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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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Gummireitstiefeln.
    »Abteilung Scheeeritt!«, kommandierte Herr Kessler. »Charlotte, du galoppierst an und gehst auf den Zirkel!«
    Hanko galoppierte auf meine Hilfe aus dem Schritt an. Ich saß aufrecht im Sattel und ging geschmeidig in der Bewegung mit. Zweimal galoppierte ich auf dem Zirkel, dann kam der Befehl »Aus dem Zirkel wechseln mit einfachem Galoppwechsel bei X«.
    Früher war ich beim Durchparieren in eine langsamere Gangart immer nach vorn gefallen, dabei hatte ich die Knie hochgezogen und an den Zügeln gezerrt. Irgendwann fielen die Schulpferde von selbst in Trab oder Schritt. Daswar meist nicht das Verdienst der ungeschickten Reiter, sondern die langjährige Erfahrung der leidgeprüften Pferde. Diesmal blieb ich im Sattel sitzen, gab eine ganze Parade und ließ trotzdem die Schenkel am Bauch des Pferdes. Gehorsam fiel Hanko in Schritt. Nach drei Schritten gab ich eine Galopphilfe – und er sprang sofort wieder im richtigen Galopp an. Herr Kessler fand nichts zu beanstanden. Ich parierte wieder durch und schloss mich der Abteilung an.
    »Ich habe dir wirklich unrecht getan«, sagte ich zu Hanko und klopfte seinen Hals. »Du bist kein stures altes Mistvieh. Entschuldige bitte.«
    Der Wallach drehte die Ohren nach hinten und schnaubte, als habe er verstanden. Ich freute mich, denn ich hatte keine Angst mehr vor ihm. Ich hatte Hanko unter Kontrolle. Beinahe wünschte ich mir, er würde mal einen Bocksprung machen, aber er kaute zufrieden am Gebiss und war völlig entspannt.
    Nun war Inga an der Reihe mit Galoppieren. Corsario war ein wirklich wunderschöner Schimmel mit einer raumgreifenden Galoppade. Inga hatte die größte Mühe, im Sattel zu bleiben. Ihre Hände wippten bei jedem Galoppsprung nach oben und ruckten Corsario im Maul. Dazu zog sie die Knie hoch und pikste dem Schimmel die Sporen in den Bauch. Er wurde immer schneller und schneller.
    »Absatz tief! Lang das Bein!«, brüllte Herr Kessler. »Fuchtle doch nicht so mit den Händen herum und bleib im Sattel sitzen!« Corsario hatte das Gehopse, Gezerre und Gepikse leid; er war daran gewöhnt, feinfühlig und behutsamgeritten zu werden. Mit angelegten Ohren nahm er noch mehr Tempo auf. In einer wahnwitzigen Geschwindigkeit jagte Inga ohne jede Kontrolle über ihr Pferd um den großen Platz, das Dressurviereck hatte sie längst verlassen. Corsario legte sich in die Kurven wie ein Rennpferd. Herr Kessler fluchte. Als Inga mit angstverzerrtem Gesicht wieder vorbeipreschte, schrie er sie an, sie solle eine Volte reiten.
    »Ich kann nicht!«, kreischte sie.
    »DU SOLLST EINE VOLTE REITEN!«, donnerte der Reitlehrer, der mindestens ebenso rot im Gesicht war wie Inga. »WAS FÄLLT DIR ÜBERHAUPT EIN, MIT SOLCHEN SPOREN ZU REITEN!?«
    Es war ein Wunder, dass Inga im Sattel blieb. Irgendwann verlangsamte der Schimmel das Tempo und fiel in Trab. Corsario schnaufte wie ein Rennpferd nach dem Zieleinlauf; sein Fell war so nass, als sei er in einen Regenschauer geraten. Inga kämpfte mit den Tränen.
    »Zieh auf der Stelle die Sporen aus!«, befahl Herr Kessler scharf. »Es gibt den alten Spruch, dass man sich die Sporen erst verdienen muss, und daran ist sehr viel Wahres!«
    »Ich krieg sie nicht runter«, erwiderte Inga mit zittriger Stimme.
    »Dann steig vom Pferd ab.« Der Reitlehrer wandte sich wieder uns zu und fuhr mit dem Unterricht fort.
    Ich sah, wie Doro Inga die Sporen von den Stiefeln schnallte. Danach kehrte Inga mit Corsario wieder zur Abteilung zurück.
    »Also, Charlotte«, sagte Herr Kessler, als wir die Pferdeschließlich am langen Zügel trocken ritten, »ich weiß nicht, was du in den letzten vier Wochen gemacht hast, aber du hast sehr viel gelernt. So gut habe ich Hanko schon lange nicht mehr gesehen.«
    Ich grinste stolz und wurde sogar etwas rot.
    »Ich gehe noch eine Runde ins Gelände«, verkündete Inga, als der Reitlehrer den Platz verlassen hatte. »Schade, dass du nicht mitkommen kannst.«
    »Macht nichts.« Ich zuckte die Schultern. »Viel Spaß.«
    Inga lenkte Corsario vom Platz über den Hof bis zum Tor, durch das man direkt in den Wald gelangte. Aber dort war Endstation, denn Corsario wollte nicht von den anderen Pferden weg. Er strebte unbeirrt Richtung Stalltür, obwohl Inga wie wild an den Zügeln zerrte. Ich saß im Hof ab, lockerte den Sattelgurt und zog die Steigbügel hoch. Aus dem Augenwinkel sah ich den Schimmel mitsamt Reiterin im Stall verschwinden und musste kichern. Doro lief besorgt hinterher.
    »Also,
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