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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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Kopien aus Büchern und Pferdezeitschriften über die Hengste gegeben, von denen Won Da Pie abstammte, und ich hatte mir die Berichte über seine illustren Vorfahren so oft durchgelesen, dass ich sämtliche Namen der großartigen Olympiasieger und Weltmeister mittlerweile auswendig kannte.
    Jetzt, wo der Zeitpunkt von Won Da Pies Ankunft näherrückte, war ich nur noch ein Nervenbündel. Was würde ich bloß machen, wenn er sich wieder nicht anfassen ließe? Würde ich überhaupt ohne Nicolas’ Hilfe mit dem Pferd zurechtkommen? In meiner Fantasie war Won Da Pie gewachsen. Wild und bedrohlich suchte er mich in meinen Träumen heim, und auf einmal hatte ich Angst. So viel konnte passieren! Es war eine gewaltige Verantwortung, die nun in Zukunft auf meinen Schultern lasten würde. Der schöne Traum vom eigenen Pferd würde nun sehr bald Wirklichkeit werden, aber das brachte Probleme mit sich, an die ich in meinen Träumen nie gedacht hatte. Won Da Pie konnte sich verletzen, krank werden, ich konnte ihn verderben. Herr Kesslers Begeisterung für die gute Abstammung meines Pferdes hatte mir noch mehr Angst eingejagt. Wer war ich schon, dass ich mir einbildete, Won Da Pie ganz allein zu einem guten Reitpferd ausbilden zukönnen? Ich war erst dreizehn Jahre alt und konnte kaum besser reiten als Inga!

    Mitten in der Nacht schreckte ich schweißgebadet hoch. Der Wecker zeigte halb zwei. Mein Pferd stand jetzt schon auf dem Lkw. Ob es ihm gut ging? Vielleicht fiel Won Da Pie hin oder er bekam Panik und drehte durch, wie das Pferd in einem Film, den ich neulich gesehen hatte. Der Tierarzt hatte das tobende Pferd erschießen müssen! Allerdings, fiel mir ein, war das im Film in einem Flugzeug passiert, nicht in einem Lkw. Aber Lastwagen konnten verunglücken.
    Ich rechnete sicher zum hundertsten Mal nach, wie lange es noch dauerte, bis Won Da Pie einträfe. Irgendwie wäre mir wohler gewesen, wenn er Dorothee und mir zusammen gehören würde. Gut, dann wäre er nicht nur mein Pferd, aber ich hätte auch nicht alleine diese ungeheure Verantwortung zu tragen! Ich schloss die Augen und versuchte wieder zu schlafen, aber das war beinahe unmöglich.
    »Lotte!«, gellte eine Stimme durch die Stallgasse. »Schnell! Schnell, beeil dich!«
    Mit klopfendem Herzen rannte ich in den Stall und erstarrte vor Schreck, als ich sah, was passiert war: Won Da Pie war irgendwie mit einem seiner Vorderbeine zwischen die Gitterstäbe der Box geraten und tobte wie verrückt, um sich zu befreien. Seine Hufe donnerten gegen Holz und Metall.
    Was sollte ich bloß tun? Ich blickte mich panisch um; ausgerechnet jetzt war weit und breit keine Menschenseele zu sehen, ich war völlig allein im Stall! Mir stiegen dieTränen in die Augen. Endlich gelang es Won Da Pie, sein Vorderbein aus dem Gitter zu ziehen, sein braunes Fell war mit weißem Schaum bedeckt.
    »Ganz ruhig, Junge, ganz ruhig.« Ich schob die Boxentür auf und nahm ihn mit zitternden Händen am Halfter. Meine Knie waren butterweich, als ich ihn die Stallgasse entlangführte, die seltsamerweise so schmal und düster war wie der Gang zu den Umkleideräumen. Der braune Wallach tänzelte aufgeregt neben mir her, stieß umherstehende Wassereimer und Putzkisten um. Eines der Schulpferde schob seinen Kopf über die halbhohe Boxenwand und knappte meinem Pferd in die Seite. Daraufhin machte Won Da Pie einen erschrockenen Satz nach vorn, rutschte mit den Hufeisen weg und wäre noch fast hingefallen! Ich war nass geschwitzt, als ich ihn endlich draußen auf dem Hof hatte. Am Geländer des Reitplatzes lehnten Simon, Dani, Annika, Susanne, Nicole, Ralf, Inga und alle anderen. Sie redeten laut über mich und lachten. Ich band Won Da Pie am Abspritzplatz an. In dem Moment kam Herr Stark aus der Reithalle, er wedelte mit einer Longierpeitsche herum. Won Da Pie erschrak wieder und stemmte sich mit aller Kraft gegen das Halfter.
    »Weißt du denn nicht, wie man ein Pferd richtig anbindet?«, brüllte Herr Stark. »So eine wie du darf doch kein eigenes Pferd haben!«
    Plötzlich riss der Strick und Won Da Pie ergriff die Flucht. Bevor ich den schleifenden Führstrick packen konnte, drehte er sich um und donnerte die Auffahrt hinunter.
    »Zu blöd, ein Pferd anzubinden!«, rief irgendjemand.
    »Helft mir doch!«, schrie ich verzweifelt, aber niemand rührte sich. Sie grinsten nur und zuckten die Schultern.
    »Wer ein eigenes Pferd haben will, muss es auch alleine einfangen können«, sagte Nicole hämisch. Sie
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