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Charmant und unwiderstehlich

Charmant und unwiderstehlich

Titel: Charmant und unwiderstehlich
Autoren: Kate Welsh
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Das Baby war das Einzige, was ihm von seinem Bruder geblieben war. Und sein Bruder war der einzige Mensch, den er jemals geliebt hatte. Warum will sie um jeden Preis verhindern, dass ich sie unterstütze? Es geht doch nur darum, ihr finanziell unter die Arme zu greifen, redete Brad sich angestrengt ein.
    Es ergab keinen Sinn. Melissa war auf das Leben als allein erziehende Mutter nicht vorbereitet. Sie war nicht auf gewöhnlichem Weg schwanger geworden, sondern nur deshalb, weil sie großherzig einer künstlichen Befruchtung mit Garys Samen zugestimmt hatte, nachdem Leigh erfahren hatte, dass sie selbst wegen einer früheren Infektion unfruchtbar geworden war.
    Er unterdrückte die heftigen Gefühle, die ihn bei jedem Gedanken an Melissa durchfluteten. Das erste Mal waren sie sich auf Bellfield begegnet, am Abend vor Garys und Leighs Hochzeit. Melissa war wegen der Hochzeit in die Stadt gekommen, und sie schien genauso schick und klug und charmant zu sein wie ihre Zwillingsschwester.
    Als er sie auf der Tanzfläche in den Armen gehalten hatte, war sein Schicksal bereits besiegelt gewesen. Und als das Lied zu Ende war, verlangte er innerlich schon viel mehr als nur einen Tanz. Er wollte ihren wundervollen Körper unter sich spüren und ihr so nahe sein, wie zwei Menschen sich nur nahe sein können.
    Der Tanz hatte zu einem mitternächtlichen Spaziergang durch den Park und zu einem heißen Zwischenspiel im Gartenhaus geführt. Wenn ihr nicht eine unglaublich naive Bemerkung über die Lippen gekommen wäre, hätte er ihr in jener Nacht ganz sicher die Jungfräulichkeit geraubt. Aber plötzlich hatte ihn die Panik ergriffen, und er war gezwungen gewesen, innezuhalten und nachzudenken.
    Sie ist noch Jungfrau, und wenn du sie entjungferst, dann hast du eine Riesenverantwortung am Hals, hatte er gedacht. Verantwortung und Verpflichtung waren ganz und gar nicht seine Sache. Du kommst ganz nach deinem Vater, hatte man ihm jahrelang unter die Nase gerieben. Alle möglichen Frauen hatten ihm das vorgeworfen, seine Mutter eingeschlossen, so lange, bis er schließlich und endlich selbst davon überzeugt war.
    Damals im Park hatte Brad seine Leidenschaft schnell wie der gezügelt und war mit Melissa zur Party zurückgekehrt. Aber er hatte bezweifelt, dass er sich bei der nächsten Begegnung mit Melissa würde beherrschen können. Also war ihm nichts anderes übrig geblieben, als seinen eigenen Gefühlen einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen. Deshalb hatte er eine langjährige gute Freundin gebeten, seine Geliebte zu spielen. Niemals hatte er damit gerechnet, dass Melissa wütend und ärgerlich reagieren würde, wenn sie ihn mit einer anderen Frau im Arm sah. Im Grunde genommen war zwischen ihnen doch gar nichts passiert, und von einer Beziehung waren sie meilenweit entfernt gewesen. Die Katastrophe war trotzdem eingetreten, und er hatte beschlossen, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Er hatte nicht gewagt, ihr die Sache zu erklären.
    Fünf Jahre waren seitdem vergangen. Vor zwei Monaten hatte sie die Trauerfeier fluchtartig verlassen. Wenn er mit ihr über das Baby reden wollte, musste er sich wohl oder übel allein mit ihr treffen. Ohne die schützende Gegenwart der anderen Trauergäste. Die Aussicht beunruhigte ihn zutiefst, und sein Herz pochte umso heftiger, je näher er ihrem Haus kam.
    Er bog um die nächste Ecke, fuhr ein kleines Stück auf der holprigen und kurvenreichen Landstraße entlang – und hatte das Gefühl, in einer vollkommen fremden Welt gelandet zu sein. Die Farmhäuser an der Straße gehörten den Amischen, einer mennonitischen christlichen Gemeinde, die noch ganz in ihren alten Bräuchen und Traditionen aufging.
    Mehrere Male musste er Pferdekutschen überholen, die gemächlich auf der Landstraße dahinzockelten und von bärtigen Männern mit flachen, runden Hüten gelenkt wurden. Aus irgendeinem Grund schien es den Kindern einen Riesenspaß zu machen, aus dem Rückfenster zu schauen und ihm fröhlich zuzuwinken. Es war unmöglich, ihre strahlenden Gesichter zu ignorieren. Mit Kindern hatte er zwar nicht viel Erfahrung, aber es schien ihm falsch, nicht zurückzulächeln und sich das Winken zu verkneifen.
    Ein paar Meilen weiter entdeckte er plötzlich einen verrosteten, überquellenden Briefkasten. Sein abruptes Bremsmanöver am Anfang des langen Kieswegs wirbelte eine Menge Staub auf. Er wartete, bis er wieder klare Sicht hatte, und entzifferte dann die verblassten Buchstaben auf dem
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