert mit einzelnen Design-Klassikern. Ich kannte zwar keine Design-Klassiker, aber da einige Stühle und Regale sehr verloren im Raum standen, ging ich davon aus, dass es sich nicht um Reststücke aus der Sperrmüllsammlung handelte.
    Die Atmosphäre in diesem Raum war bedrückend: dunkle Tapeten, noch dunkleres Holz und selbst hier: kleine Schießscharten-Fenster. Hier und da blitzte Metall auf. Wenn das Chefbüro schon so finster war, wie sahen dann erst die Büros der Mitarbeiter aus? Ein unangenehm kühler Schauer lief mir über den Rücken. Zum Glück hatte ich meinen Kaffee in der Hand. Eingeschüchtert nahm ich den ersten Schluck zu mir.
    »Nicht doch, Frau Gellert, wir sind doch kein Stehimbiss. Nehmen Sie bitte Platz!«
    Bellersen wies mir einen Stuhl am großen Konferenztisch zu. Aus Ediths Erzählungen wusste ich, dass Bernold Bellersen um die vierzig sein musste. Die mit einzelnen fettigen Strähnen geschmückte Stirnglatze ließ ihn älter erscheinen als seine Möbel.
    Sein runder Bauch hing blousonartig über einer braunen Anzughose. Was hatte Florence bloß mit ›windiger Kerl‹ gemeint? Bei einem Sturm wäre dieser Mann der Letzte, der weggeweht würde.
    »Auch wenn ich nicht viel Zeit habe, eine Tasse Kaffee sollten wir zu unserem Gespräch kultiviert zu uns
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